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Wir tun das, was uns unsere Bauherren immer verbieten: Johanne und Lena Nalbach

Gemischtes Doppel – in der neuen Ausgabe unserer freitäglichen Gesprächsrunden haben wir mit Johanne und Lena Nalbach vom Büro Nalbach + Nalbach über die Tücken von Architektur und Gastgebertum, den Hang zur Spontanität und falsche Nostalgie reflektiert.

von Jan Hamer & Ulrich Stefan Knoll im Mai 2025

Wir tun das, was uns unsere Bauherren immer verbieten: Johanne und Lena Nalbach

Johanne und ihr Mann Gernot Nalbach – beide ursprünglich aus Österreich – haben vor 50 Jahren in Berlin ihr Architekturbüro gegründet. Bekannt wurden sie unter anderem mit ihren Hotelplanungen. Eher durch Zufall wurden sie selbst vor über dreißig Jahren zu Hoteliers. Ihr Seehotel am Neuklostersee ist bis heute ein zeitloser Klassiker.

Mit Moritz Nalbach, der Kulturwissenschafen studiert hat, und Lena Nalbach, Architektin, mischt bereits die nächste Generation maßgeblich mit. Vor allem beim Kavaliershaus Schloss Blücher am Finckener See, dem zweiten Hotelprojekt der Familie.

Wir haben Johanne und Lena Nalbach in ihrem Büro in Berlin erreicht und uns gemeinsam durch die wechselvolle Geschichte ihrer Erfahrungen aus Architektur und Hotellerie begeben.

Jan Hamer: Wie wird man eigentlich vom Architekten zum Hotelier – war Euch langweilig?

Johanne Nalbach: Zum Seehotel kamen wir eigentlich wie die Jungfer zum Kind. Vor mehr als drei Jahrzehnten war eine Annonce in der Berliner Morgenpost: Zwei Bauernhäuser am See. Bauernhof-Formen waren in Österreich mein Abiturthema in Kunst und am Wochenende sind wir immer ins Mühlviertel gefahren – da gab es wunderschöne Bauernhöfe.

Ich bin also hingefahren. Da stand eine wunderschöne Kastanie vor der Kunstscheune, das hat mich so an die österreichischen Wirtshäuser erinnert. Und der See war da und die Bauernhäuser, also das hat mich sehr beeindruckt.

Ursprünglich wollten wir es privat nutzen, aber Horst und Rosi, die das Anwesen 14 Jahre lang als Ferienheim der LPG Morgenröte geführt haben, wären dann arbeitslos gewesen. Wir haben die LPG gefragt: „Was passiert mit den alten Leuten?“ Als Antwort kam: „Das ist völlig egal, Hauptsache ihr kauft“.  Da haben wir gesagt, das geht nicht. Wir haben genügend Hotels entworfen, dann machen wir also selbst ein kleines Hotel.

So haben wir langsam begonnen und es ist langsam gewachsen. Und das war eigentlich das Schöne an diesem Projekt. Sonst, wenn ich Hotels plane, müssen die sofort am nächsten Tag eröffnet werden, es gibt keine Einarbeitungszeit, es muss auf Anhieb funktionieren. Das Seehotel hingegen ist eben langsam gewachsen. Heute sind es 25 Einheiten – es ist ja so einiges dazu gekommen: die Badescheune und die Ferienhäuser … 

Ulrich Stefan Knoll: Ihr besitzt mit dem Kavaliershaus noch ein zweites Hotel. Wie kam es dazu?

Johanne Nalbach: Ich habe am Bett immer Bücher und Zeitschriften liegen, die ich tagsüber nicht schaffe. Da lag dann irgendwann auch der Auktionskatalog vom Kavaliershaus. Das war so ein schönes klares Gebäude und da dachte ich mir, es kann doch nicht schon wieder so ein schönes Gebäude kaputtgehen … da habe ich es in zehn Minuten Telefonauktionskonferenz ersteigert.

