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Hermitage Sykaminea – Hub der Kreativität

In der Hermitage auf Lesbos, einem Langzeitprojekt des deutschstämmigen, bildenden Künstlers Andreas Sell, finden kleine Teams einen Projektraum für Meetings oder Workshops, der den Rahmen trister Veranstaltungsräume bei Weitem sprengt.

von Ulrich Knoll im Februar 2023

Hermitage Sykaminea – Hub der Kreativität

Im äußersten Winkel Europas, nur zehn Kilometer vom türkischen Festland entfernt, liegt das kleine Fischerdorf Skala Sykamineas. Eine ruhige Ortschaft am nordöstlichen Rand der griechischen Insel Lesbos mit überwiegend älteren Bewohner:innen, die von der Fischerei, der Schafzucht und dem Olivenanbau leben.

In einem dieser Olivenhaine liegt verträumt die Hermitage Sykaminea, ein Langzeitprojekt des deutschstämmigen, bildenden Künstlers Andreas Sell. Hier heißt er von Frühjahr bis Herbst kleine Teams willkommen, die einen Projektraum für Meetings oder Workshops suchen, der den Rahmen trister Veranstaltungsräume bei Weitem sprengt.

Der Blick schweift von hier aus über den terrassierten Hang und Skala Sykamineas, hinaus auf die Wasserfläche des Golfes von Edremit, dessen Farbtöne mit der Tageszeit und der Witterung ständig wechseln. Lange bleibt das Auge hier haften.

Schnell gerät man im Anblick des Meeres und des Himmelsschauspiels ins Sinnieren. Sonnenauf- und -untergänge ziehen ebenso in den Bann wie das Licht, das je nach Tages- und Jahreszeit ganz unterschiedlich auf die Hänge fällt. Dazwischen Greifvögel, die sich in Kreisen hoch in die Lüfte schwingen, Katzen, die vorbeistreunen. Käfer, Ameisen und viele andere Insekten krabbeln vorbei.

Man hört Schafsglocken, Hundegebell aus dem Dorf, das Rauschen des Windes. Möwenschreie und die Motorgeräusche der kleinen Fischerboote schwappen herauf. Und man vernimmt den fahrenden Gemüsehändler, der über Lautsprecher sein Angebot verkündet.

Ein leichter Geruch von Salz liegt in der Luft. Im Frühjahr kitzeln die Sonnenstrahlen angenehm auf der Haut, im Sommer freut man sich eher über den wohltuenden Schatten der Bäume und die Brise, die vom Meer herauf weht. Gegen Abend spaziert man bei nachlassender Hitze zwischen den Olivenhainen umher. Oder steigt auf den alten Wegen, die für die Eseltransporte zur Olivenernte angelegt wurden, hinunter zum Meer. Dort kann man ein Bad nehmen und danach ein Getränk auf der Platía genießen.

Der Entwicklungsprozess der Hermitage

Dass diese Unterkunft, dieser Ort alles andere als zufällig ist, hängt eng mit dem Gründer der Hermitage zusammen. Nach selbstgewählten Jahren ohne festen Wohnsitz und langjährigen Reisen durch verschiedene Länder gelangte Andreas Sell 2012 eher zufällig auf die Insel.

Mit ihren Bergen, Wäldern, heißen Quellen und einer üppigen Flora und Fauna übte das Eiland einen besonderen Reiz auf ihn aus. Und so machte er sich auf die Suche nach einem Stück Land, auf dem er ein Sommerhaus für eine Person bauen wollte. Die Abgelegenheit des von ihm gewählten Grundstückes birgt nicht zu Unrecht die Idee einer Flucht, die auf die romantische Suche nach einem Leben abseits der üblichen gesellschaftlichen Konventionen anspielt. Denn Andreas Sell hat dieses Land gekauft, um einen Rückzugsort zu bauen – eine Unterkunft, die einen leeren Raum schafft und gleichzeitig ausfüllt. Sein Haus bzw. seine Häuser sind archetypische Konstruktionen, Schutzräume, die vor äußeren Widrigkeiten abschirmen und das Private vom Öffentlichen trennen. Das Konzept der Hermitage ist in seiner Gesamtheit von Einfachheit geprägt und zielt darauf ab, heilende Einsamkeit zu schaffen.

So konnten von 2016 an ein bis zwei Gäste über mehrere Sommer hinweg ihre Zeit in der Hermitage verbringen. 2022 wurde die Anlage erweitert, so dass seitdem auch Gruppen gemeinsame Aufenthalte verbringen können. Zwei Sommerprogramme, in denen Architekt:innen, Künstler:innen, Kuratoren:innen und Designer:innen sich 2020 und 2021 spezifischen Arbeitsvorhaben widmeten, gaben den Ausschlag zu dieser Umgestaltung. Seither ist die Hermitage von Frühjahr bis Herbst ein Treffpunkt für kreative Menschen, die zu Themen wie Ökologie oder Kunst arbeiten, Team-Meetings veranstalten oder Workshops durchführen.

