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Anti-Wellness, wunderbar: Der Tannerhof

Wenn einen eine Destination nicht loslässt und man sie dennoch rational nicht vollständig durchdringen kann: Dann war man, erstens, möglicherweise im Tannerhof im oberbayerischen Bayrischzell zu Gast. Und sollte, zweitens, vielleicht endlich lernen, seinem Bauchgefühl zu vertrauen.

von Ulrich Knoll im August 2019

Anti-Wellness, wunderbar: Der Tannerhof

Zu meiner Entschuldigung darf ich vorwegschieben, dass das Naturhotel und Gesundheitsressort auch aus Sicht der Betreiber selbst nicht ganz unschuldig an der Verwirrung ist. Denn der Tannerhof ist – ganz bewusst – nicht leicht rezipier- und konsumierbar. Und damit alles andere als ein Allerweltshotel. Es gibt hier natürlich, der Namenszusatz verrät es, zuallererst ein großes Angebot rund um die Gesundheit. Aber eben auch, wenn man so will, einen „normalen“ Hotelbetrieb. Auch sonst koexistiert Vieles, nicht nur Kneipp-Kur und Kräuterschnaps, derart harmonisch, dass Sie eigentlich selbst da gewesen sein müssen, um zu erleben, dass eine derartige Vielfalt – vielleicht nur hier – möglich wie sinnvoll ist.

Burgi von Mengershausen & Roger Brandes. © Rainer Hoffmann

Wie wir leben wollen

Das Ärzte- und Gastgeberpaar Burgi von Mengershausen und Roger Brandes haben ihren eigenen Kosmos einmal selbst so auf den Punkt gebracht: „Es gibt ganz bestimmt Leute, die den Tannerhof doof finden. Das soll ja auch so sein. Wir finden ja auch manche Sachen blöd. Das soll aber heißen: es gibt hier einen Ort, der so offen und frei ist, dass eben sehr viel hineingeht. Es gibt Orte und Hotels, die sind sehr klar und deutlich und höllisch langweilig. Und es gibt den Tannerhof“.

Ein selbstbewusster Satz, der – so man die beiden persönlich kennenlernt – jeden Hauch von übersteigertem Geltungsbedürfnis oder gar Arroganz sofort verliert. Wobei: Selbstbewusstsein im gesunden, weil im besten Wortsinn ist ein ganz wesentlicher Aspekt der Arbeit vor Ort. Heilung bedarf innerer Klarheit und eines Bewusstseins bzw. einer Bewusstwerdung. Das weiß das Medizinerpaar nur zu gut, lebt es selbst vor und gemeinsam mit seinen Gästen.

Mensch, werde wesentlich: Vom Wandel und der Beständigkeit einer Idee

Was ihr Tannerhof ganz entschieden nicht ist: auf Zeitgeist und Mainstream getrimmt. Das bedingt schon die Geschichte des Hauses und seiner Betreiber. „Zurück zur Natur“ hieß es 1904 für die erste Generation. Als Teil der Lebensreform-Bewegung, die sich gegen die negativen Folgen der Industrialisierung wandte, erwarben der Arzt Christian von Mengershausen und seine Frau Barbara seinerzeit den Hof und begründeten ein Sanatorium für naturgemäße Heilverfahren.

© Tilman von Mengershausen
© Miro Weber
© Tilman von Mengershausen
© Rainer Hoffmann

Über die Jahre und Jahrzehnte hat sich das Haus und sein Kurbetrieb zwar den jeweiligen Umständen der Zeit, wo nötig, angepasst. Und natürlich hat jede Generation eigene programmatische Schwerpunkte gesetzt; auch baulich erfolgten hie und da An- und Umbauten. Über ein Jahrhundert hinweg ist so ein Kosmos an Gebäuden entstanden, der wie ein eigenes Bergdorf im Miniaturformat anmutet. Nukleus der Anlage ist das jahrhundertealte Herzstück, die „Alte Tann“. Zu ihr gesellten sich 1905 mit der „Neuen Tann“ ein zweites Haus sowie die 1. Generation von „Lufthütten“. Dazu kamen über die Jahre ein Saunahaus, das Badehaus, ein Atelier, ein Schwimmbad, ein Felsenbad und das Waschhaus, welches heute als Seminar- und Veranstaltungsraum dient.

