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Design, Natur- und Artenschutz im Ferienhaus-Garten

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Der deutsche Gartengestalter Rainer Elstermann ist ein wahres Multitalent. Einst arbeitete er mit der deutschen Experimentalfilmgruppe Teufelsberg Produktion zusammen, dann reüssierte er 25 Jahre lang als quereingestiegener Profifotograf auf internationaler Bühne. Seit 2009 plant er – wieder als Autodidakt – höchst erfolgreich Gärten. Zuerst in Deutschland, mittlerweile auch international.

Im Rahmen unseres Netzwerktreffens haben wir ihn in seiner Wahlheimat, der Uckermark getroffen. Und uns bei der Gelegenheit intensiv über „den“ perfekten Garten, die besonderen Anforderungen im Vermietungsbereich sowie den „New German Style“ unterhalten.

Gärten von Ferienhäusern unterliegen anderen Anforderungen als reine Privatgärten – vor allem in Hinblick auf die Pflege. Können Sie uns aus ihrer Erfahrung kurz die wesentlichen Unterschiede schildern?

Themen wie trockenresistente Bepflanzungen, eine Flächenentwässerung über die Grünflächen und eine möglichst geringe Versiegelung des Bodens spielen eine große Rolle. Gleichzeitig soll aber doch ein Mindestmaß an Praktikabilität und Komfort gewährleistet sein. Und auch der Mehrwert für die Nachbarschaft sowie die umliegende Bevölkerung und Landschaft, in der sich das Ferienhaus befindet, ist von nochmals größerer Wichtigkeit als in rein privat genutzten Häusern, weil einer gewerblichen Nutzung auch immer eine größere Verantwortung unterstellt wird.

Welcher Mehrwert ergibt sich für Vermieter:innen von Ferienimmobilien durch eine professionelle Planung?

Ich denke das liegt auf der Hand. Es entsteht ein zusätzlicher, zudem hochqualitativer Raum. Ein Ort, der annähernd die Hälfte des Jahres intensiver genutzt wird als sämtliche Innenräume.

Früher hat es den meisten Menschen ja gereicht, ein Haus auf dem Land zu haben – mit einer Rasenfläche dran und einem Feld daneben. Aber diese Zeiten haben sich geändert.

Jeder möchte heute einen Beitrag zum Naturschutz leisten und selbst die positiven Auswirkungen davon genießen – wie etwa eine gesunde und aktive Tierwelt, beispielsweise eine große Anzahl von Insekten oder Vögeln. Anregende Düfte und mannigfaltige, optische Reize durch eine sorgsam geplante Blütenpracht rund um das Jahr tuen ihr Übriges. Im Urlaub umso mehr.

Ein gutes Beispiel ist Die Kleine Acht. Bevor wir mit der Ausführung des Gartens begonnen haben, erzählten uns die Nachbarn, Bienenzüchter:innen seit 1962, dass es leider keine Schmetterlinge mehr gibt und auch sehr wenig Bienennahrung. Schon im allerersten Jahr der Bepflanzung merkten sie erstaunt an, dass sie noch nie so viele Insekten an einem Ort gesehen hätten.

Dabei hatten wir eigentlich primär nur für eine lange Blühphase von Februar bis Dezember gesorgt und eine möglichst hohe Anzahl unterschiedlicher Stauden auf engem Raum gepflanzt.

Herr Elstermann, wir haben uns gemeinsam das in Fertigstellung begriffene Ferienhaus von Architekt Thomas Kröger am Blankensee angesehen. Das Haus wird demnächst auf Urlaubsarchitektur veröffentlicht. Und Sie haben – wie zu weiteren Partnerhäusern – die Gartenanlage geplant. War das ein Traumjob oder täuscht das?