Währenddessen kam mein Mann rein und fragte: „Was machst du da?“ Ich: „Ja, jetzt kaufen wir gerade auch noch ein Kavaliershaus“. Der Kauf selbst war sehr günstig und was man reinstecken musste, war ein anderes Kapitel. Die Architektur haben dann Lena und ich zusammen entworfen. Wir haben versucht, so viel wie möglich zu erhalten. Damit haben wir uns eigentlich ein Eigentor geschossen, weil die Suiten unheimlich groß sind und wir möglichst wenige Eingriffe vorgenommen haben. Heißt, praktisch gesehen: Hohe Heizkosten und schlecht zu bewirtschaften eigentlich. Aber: Ich tue das, was meine Bauherren mir immer verbieten.

Lena Nalbach: Ich habe bei der Bauleitung im Kavaliershaus festgestellt, dass der Ort ganz anders ist, als ich es von der Küste Mecklenburgs kannte. Die Leute grüßen Dich und sprechen Dich an. Irgendwann hat mir jemand gesagt: „Hier kommt eigentlich keiner her. Hier war es vor dem Krieg wie im Krieg, wie nach dem Krieg; vor der Wende wie nach der Wende … Wir sind froh, dass ihr dieses Haus wieder herrichtet, hier sind viele Generationen zur Schule gegangen.“

Wir haben das Prinzip verfolgt, der Geschichte und der Umgebung der Häuser enormen Stellenwert einzuräumen.

– Johanne & Lena Nalbach

Johanne Nalbach: Vielleicht noch mal kurz zum Architektonischen. Man kann sagen, dass wir das Prinzip verfolgt haben, der Geschichte und der Umgebung der Häuser enormen Stellenwert einzuräumen. Beim Kavaliershaus war es die gräfliche Vergangenheit und die Vergangenheit aus DDR-Zeiten, die wir sichtbar lassen wollten.

Das Gleiche galt beim Seehotel. Darum haben wir das Design dort auch nicht in den Vordergrund gestellt, so wie bei vielen anderen Hotels; das musste eine Selbstverständlichkeit sein. Eigentlich ist die Natur die Geschichte des Hauses und das Design und die Materialität haben sich der starken Prägung durch die Landschaft – den See, den alten Baumbestand – untergeordnet. Das sieht man dann etwa an den Materialien der Zimmer, für die wir nur Kirsche, Eiche, Buche, Nuss verwendet haben.

Es gibt ja das Bauernhaus, die neu gebaute Badescheune und die Kunstscheune. Jedes Haus braucht eigentlich eine andere Antwort in der Innenarchitektur. Eine, die jeweils Bezug nimmt auf das, was es einmal war, und was sein wird.

Das Gleiche war der Fall beim Kavaliershaus. Da musste man mit etwas anderen Mitteln der Architektur arbeiten, weil die Räume ja sehr, sehr groß sind. Als Thema haben wir vier Mecklenburger Künstler für die Suiten gewählt: Caspar David Friedrich, Otto Lilienthal, Uwe Johnson und Günther Uecker, mit denen ich in den Hotelzimmern in etwas intellektuellerer Herangehensweise gespielt habe.

Ulrich Stefan Knoll: Weil wir gerade bei Meilensteinen waren: Ich habe gesehen, ihr habt ja dieses Jahr fünfzigjähriges Büro-Jubiläum. Feiert ihr denn?

Johanne Nalbach: Stimmt, wir haben 1975 gemeinsam das Büro gegründet. Damals noch zu Hause, in der Weimarer Straße. Das waren damals kleine, wunderbare Aufträge, viele Kunst am Bau-Projekte. Beziehungsweise hauptsächlich Gernot, ich war ja noch mit den Kindern eingespannt. Bei mir galt: Kleine Kinder, kleine Projekte – große Kinder, große Projekte. Ein typisches Frauenschicksal zu der Zeit.