Ein balanciertes Leben

Die Hermitage war von Beginn an als ein Kunstwerk, dass anhand seines Nutzens konzipiert wurde, gedacht.
Die griechische Kuratorin Galini Notti beschreibt das Werk von Andreas Sell und zugleich die Hermitage folgendermaßen:

„Andreas Sell arbeitet an der Herstellung von Raum. Er baut, kartographiert, arrangiert und repräsentiert einen Raum, der das Selbst und den Anderen aufnimmt; einen physischen, mentalen und sentimentalen Raum, der offengelegt oder geschützt, besucht oder bewohnt werden kann. Auf diese Weise erforscht er persönliche und soziale Beziehungen und reflektiert über die Beziehungen der Menschen zu ihrer Umgebung. Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen beschäftigt er sich mit Prozessen des Übergangs, der Anpassung, der Bindung und der Loslösung.“

Sell selbst schildert die Anfänge der Hermitage so:

„Wiewohl aus einer Architektenfamilie stammend, hatte ich selbst noch nie ein Haus gebaut; und es erschien mir nicht richtig, es vom Schreibtisch aus zu entwerfen. Ich wollte den Ort, an dem ich bauen würde, kennenlernen und mich mit ihm vertraut machen. Also errichtete ich eine Struktur aus Holzlatten und Plastikplanen, eine Art Modell des Hauses. Ich wollte herausfinden, wie das Klima um das Haus herum beschaffen ist. So wollte ich sehen, wie sich das Licht bewegt und aus welcher Richtung der Wind kommt. Also habe ich das 1:1-Modell gebaut und lebte einen Sommer lang darin. Auf diese Weise lernte ich den Ort langsam kennen. Der Bau des Hauses war ein bewusst langsamer Prozess. Durch das Modell hatte ich genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, wo ich die Fenster im Haus anbringen würde und wohin sie ausgerichtet sein sollten. Auch die Einbettung des Hauses in die Umgebung war für mich zentral wichtig und ergab sich aus dem Modellversuch.“

„Als ich über den Bau des Hauses nachdachte, kam mir oft Martin Heideggers Aufsatz ‚Bauen, Wohnen, Denken‘ in den Sinn. Darin beschreibt er, dass Wohnen Bauen ist. Dass man baut, indem man Dinge in seinem Haushalt bewegt. Nach sechs Jahren ohne festen Wohnsitz gab mir der Bau eines Hauses die Möglichkeit, meine Grundbedürfnisse neu zu reflektieren. Der Wunsch nach einem Schutz vor Wind, Regen oder Hitze. Aber ich dachte nicht nur an den Bau eines Hauses, sondern auch an alle Gegenstände im Haus. Wie viele Löffel brauche ich? Wie viel Wasser benötige ich? Wie viel Licht?

„Aufgrund meiner Bedürfnisse wurde ich mir der Gegenstände im Haus bewusst. Und indem ich sie wahrnahm und viele selbst entwarf und auch baute, fand ich heraus, wie viele Gegenstände ich brauche und wo die jeweilige Position eines Gegenstandes sein sollte. Diese Ordnung ist nie fest. Sie verändert sich ständig. Da es zum Beispiel keine Wasserleitungen im Haus gibt, muss ein Wasserbehälter über der Spüle in der Küche gefüllt werden und nach dem Gebrauch muss das Wasser aus dem Haus getragen werden. So weiß sowohl ich selbst wie auch jeder Gast, wie viel Wasser an einem Tag verbraucht wird.“

Naturbewusstes, vernakuläres Bauen

Die Hermitage Sykaminea besteht aktuell aus zwei Holzhäusern, einem Badehaus und einer Pergola. Als Vorbild dienten landwirtschaftliche Lagerhäuser, die von den Bauern auf der Insel gebaut werden. Die Gebäude bestehen überwiegend aus Holz, wodurch eine warme und natürliche Atmosphäre geschaffen wird. Selbstgebaute Holzmöbel verstärken diesen Effekt.

Mit den beiden Gebäuden, die über einen Gruppenraum und vier Schlafzimmer verfügen, bietet die Unterkunft bis zu acht Personen Platz und ist somit ideal für kleinere Gruppen. Nach dem Prinzip: Kleine Schlafräume und ein großer Gemeinschaftsraum. Diese Struktur wurde von Berliner Hausgemeinschaften aus den 1990er Jahren übernommen, in denen Gemeinschafträume geteilt wurden und alle Bewohner:innen ein privates Zimmer hatten. Als erweiterter Rückzugsraum dient unter anderem der Olivenhain, wo man in einer Hängematte mit Blick auf das Meer seine Ruhe finden kann. Die Hermitage bietet insgesamt viel Raum, um zusammen oder für sich zu sein. Im Sommer lebt man natürlich zumeist draußen. Dann findet man auch unter der Pergola einen komplett eingerichteten, großzügigen Raum, in dem man auf einem Sofa neben den Bäumen liegen oder entspannt in der Kleingruppe arbeiten kann. Die Übergänge zwischen Innen – und Außenraum sind in der gesamten Anlage fließend.

