Unsere Buchgestalterin ist auch Architektin. Warum echte Einfachheit bei ihr Entzücken auslöst und was das mit der Literatur der Kindheit zu tun hat, erzählt sie im 5. Teil der Reihe „Ein Bild“.
In elterlichen Bücherregalen finden sich nicht selten unerwartete Entdeckungen. Bücher von denen man nie glaubte, dass sie die eigenen Eltern tatsächlich gelesen haben (Schillers Dramen). Bücher, von denen man sich nicht vorstellen möchte, dass sie sie gelesen haben („Sag mir dein Sternzeichen, und ich sage dir, wie du liebst“).
Und schließlich Bücher, von denen man nicht weiß, wie sie jemals ihren Weg in das Bücherregal finden konnten. Darunter eine schwärmerische Sammlung der schönsten Aussteigerhütten der 1970er Jahre, errichtet von Freaks und Nerds in den unendlichen Weiten Nordamerikas. Fast immer ohne Bauplan. Gebaut aus dem Material, das sie vorfanden. Und immer inmitten des Nirgendwo. Ohne Adresse und jenseits jeden Weges. Das Büchlein hat mich mein ganzes Studium begleitet. Erst mit Argwohn („Das ist doch keine Architektur!“), dann mit zunehmender Sympathie als Gegenbild zur verkopften, akademischen Entwurfslehre.
Was für eine Entdeckung also, als ich zwanzig Jahre später das kleine Turmhaus Bergaliv Högloftet (Foto: Hanna Michelson) das erste Mal zu Gesicht bekomme. Selten habe ich seither ein Haus getroffen, das dieses Gefühl nach Echtheit, Entrückung und Einfachheit mehr zum Ausdruck bringt. Die Balken aus rohem Holz, die Konstruktion bestechend einfach und voller Poesie. Ein Forsthaus auf Stelzen, ein Baumschloss in den Wipfeln. Irgendwo da draußen. Weit, weit weg. Aber das Beste: mit Adresse.
– Kathrin Schmuck arbeitet als Buchgestalterin seit 2016 mit URLAUBSARCHITEKTUR zusammen. www.bucharchitektur.de
Zur Arbeit von URLAUBSARCHITEKTUR gehört es, viel mit Bildmaterial umzugehen. Manchmal ist ein Bild dabei, das uns besonders anspricht – ein Foto, das uns überrascht, fasziniert oder uns schlicht zwingt, einem Haus noch mehr oder anders Beachtung zu schenken. Zu sehen in unserer neuen Reihe „Ein Bild“.
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