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Lost in Translation – Ein Architekt auf der ITB

Die größte Tourismus-Börse der Welt, die ITB Berlin, versorgt ihre Fachbesucher jedes Jahr mit touristischem Know-How zu Trends, Technologien und Marketing rund um das Thema Reise und Urlaub. Und: Für 5 Tage tummelt sich hier die ganze Welt und buhlt, perfekt verpackt und herausgeputzt, um die Aufmerksamkeit von Reiseveranstaltern, Destination Scouts und anderen vertragswilligen Kunden der Reiseindustrie.

von Olaf Bartels, Vorwort von Britta Krämer im Juni 2016

Lost in Translation – Ein Architekt auf der ITB

Die Tatsache, dass Tourismus und Architektur mittlerweile vielerorts eine fruchtbare Symbiose eingehen, die so manch eine Urlaubsdestination mit einem sehr erfolgreichen und sehr lebenswerten Alleinstellungsmerkmal auszeichnet, konnte man aus den Destinationskampagnen am Messestand sehr selten und dann eher zwischen den Zeilen herauslesen. Architekturkritiker Olaf Bartels hat sich auf der ITB umgesehen und ist in Übersetzungsnot geraten.


Was haben Architektur und Tourismus eigentlich miteinander zu tun? Sind interessante Bauten Ziel und Zweck einer Reise oder kommt es vielmehr darauf an, dass Architektur die Grundlage für Gastlichkeit schafft, wie wir sie als Reisende erwarten und als Gastgeber anbieten wollen? Wie sieht diese Architektur aus? Gibt es dafür allgemein gültige Maßstäbe und feste Regeln? Oder kommt es auf ihre individuelle Ausformulierung, ihre authentische Wirkung und die ehrliche einladende Geste an, die die Architektur vermittelt und sie so zu einem Zuhause auf Zeit werden lässt? Würden auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) Antworten auf solche Fragen zu finden sein? Sie waren es! Doch dafür bedurfte es der einen oder anderen Übersetzungshilfe.
Architektur gab es auf der ITB reichlich zu sehen und zu erleben. Fast jeder Stand versuchte, eine Erlebniswelt für sich zu bieten. Städte, Regionen und Länder zielten darauf ab, sich als Traumorte von ihrer besten Seite zu zeigen und einen unter anderem auch kulinarischen Vorgeschmack ihrer Gastfreundschaft und der Besonderheiten zu präsentieren, die man am Urlaubsort erfahren kann.

Architektur als Urlaubsattraktion

Aber was suchte ich als Architekt eigentlich auf einer Tourismusmesse? Die mediale Wirkung von Messeständen ist bekannt und vielen Kollegen sehr geläufig. Manche arbeiten täglich daran, diese durch Architektur zu vermitteln und Erlebnisse zu schaffen. Und recht eigentlich ist die Architektur auch eine wichtige Reiseattraktion – wie das Guggenheimmuseum in Bilbao beispielsweise. Deshalb warb auf der ITB nicht nur die Stadt, sondern das gesamte Baskenland mit dem Gebäude um Urlauber. Hamburg hatte von seinem neuen Architekturwahrzeichen, der Elbphilharmonie, nur ein seltsam plattes, weil zweidimensionales, dafür aber leuchtendes Pappmodell zu bieten. Aus den daran montierten Kopfhörern dröhnte viel zu laute klassische Musik. Als Vorgeschmack auf die zu erwartenden Konzerterlebnisse machte diese Darstellung nicht wirklich Lust auf mehr. Aber immerhin war das neue Konzerthaus so auf der ITB das weithin sichtbare Aushängeschild der Hansestadt. Bescheidener präsentierten die Vertreter aus Eritrea auf kleinen Postkarten die von den Italienern in Asmara hinterlassene Kolonialarchitektur im Stil des Artdecó als Urlaubs-Attraktion. Mecklenburg-Vorpommern hätte die Backsteingotik zu bieten, das Ruhrgebiet die Museen, Ausstellungshallen und Konzertsäle in seinen alten Industriebauten. An Architektur als Monument, als Wahrzeichen, als Ort besonderer Erlebnisse fehlte es auf der ITB nicht, doch allzu oft blieb die Architektur zu wenig erlebbar und erfahrbar. Ich hätte mir von den Destinationen mehr Einfühl-Möglichkeiten für die Besucher gewünscht. Warum konnte ich die Gastlichkeit der Lufthansa direkt an ihrem Stand erfahren, wurde aber von dem zu erwartenden Raumerlebnis der Elbphilharmonie stark enttäuscht? Hier hätte die Vorfreude auf ein besonderes Konzerterlebnis von den vielen negativen Schlagzeilen, die das Projekt hervorgebracht hat, ablenken können. Durch den schlechten Messeauftritt fühlte ich mich aber wieder umso mehr an die Skandale um den Bau des Konzerthauses erinnert.