Die Hauskubaturen passen sich jeweils dem Gefälle des Hanges an. Ausgangspunkt der Holzkonstruktionen ist der 2015 errichtete Kubus, der durch das Gefälle verzerrt ist. Die Holzfassaden selbst nehmen im Laufe der Zeit Patina an und verfärben sich dunkel. Somit stechen die Gebäude nicht mehr aus der Umgebung heraus, sie verschwinden vielmehr in der Landschaft.

Der Innenraum des bereits 2015 gebauten Hauses besteht aus drei Ebenen: einer Schlafempore, einer Wohnküche und einer Ebene mit einem Regal für Kleidung. Die Ausrichtung wurde so gewählt, dass im Sommer ein angenehmes Klima vorherrscht. Der Wind, der hauptsächlich von Norden kommt, strömt dann durch die großen Türen, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Fensterläden spenden Schatten. Ein externes Badehaus neben dem Holzhaus bietet fließendes Wasser. Dessen Abwässer werden in zwei verschiedene Tanks geleitet. Während das Toilettenwasser über einen Sickertank entsorgt wird, kann das Duschwasser für die Bewässerung des Gartens und der Olivenbäume wiederverwendet werden.

Summa summarum bietet die Hermitage einen einfachen Komfort. Die Einfachheit der Gebäude und der daraus resultierende Lebensstil verlangen von den Besucher:innen, dass sie sich etwas Zeit und Aufmerksamkeit für die alltäglichen Bedürfnisse nehmen.

Die Stromversorgung etwa erfolgt über Batterien, die von einer Photovoltaik- Anlage aufgeladen werden und 230 Volt liefern. Das Wasser für die Hermitage stammt aus dem Dorf Sykaminea, welches es aus einem Grundwasserreservoir bezieht. Es ist also ebenfalls ein kostbares Gut. Im Haus werden daher nur organische Reinigungsmittel verwendet – denn das Abwasser wird zur Bewässerung des Kräutergartens genutzt. Die Kräuter wiederum können zum Kochen verwendet werden. In dieser Art denkt, plant und baut Andreas Sell seit Jahren mit größter Selbstverständlichkeit – in Kreisläufen, wo immer möglich.

Herz der Hermitage ist die Pergola, die als Gemeinschaftsraum und Outdoor- Küche fungiert und das Bad integriert. Da man im Sommer ohnehin draußen lebt und arbeitet, genügen auch angedeutete Wände. Diese lassen die Grenzen zwischen Innen- und Außenbereich verwischen und beziehen den gesamten Olivenhain mit seinen Aufenthaltsmöglichkeiten mit ein. Er wird dann zum erweiterten Wohn- und Denkraum.

Was heute aller beabsichtigten Einfachheit zum Trotz selbstverständlich aussieht, war es natürlich nicht. Eine der größten Herausforderungen war es, die Baumaterialien überhaupt auf das Grundstück zu bringen. Denn der kleine Feldweg und der terrassierte Olivenhain mit seiner starken Hanglage erlaubten nur kleinen Fahrzeugen Zugang. So musste also das gesamte Holz per Hand die Terrassen hochgetragen werden. Da Andreas Sell nicht nur der Bauherr und Entwerfer ist, sondern auch selbst regelmäßig auf der Baustelle Hand angelegt hat, weiß er bestens um die Mühen, die dem paradiesischen Ort von heute vorausgegangen sind.

So wurde die Hermitage Sykaminea nach und nach zu diesem einzigartigen Ort – langsam wie stetig über die Jahre gewachsen. Dabei verändert sie sich stets, gibt aber allzeit Raum für eine gute Zeit mit Gleichgesinnten oder Arbeitskolleg:innen.

Wenn man hier ankommt, erscheint der zum Olivenhain führende Feldweg wie ein Pfad, der in eine andere Welt leitet. Die Abgeschiedenheit und die atemberaubende Natur lassen einen leicht abschalten. Auch das unter Denkmalschutz stehende, oberhalb gelegene Dorf Sykaminea mit seinen alten Gebäuden wie auch das gesamte Inselleben vermitteln diesen Eindruck: in einer anderen Zeit zu leben, aus der (gewohnten) Zeit gefallen zu sein.


Text: Ulrich Stefan Knoll, Februar 2023

Fotos: © Marco Pinarelli (1 – Titelfoto, 6, 13, 17, 19, 20, 22, 25, 29), © Fotis Milionis (2, 12, 16, 18, 28), © Wolfram Sinapius (4, 5), © Patroklos Kazazis (15), © Andreas Sell (3, 7, 9 – 11, 14, 20, 23, 24, 26, 27, 30 – 33), © Korbinian Bscheider (8), © Estela Stavrinou (21)

Ein Kommentar

Patric F.C. Meier sagt:
Ich freue mich sehr bei UA über dieses Eigenbau- Haus zu lesen. Es entzieht sich der klassischen Designwelt und setzt seine eigenen Qualitätsmaßstäbe. Asketisch. Pur. Einfach. Schön.
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