So ist der Tannerhof in summa trotz aller Weiterentwicklungen sich und seinen Überzeugungen über die vergangenen 115 Jahre immer treu geblieben, ganz nach der Maxime von Silesius: „Mensch, werde wesentlich!“

© Florian Nagler Architekten
© Bettina Krugsperger

Tannerhof reloaded

Spätestens als die aktuelle Generation um Burgi von Mengershausen und Roger Brandes 2004 die Verantwortung übernahm, war klar, dass ein herkömmlicher Kurbetrieb unter den mittlerweile herrschenden Bedingungen im Gesundheitssystem in eine No-Win-Situation führen würde.

Bereits 1989 hatten sich mit dem Gesundheitsreformgesetz einschneidende Änderungen für den Kurbetrieb angekündigt, die durch den Trend allerorten aus dem Boden spriessender, neumodischer Wellnessangebote noch verschärft wurde. Klassische und bewährte Naturheilverfahren, wie sie auf dem Tannerhof seit langem praktiziert wurden, gerieten zu unrecht in den Ruf, altbacken und überholt zu sein. Aufgrund des Rückbaues und der zunehmenden Bürokratisierung des traditionellen Kursystems verschärfte sich diese Situation zusehends.

So nahm der „neue“ Tannerhof bereits ab 2007 in den Köpfen der Betreiber und in Zusammenarbeit mit dem Münchner Architekten Florian Nagler Gestalt an. Und hat 2011 nach einer neunmonatigen Umbauphase eine erstaunliche Wandlung erfahren, ohne seine tradierten Ideale auch nur im Geringsten zu verraten. Äußeren Ausdruck fand die Neuaufstellung in einer weitgreifenden, architektonischen Überarbeitung des historischen Bestandes sowie punktuellen, modernen Ergänzungen.

Neue alpine Architektur

Wesentliche Ziele der Neuausrichtung zum Hotel und Sanatorium waren, eine architektonische Klammer für die bereits existierenden Gebäude zu schaffen und die Kapazität der Übernachtungsmöglichkeiten derart zu erhöhen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb weiterhin möglich sein würde. So wurde die altehrwürdige „Alte Tann“ nicht nur von unnötigem Ballast befreit, sondern auch wieder zum Einfirsthof zurückverwandelt. Durch eine Aufstockung entstanden acht neue ‚Almzimmer’.

© Ann-Kathrin Singer // © Rainer Hoffmann
© Ann-Kathrin Singer // © Florian Nagler Architekten
© Ann-Kathrin Singer
© Ann-Kathrin Singer

Der Übergangsbereich zum Badehaus wurde mit einer vorgelagerten Orangerie überzeugend geschlossen. In diesem Bereich fand auch das Kaminzimmer seinen Platz. Die Zimmer der darüber gelegenen Baumallee wurden bei dieser Gelegenheit ebenfalls komplett saniert.

© Vera Prinz
© Vera Prinz
© Rainer Hoffmann

Ikonischster und sicherlich bekanntester Teil der Erneuerung sind die vier modernen, schindelverkleideten Hüttentürme, eine moderne Interpretation des Rückzugsraumes wie sie bereits die umliegenden „Lufthütten“ anno 1905 darstellten. Um die Versiegelung so gering wie möglich zu halten, entwickeln sich die neuen Gebäude im Gegensatz zu den historischen Pendants allerdings ins Vertikale und bieten jeweils drei übereinander gestapelte Zimmer. Hölzerne Oberflächen, raumhohe Verglasung und Ausblicke in die Berglandschaft umher lassen alle diejenigen wunderbar zur Ruhe kommen, denen es nichts ausmacht, nicht direkt im Haupthaus zu logieren.

© Rainer Hoffmann
© Rainer Hoffmann
© Ann-Kathrin Singer
© Florian Nagler Architekten

Alle Neu- wie Altbauten kommen seitdem mit einer reduzierten, warmen und wertigen Atmosphäre daher – in qualitativ hochwertigen Naturmaterialien, reduziert und garantiert ohne Alpenkitsch.

