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Jadegrüne Siedlung, horizontblaues Welterbe

Unterwegs zu einer einst verschmähten, dann vernachlässigten Arbeitersiedlung bei Bordeaux. Das heutige Weltkulturerbe in Pessac ist das erste städtebauliche Projekt von Le Corbusier.

von Jan Dimog im September 2023

Jadegrüne Siedlung, horizontblaues Welterbe

Autobahn und Eisenbahntrassen, Vorstadtcharakter und großräumige Wohnsiedlungen: wer sich auf den Weg gen Cité Frugès in Pessac macht, erkundet ein Areal in einem Zwischenraum. Das großstädtische Zentrum von Bordeaux ist von hier nur eine halbe Stunde entfernt, scheint aber in der Pessac-Mischung aus flacher Vorstadtbebauung und Insellage zwischen Gewerbe- und Großsiedlungen weiter weg zu sein als die tatsächlichen zehn Kilometer. Die Cité Frugès ist eine Siedlung im Südwesten Frankreichs, die von 1923 bis 1927 nach dem Entwurf von Le Corbusier mit Pierre Jeanneret errichtet wurde. Die Fahrt in die Peripherie von Bordeaux lohnt sich, weil es mit der Cité Frugès eine Premiere zu sehen gibt. Sie verkörpert die erste Umsetzung der Le Corbusier-Philosophie der Formen und Farben aus der Welt der kantigen Kuben und strukturierten Klarheit. Und es war sein erstes städtebauliches Projekt überhaupt.

Natürlich ist die Weissenhofsiedlung in Stuttgart berühmter und die meisten Le Corbusier-Bauwerke in Europa stehen in Firminy, einer Kleinstadt bei Saint-Étienne und Lyon. Trotzdem wirkt die Cité Frugès, die zum Frühwerk des schweizerisch-französischen Architekten gehört, wie die exemplarische Ausführung seiner „Fünf Punkte zu einer neuen Architektur“. Die von ihm in den 1920er-Jahren formulierten Merkmale der neuen Baukunst finden sich mit Stützen, Dachgarten, freier Grundrissgestaltung und Bandfenstern auch in der Cité Frugès. Hinzu kommt die Umsetzung seiner „Polychromie Architecturale“, der Farbenlehre und der Farbgebung eines Gebäudes, die hier anschaulich realisiert wurde.

Von der grünen Gartenstadtutopie zum Weltkulturerbe

Namensgeber der Siedlung ist Henri Baronet-Frugès (1879–1974). Der Großindustrielle besaß ein Sägewerk, eine Zuckerraffinerie sowie Weingüter und andere Betriebe. 1923 las er in der Textsammlung „Vers une architecture“ einen Artikel eines jungen Visionärs, in dem dieser die kostengünstigen und in Massenproduktion hergestellten Kollektivwohnungen in der für ihn typischen Ästhetik beschrieb. Frugès war begeistert. Er traf den Utopisten und beauftragte ihn umgehend mit der Gestaltung einer Gartenstadtsiedlung für seine Arbeiter: ein Meilenstein für Le Corbusier! Das Land, das Frugès in Pessac erwarb, war günstig und lag außerhalb des Ortszentrums an einem Waldstück. Saubere Luft in einem ländlichen Idyll für die Arbeiterschaft. Frugès wünschte sich nichts geringes als „ein Labor“. Das Quartier sollte maßgeschneidert sein, unkonventionell und ganz und gar frei von Tradition.

51 der ursprünglich über 130 geplanten Einheiten wurden in sieben Typen gebaut: Gratte-ciel (die „Hochhäuser“), die Typen Arcade und Quinconce, Jumelles, einzeln freistehende Häuser, der Zigzag-Typ und ein Haustyp, der inzwischen nicht mehr existiert. Die kubischen Bauten sind flach eingedeckt und haben vielfach Dachgärten. Charakteristisch sind die freien Grundrisse, die Bandfenster sowie die Pfeilerkonstruktion im Erdgeschoss. Inzwischen sind die „Pilotis“ jedoch als geschlossene Räume nicht mehr erkennbar. Der Auftraggeber – selbst ein Aquarellmaler – und der Architekt legten großen Wert auf ausgeklügelte Farbkombinationen. Die Außenwände und Fassaden wurden „horizontblau, goldgelb, jadegrün und kastanienbraun.“

Erst verschmäht, dann vernachlässigt, heute ein Ausflugsziel

Die Farbenpracht brachte der Siedlung kein Glück. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1929 beendete die Bauarbeiten, Baumaterialien waren teuer und nicht mal die Hälfte der Häuser wurden fertiggestellt. In der Krise meldete Frugès Konkurs an, verkaufte seine Unternehmen und verließ Frankreich. Die Siedlung selbst wurde verschmäht, die Arbeiter verweigerten den Einzug. Die Menschen vor Ort nannten die Häuser „nordafrikanisch“. Erst mit der Einführung eines Gesetzes, das einkommensschwachen Arbeitern günstige Kredite für den Kauf von Grundstücken und den Bau von Häusern bot, verbesserte sich die Lage. Die Bewohner veränderten das Aussehen des Quartiers stark in den nächsten Jahrzehnten und das Quartier verfiel zusehends. Ab den 1970er-Jahren wandelte sich die Wahrnehmung der Siedlung mit dem Besuch von Fachleuten und Le Corbusier-Fans sowie mit einem Ingenieur, der sein Reihenhaus 1973 restaurierte.
Es war der Beginn der Wiederbelebung und der Wiederherstellung der Cité Frugès. Diese neue, alte Pracht zieht zahlreiche Menschen an, die an Führungen teilnehmen und das neue Museum „Maison Municipale Frugès-Le Corbusier“ besuchen. Die Siedlung ist heute Teil des Weltkulturerbes Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur ‚Modernen Bewegung‘. Die 17 ausgewählten Objekte stellen exemplarisch die Entwicklung der Moderne des 20. Jahrhunderts dar. Die Cité Frugès steht in einer Reihe mit Villen, Kirchen und Wohnmaschinen in Frankreich, Deutschland, Argentinien, Indien und Japan – keine schlechte Karriere für eine einst gering geschätzte, dann vernachlässigte Arbeitersiedlung.

Autor: Jan Dimog, thelink.berlin

Bildmaterial (alle): © Hendrik Bohle / © Jan Dimog, thelink.berlin

Stadt Frugès Le Corbusier – Pessac
4 Rue Le Corbusier
33600 Pessac


Autoreninfo:
Der Architekt Hendrik Bohle betreibt gemeinsam mit dem Journalisten Jan Dimog ein Digitalmagazin zur Baukultur. Auf thelink.berlin erzählen sie seit Jahren von ihren Entdeckungen in Europa, speziell von den Verbindungen zwischen Mensch und Architektur.
Wenn sie nicht unterwegs sind, kuratieren sie u.a. hochrangige Ausstellungen, etwa die Wanderausstellung zur Architektur von Arne Jacobsen.

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