Jan Hamer: Das Spannende ist, dass ihr über diese Projekte wirklich zu Hoteliers geworden und seit über drei Jahrzehnten geblieben sind. Wie funktioniert das – neben dem Architekturbüro?

Johanne Nalbach: Es ist so, dass das Seehotel und das Kavaliershaus früher neben dem Architekturbetrieb relativ wenig Zeit beansprucht haben. Das ist inzwischen aber völlig anders. Die Zeiten haben sich geändert und es ist leider schwierig, Personal zu finden.
Ich bin nach wie vor fast jedes Wochenende selbst im Seehotel, das muss auch sein. Ohne ginge es noch viel weniger als früher. Man muss wirklich Anteil nehmen an der Hotelfamilie, wir haben 25 Mitarbeiter im Seehotel.

Lena Nalbach: Es ist schon ein bisschen familiär mit den Mitarbeiter:innen. Man kennt sich recht gut, hat teilweise über Jahrzehnte miteinander gearbeitet und Feste zusammen gefeiert. In Fincken haben wir seit fast einem Jahrzehnt den gleichen Koch. Er ist sehr in der Region verwurzelt und für ihn ist das Restaurant sein Traum.

Jan Hamer: Kurz noch mal zurück zur Architektur … die Besonderheit des Seehotels ist ja, dass die Vielschichtigkeit des Projektes gerade durch den langen Zeitlauf, quasi „step by step“, entstanden ist. Ist das Hotel ihrer Auffassung nach „fertig“ – oder gibt es weitere Pläne?

Johanne Nalbach: Ich bin gerade gestern wieder an einem kleinen, nächsten Schritt gescheitert. Ich würde gerne eine Gartensauna direkt am See errichten, sodass man durch ein großes Fenster auf den See blicken kann. Das dürfen wir aber schon wieder nicht, das ist nicht erlaubt im Außenbereich in Mecklenburg. Das dürfte man in Schleswig-Holstein. Hier aber ist der Uferstreifen auf 50 Meter freizuhalten; dann habe ich aber leider keinen Seeblick mehr. Ich darf nicht an der Straße, wo der Tennisplatz ist, eine Photovoltaikanlage bauen.

Manchmal hat man den Eindruck, es gibt aufseiten der Behörden keine Verantwortung mehr, die der Einzelne trägt. Wenn ich an die Zeit denke, als wir das Bundespressekonferenzzentrum geplant haben … da bin ich noch selbst zum obersten Chef der Feuerwehr gegangen und hab gesagt, ich verstehe alles im Brandschutz, aber gewisse Details, die gerade auf dem Tisch liegen sind doch unlogisch, das könnte man doch anders machen. Die sind mir gefolgt damals und haben selbst Verantwortung übernommen, und das ging an sehr vielen Punkten seinerzeit.

Das würde heute keiner mehr machen, keiner traut sich mehr über diese Paragrafen, über die einzelne Punkte im Baurecht hinaus, ein bisschen eigene Verantwortung zu übernehmen.

Dabei tragen wir Architekten ja trotz Baugenehmigung im Moment die volle Verantwortung; die Verwaltung trägt keine Verantwortung mehr, könnte also im Vorfeld viel lockerer werden. Früher hast du mit der Baugenehmigung die Rückendeckung gehabt, die hast du heute nicht mehr.

Ich sehe das Leben sowieso als ein Theater. Man guckt immer als Zuschauer auf die Bühne. Die Distanz, die hilft mir viel in meinem Berufsleben.

– Johanne Nalbach

Jan Hamer: Wir sehen aktuell, dass immer mehr gemeinschaftlich organisierte Projekte oder Baugruppen entstehen, was haltet ihr davon?

Johanne Nalbach: Ich glaub, das wird ganz stark zunehmen, weil dieses Gefühl, eine Gemeinschaft zu bilden bei all den äußeren Problematiken, die sich gerade auftürmen, immer stärker wird. Und ich finde es auch architektonisch sehr gut, weil man dann auch Leute mitnimmt, die selbst vielleicht kein Zugang zur Architektur haben. Ich sehe das sehr positiv, auch wenn es unheimlich mühselig ist.