Absolut. Thomas Kröger  hat – ähnlich wie der von mir ebenfalls sehr geschätzte britische Landschaftsgestalter Dan Pearson – die große Gabe, dass seine Planungen mit der umgebenden Landschaft wie verwachsen sind. Egal wie aufwendig oder radikal das Design, die Gestaltungen wirken nie wie ein Fremdkörper in der Landschaft. Architekt:innen, die von sich aus derart qualitätvoll bis in den Außenbereich  hinaus planen und denken können, erleichtern die Zusammenarbeit und vor allem das Gesamtergebnis enorm.

Sowieso ist es ein ganz großes Privileg meiner Arbeit, dass ich mit fantastischen Architekt:innen eng zusammenarbeite, die sich die Zeit und Mühe machen, mir ihre Planungen minutiös zu erklären und mich in alle Gedankengänge ihrer Planungen einzuweihen. Dieses Jahr etwa arbeite ich unter anderem an zwei Projekten des Architekturbüros von Patrick Batek, der eine ganz andere Herangehensweise als Thomas hat, welche sich aber wiederum insofern ähnelt, als das Radikale des Designs sich sozusagen der Logik des Ganzen unterwirft.

Obwohl ich oft von Architekt:innen für Bauvorhaben vorgeschlagen werde, gibt es auch sehr fruchtbare, direkte Zusammenarbeiten zwischen Kund:innen und mir, ohne dazwischengeschaltete Instanz. Das hat dann oft den Vorteil, dass sich Probleme noch etwas unkomplizierter lösen lassen und nicht jedes Detail vorab durchgezeichnet werden muss. Am besten werden Gartenplanungen ja sowieso, wenn viele Entscheidungen direkt vor Ort angepasst und nicht zu 100 Prozent vom Papier umgesetzt werden!

Die Fachwelt redet seit Jahren vom „New German Style“. Erklären Sie uns doch bitte mal kurz, was man darunter eigentlich versteht.

In  meiner subjektiven Definition des New German Style ist das Zusammenkommen dreier Faktoren wesentlich. Erstens der Einfluss unterschiedlicher Gartenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Etwa Karl Foerster, der die Verwendung der Gräser im Garten populär gemacht hat. Sowie Richard Hansen und seine wissenschaftliche Forschung (Die Stauden und ihre Lebensbereiche). Oder zum Beispiel auch Ernst Pagels, der für viele Züchtungen heute populärer, naturalistischer Pflanzen verantwortlich ist. Dazu kam zweitens das Verbot von Pestiziden im öffentlichen Raum in Deutschland sowie die damit einhergehende Forschung zu resilienten und robusten Züchtungen. Wichtig ist drittens aus meiner Sicht auch die ästhetische, naturnahe Vision von unterschiedlichen europäischen Designern wie Henk Gerritsen oder Piet Oudolf.

Die ideale Verkörperung des New German Style sehe ich bei Cassian Schmidt, der seit vielen Jahren den Hermannshof in Weinheim leitet.

Und welche aktuellen Tendenzen gibt es?

Momentan sind natürlich alle Belange rund um den Klimawandel und die Biodiversität sehr wichtig. Also trockenresistente Bepflanzungen, kombiniert mit möglichst langen Blühphasen.

Die umfangreichsten Untersuchungen die diesbezüglich stattgefunden haben, sind als „The Great Dixter Biodiversity Audit 2017-2019“ veröffentlicht worden.

Im Großen und Ganzen kam dabei heraus, das die höchste Biodiversität in den am meisten bearbeiteten Gartenteilen herrschte (mehr als in Wildwiesen etwa) – einfach weil es da eine längere Blühphase gibt. So ist man als Gartengestalter:in in der Lage, einen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz zu leisten, ohne auf “Design“ verzichten zu müssen.

Als Garten- oder Landschaftsgestalter sehe ich mich aber auch in der Tradition von Künstler:innen, die immer auch einen Forschungsauftrag inne hatten und wissenschaftlich fundiert arbeiteten. In diesem Sinne experimentiere ich schon seit Jahren unter anderem erfolgreich mit nicht-organischen Mulch-Abdeckungen oder mit großflächiger Verwendung von Schafschurwollmatten zur Unterdrückung von unerwünschtem Aufwuchs. Mein eigener, 3.500 Quadratmeter großer Garten ist daher kein geplanter oder entworfener Garten, sondern ein ständig wechselndes Spielfeld, in dem ich Neues ausprobiere.