© Burgi von Mengershausen
© Yvonne Aschoff

Und wie fühlt sich das jetzt alles an?

Noch ehe man nach Ankunft die Rezeption betritt, fällt der Blick auf den Deckenbalken in der Eingangshalle der Alten Tann, dem Herzstück des Anwesens. „Trittst du ein in dieses Haus / lass’ Titel Würden nur heraus / als Mensch zu Menschen kommst du hier / vor Gott gibt’s keine größere Zier“. Oder frei, in meiner Interpretation: nimm’ dich selbst ernst, aber mach’ dich nicht wichtiger als du bist. Ein passendes Motto für die kommenden Tage!

Noch vor dem Abendessen besteht für Neuankömmlinge die Gelegenheit zur Hausführung. Man tut gut daran, diese wahrzunehmen. So erschließen sich die räumlichen Zuordnungen schneller und man nähert sich der Geschichte wie dem Geist des Hauses zusehends. Wobei sich die besondere Atmosphäre auch ohne jegliche Kommentierung früher oder später bemerkbar macht: wie ein feines Lächeln schwebt sie unsichtbar als Mischung aus freundlichem, sehr persönlichen Service, der Ruhe des Ortes und der bedachten Architektur unaufdringlich, aber omnipräsent durch alle Flure, Hallen, Zimmer und Stuben. Und hinterlässt eine ernsthafte, stille, in sich gekehrte, heitere Stimmung.

Endlich herrscht Zeit für Muse, Kontemplation, gute Gespräche – zu Tisch oder im Kaminzimmer. Alles durchweht von einer frischen Alpenbrise, einem Gefühl von Freiheit und unter dem Eindruck der umgebenden Natur rund um den Wendelstein. Krönender Abschluss des Tages für alle Nicht-Faster ist das abendliche Menü. Das, wie könnte es anders sein, nicht nur „bio und regional“, sondern auch „slow“ daherkommt. Auch typisch Tannerhof: Küchenchef Nico Sator kocht für seine Gäste jeden Tag ein Menü. Gegessen wird also, was auf den Tisch kommt. Sie werden es nicht bereuen, ausnahmsweise einmal nicht die Qual der Wahl zu haben.

© Ann-Kathrin Singer
© Nico Sator

Wenn man möchte, kann man sich hier im Urlaub in aller Ruhe in ärztliche Behandlung begeben, Anwendungen nehmen, sich endlich sich selbst widmen und – körperlichen wie seelischen – Ballast abwerfen. Die Begrifflichkeit der „Sprechstunde“ werden Sie hier sicher neu erfahren. Denn hier wird zuallererst gut zugehört. 

© Stephan Pramme

Der Tannerhof ist also aufgrund seiner Bestimmung durchaus ein Ort großer Ernsthaftigkeit, aber ein Hort der Strenge ist er beileibe nicht. Dafür sorgen alleine schon die zahlreichen Kunstwerke, die manchmal eingestreut, manchmal ganze Flure bespielend zum Schmunzeln und Nachdenken anregen.

Erwin Wurms „Selbstportrait als Essiggurke“ beispielsweise. Oder die großformatige Fotoreihe „Leitzachtal“ des Fotografen Christopher Thomas, welche Gerhard Polt, Urgestein des bayerischen Kabaretts, mit seinem hintersinnigen Humor eigens für den Tannerhof kommentiert hat. Das ist schräg, das ist schön und kitzelt angenehm!

© Roger Brandes

Apropos zuhören: Das hauseigene Kulturprogramm bietet immer wieder besonders hautnahe Konzerte und inspirierende Lesungen. Dazu gesellen sich regelmäßig wechselnde Ausstellungen, Vernissagen sowie Möglichkeiten, selbst aktiv und kreativ zu werden.

Falls Sie sich noch nicht sicher sein sollten, was Sie vom Tannerhof halten: Seit Frühjahr 2019 lädt der Tannerhof mit dem Restaurant Pool auch externe Gäste zum Menü ein. So können Sie nicht nur die exzellenten Küchenkreationen genießen, sondern live und noch ganz unverbindlich die Tannerhof-Atmosphäre erkunden!


Text: Ulrich Stefan Knoll, August 2019

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