Lena Nalbach: Ja, ich finde das auch ein spannendes Konzept. Ich sehe da viele Möglichkeiten auch für die Umwandlung bestehender Projekte.

Johanne Nalbach: Was ich abschließend unbedingt noch gesagt haben wollte: Urlaubsarchitektur hat für die Erziehung von ganz vielen Menschen mit Blick auf die Architektur wirklich viel geleistet. In der Schweiz und in Österreich werden Kinder in der Grundschule schon ein bisschen an die Architektur herangeführt, das fehlt ja bei uns in Deutschland völlig. Da hat Urlaubsarchitektur wirklich einen ganz, ganz großen Beitrag geleistet, ihr seid schon führend auf dem Sektor.

Jan Hamer: Vielen Dank für die Blumen! Wir werden weiter hart dafür arbeiten, auch künftig Maßstäbe zu setzen. Und vielen Dank für das Gespräch!


Johanne Nalbach gründete ihr Architekturbüro mit ihrem Mann Gernot Nalbach 1975 in Berlin, nachdem dieser eine Professur an der UdK Berlin angenommen hatte. Er lehrte viele Jahrzehnte an der Technischen Universität Dortmund, wo er mit dem Programm „Herbstakademie“ im Seehotel den internationalen Gedankenaustausch leitete, der bei Studenten und Dozenten gleichermaßen berüchtigt war. Johanne hatte auch eine Ehrenprofessur an der Universität von Kansas inne. Beide waren Vorreiter der Idee des Designhotels und haben Projekte vom Industriedesign bis hin zu großflächigen Stadtentwicklungen, Wahrzeichen wie das Pressekonferenzzentrum in Berlin und das Art’otel Rheinauhafen in Köln oder Transformationen bestehender Strukturen in neue Nutzungen wie die HTW Oberschöneweide in Berlin begleitet.

Lena Nalbach studierte Architektur an der AA London und an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie unterrichtete interdisziplinäre Ateliers an der University of Kentucky und leitete zwei Jahre lang ein Auslandssemesterprogramm, das Studenten an verschiedene europäische Orte führte. Realisierte Projekte konzentrieren sich auf temporäre, nomadische Strukturen, wie z.B. ein Slum nach österreichischem Baurecht für ein Festival und ein 1. Preis für eine schwimmende Architektur für die IBA Lausitz.

Moritz Nalbach, der ursprünglich Kulturwissenschaften an der Viadrina in Frankfurt/Oder studiert hat, ist Autodidakt in vielen Bereichen und legt im Seehotel Wert auf die Anpassung eines langsam gewachsenen Betriebes an die modernen Rahmenbedingungen von KI und Mobilität.

Interview: Das Gespräch führten Jan Hamer und Ulrich Stefan Knoll

Fotos: © Balthasar Freise (Titelbild), Seehotel Neuklostersee © Gernot Nalbach (1, 3), Seehotel Neuklostersee © Cyrus Saedi (2), Kavaliershaus Schloss Blücher © Gernot Nalbach (4), Kavaliershaus Schloss Blücher © Cyrus Saedi (5), Kavaliershaus Schloss Blücher © Ben Donath (6), Kavaliershaus Schloss Blücher © Waltraud Stoll (7), Seehotel Neuklostersee © Hanjo Folster (8), Seehotel Neuklostersee © Gernot Nalbach (9), Seehotel Neuklostersee © Reto Gundli (10), Seehotel Neuklostersee © Ken Schluchtmann (11, 12), Seehotel Neuklostersee © Ben Donath (13, 14), Kavaliershaus Schloss Blücher © Henryk Weiffenbach (15), Kavaliershaus Schloss Blücher © Gernot Nalbach (16), Seehotel Neuklostersee © Hauke Dressler (17)

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