Urlaub in Architektur

Aber wie steht es um das Kerngeschäft des Tourismus, um die Unterbringung, die Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und deren Gastlichkeit. Die Vorstellung, irgendwo auf der Messe einmal – wenn auch nur für wenige Sekunden – probewohnen zu können, stellte sich trotz der vielen Virtual-Reality-Brillen, die überall im Einsatz waren, als naiv heraus. Ich musste mich mit Merchandisingartikeln sowie mit großformatigen Fotos und zappeligen Videos zufrieden geben. Oft war aber noch nicht einmal Bildmaterial zu sehen: So manche Hotelkette hatte lediglich eine Art Info-Schalter eingerichtet. Hier hätte ich Kontingente buchen können, aber ein Eindruck von der temporären Heimstatt war hier nicht zu bekommen. Waren sich die Reiseveranstalter und die anderen Kunden dieser Unternehmen immer so sicher, was sie hier eigentlich buchten? Oder spielte das am Ende eigentlich keine Rolle, weil man ja die Marke kaufte? Die Marke der Hotelkette oder der Region, die für eine bestimmte Art der Gastlichkeit steht; Der Urlaub als Konfektionsware, für die die Hoteliers eine bestimmte, Architektur und ein bestimmtes Zimmerinterieur bei den Architekten bestellten.

Architektur als Konfektionsware

Eine Architektur, die mir von New York bis Peking und von Moskau bis Istanbul stets das gleiche Hotelerlebnis vermittelt. Wird dies nicht auch einem Geschäftsreisenden zu langweilig, zumal auch Flughäfen und das Innenleben der Flugzeuge sich immer weiter angleichen? Wie soll es dann erst einem Urlauber gehen, der von Spanien über Griechenland, die Türkei bis hin nach Ägypten die gleiche Umgebung im Hotel findet wie an der deutschen Ostseeküste? Spielte die Umgebung, in der diese Hotels stehen, vielleicht am Ende gar keine entscheidende Rolle, sodass man statt in die Türkei einfach nach Spanien fliegt, weil es dort auch Sonne und Strand gibt und die Hotelarchitektur ja sowieso die gleiche ist? Fühlte ich mich deshalb als Architekt auf der ITB so verloren, weil ich diese Art der Standardisierung lieber Marketingmanagern, Designern, Trockenbauern und Laminatverkäufern überlasse?

Architektur im individuellen Zuschnitt

Aber wo waren eigentlich die Boutique- und die Aparthotels für Individualreisende, die ihren Gästen Architektur als einen Ausdruck der örtlichen Lebenskultur vermitteln, geblieben? Wo waren die Inhaber-geführten Familienbetriebe, die ihren Kunden individuelle, maßgeschneiderte, vielleicht auch ortsspezifische Gastlichkeit anbieten und dafür auch auf die Arbeit von Architekten zurückgreifen, die noch keinen Starstatus erreicht haben? Wo waren die Reiseveranstalter und Internetportale, die sich mittlerweile auf diese Art des Reisens spezialisiert haben? Davon war auch in der Halle 4.1., die eigentlich den besonderen, den alternativen und innovativen Reisekonzepte vorbehalten ist, nichts zu finden.
Ist die ITB vielleicht doch eine Börse der Massentourismusindustrie, auf der Anbieter individueller, vielleicht innovativer Konzepte einfach nicht zu finden sind? War ich deshalb hier vielleicht auf verlorenem Posten?


Olaf Bartels, geboren 1959, ist Architekturhistoriker und Architekturkritiker. Veröffentlichungen u. a. in der Bauwelt, Baumeister, deutsche bauzeitung. Forschung und Lehre zur Architektur- und Stadtbaugeschichte. Er lebt in Hamburg und Berlin.

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