Bei allen ökologischen Vorgaben, die heutzutage eine große Rolle spielen, sehe ich mich immer als Gestalter, dessen Aufgabe es zuerst und hauptsächlich ist, eine emotionale Erfahrung für Menschen zu schaffen.

Sie planen einen Garten, irgendwann ist er gebaute Realität – und wie geht es dann weiter?

In den allermeisten Fällen übernehme ich auf Wunsch der Bauherr:innen eine langfristige Betreuung der Gärten. Es hört sich komisch an, aber mit den meisten Bauherr:innen freunde ich mich im Laufe der Ausführung an, so dass wir ohnehin in Kontakt bleiben und ich mehrmals im Jahr das Grundstück besichtige und Empfehlungen ausspreche. Daneben gibt es in den meisten Fällen jeweils kleine Pflegeteams, mit denen ich mich abspreche.

Was sind die gängigsten Irrtümer bzw. was sind unrealistische Vorstellungen seitens der Auftraggeber:innen?

Die Vorstellung eines pflegeextensiven Gartens mit tausenden Stauden ist immer noch weit verbreitet. Und gleichzeitig die Verwirrung, was den Begriff des „Gärtnerns“ angeht.

Zum einen wird gerne viel Zeit und Arbeit investiert, großflächig Rasen zu mähen. Die eigentliche Tätigkeit des Gärtnerns aber wird hingegen geschmäht. Was erstaunlich ist, denn mit einem Bruchteil der Zeit, die ein Rasen beansprucht, lassen sich attraktive Staudenbepflanzungen pflegen. Cassian Schmidt etwa hat für bestimmte Bepflanzungen errechnet, dass der Pflegeaufwand bei drei bis vier Minuten pro Quadratmeter und Jahr liegt. Das ist mehr als machbar, muss aber natürlich gewollt und erst einmal verstanden sein.

Gärtnern ist keine Arbeit, sondern eine Tätigkeit. Wenn Kund:innen das einmal verinnerlicht haben, sind sie auch bereit den vielfältigen Mehrwert eines Gartens durch einen gewissen Pflegeaufwand auszugleichen.

Was empfehlen Sie Ferienhausbesitzer:innen, die eine professionelle Gartenplanung in Erwägung ziehen?

Sich viel in der Natur aufhalten und offen für Unerwartetes sein. Sich viele Gärten anschauen. Es gibt fantastische öffentliche Gartenanlagen – in Deutschland etwa den Ebertpark in Ludwigshafen mit den wundervollen Bepflanzungen von Harald Sauer, Planten un Blomen in Hamburg oder die Piet Oudolf-Bepflanzung im Maximilianpark in Hamm.

Und natürlich lohnt ein Besuch von Landes- und Bundesgartenschauen immer. In manchen (deutschen) Bundesländern gibt es zudem einen „Tag der offenen Gartenpforte“ – da bekommt man Einblicke in ansonsten unzugängliche Privatanlagen von Gartenliebhaber:innen.


Website Rainer Elstermann

Buchtipp:

Rainer Elstermann – Gärten der Gegenwart / Gardens of Now, DISTANZ Verlag.
Hardcover. German/English. ISBN 978-3-95476-431-0, Erscheinungstermin: Juni 2022

Interview: Ulrich Stefan Knoll, April 2022

Titelbild: Die kleine Acht. Entwurf / Foto © Rainer Elstermann

2 Kommentare

Ein weitere Vertreter des New German Style ist Joachim Hegmann.
Die von Piet Oudolf geplante Aussenanlage von Vitra in Weil am Rhein ist ebenso sehenswert.

Dagmar Neumann sagt:

Grandios

Ingrid Bürgy-de Ruijter sagt:

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