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La Mugletta und die Colli Euganei – Feines Destillat der schönsten Seiten Italiens

Ein bunter Hund, archaische Vulkanlandschaften und ein Aperitif unter der Goethepalme. Ein Urlaub im B&B La Mugletta offenbart eigensinnige Architektur und einen Landstrich, der mit stillem Charme und kultiviertem Gusto nachhaltig betört.

von Britta Krämer im Oktober 2023

La Mugletta und die Colli Euganei – Feines Destillat der schönsten Seiten Italiens

Venedig kann warten.

Nicht selten dreht sich bei der Urlaubsentscheidung erstmal alles um die Hamletischen Fragen “Meer oder Berge?“, “Stadt oder Land?”. In bestimmten Kreisen auch darum, ob Architektur wichtiger ist als Landschaft. Nur eine Viertelstunde von der eleganten Universitätsstadt Padua entfernt, liegt inmitten des stillen Regionalparks Colli Euganei schön versteckt in einem wilden Garten die alle versöhnende Antwort: La Mugletta. Hier kredenzt Gastgeberin Ulla Mugler feinsinnigen Urlaub im bestgehüteten Geheimnis des Veneto.

Es gibt wohl kaum eine Gegend, die das Konzept des “sanften Tourismus” besser verinnerlicht hat als dieser kulturell einzigartige, authentische und bildschöne Landstrich Venetiens. Die Adria und Venedig liegen zwar in bequemer wie sicherer Entfernung, doch direkt vor der Haustüre der Mugletta entpuppt sich die eindrucksvolle Kulturlandschaft der Euganeischen Hügel als feines Destillat der schönsten Seiten Italiens. Wer bereit ist, sich auf eine langsame Entdeckungsreise abseits des Trubels einzulassen, wird überrascht sein und sehr wahrscheinlich den Venedigbesuch auf ein andermal verschieben.

Hundert Hügel.

Viele Italienreisende kennen die Poebene nur von der eiligen Durchfahrt auf dem Weg in südlichere Gefilde. Dabei entgeht ihnen jedoch eine geologisch, botanisch und kulturell einzigartige Gegend: Die bewaldeten Vulkanhügel der Colli Euganei im Südwesten von Padua, die sich mit ihren kegelförmigen Silhouetten wie riesige Skulpturen unvermittelt am westlichen Rand der italienischen Tiefebene erheben.

Beim ersten Anblick kommt sogleich ein Film in den Sinn: “Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam” – denn nur ein einziger der etwa hundert Erhebungen ist höher als 600 Meter. Ihre nahezu perfekte Geometrie ist vulkanischen Phänomenen geschuldet. Die geologische Besonderheit der Colli hat die Entstehung einer mannigfachen Flora und Fauna ermöglicht. 1989 wurde daher der erste Regionalpark Venetiens ins Leben gerufen, um die Artenvielfalt und das kulturelle Erbe zu bewahren und um die Euganeischen Hügel als Destination für einen sanften, hochwertigen Tourismus zu etablieren. Das ist gelungen.

Der Parco Regionale dei Colli Euganei erstreckt sich über mehr als 18.000 Hektar und umfasst 15 Gemeinden, die sich einer gemeinsamen Vision verschrieben haben: Abano Terme, Arquà Petrarca, Baone, Battaglia Terme, Cervarese Santa Croce, Cinto Euganeo, Este, Galzignano Terme, Lozzo Atestino, Monselice, Montegrotto Terme, Rovolon, Teolo, Torreglia und Vo’. Dabei bringt jeder Ort seine Geschichte und Besonderheit in das Parkprojekt mit ein. Diese “Talentfusion der Destinationen” hat ein facettenreiches Spektrum für nachhaltige Urlaubserlebnisse inmitten der archaischen Vulkanlandschaft beschert.

Ein dichtes Netz von Wanderwegen und Radrouten ermöglichen es zudem, den Regionalpark klimaschonend zu erkunden: Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd. Unberührte Natur im Breitformat und malerische Dörfer säumen die unzähligen Sträßchen und Pfade die sich um und über die Kuppen der gigantischen Maulwurfhaufen schlängeln. Wer über die einsamen Feldwege und kaum befahrene Nebenstraßen radelt, wird sich an toskanische Veduten erinnert fühlen. Doch diese zeitlosen Landschaften mit dichten Laubwäldern, Rebhängen, und Olivenhainen sind ebenso typisch für diese Region wie die eleganten Villen, verwunschenen Gärten und stillen Weiler ohne Eile.

Es ist kein Zufall, dass die Colli Euganei im Laufe der Jahrhunderte von venezianischen Adelsfamilien, Dichtern und Geistlichen zum Ort der Muße und Kontemplation aber auch der feudalen Naherholung auserkoren wurden. Und dennoch sind sie bis heute nur den Wenigsten ein Begriff. Für Liebhaber:innen authentischer Gegenden und erlesener Produkte ist diese Ecke Venetiens ein unerwarteter Glücksfall, denn exquisite Weine, ausgezeichnetes Olivenöl und Kulinarik auf Gourmet-Niveau warten hier auf und hinter jedem Hügel.

Mitten in diese lukullische Campagna schmiegt sich das B&B La Mugletta, das mit zeitgenössischem Anspruch und großer Sensibilität für den landschaftlichen Kontext entworfen und an einen Steilhang oberhalb des Örtchens Monterosso gebaut wurde. Kluge, unaufgeregte und doch prägnante Architektur verbindet sich hier symbiotisch mit wilder, nur vorsichtig gebändigter Natur; entspannte Urlaubsräume treffen auf Stil und Gusto, warmherzige Begegnung auf kreative Inspiration.

Fior d’Arancio.

Mein Besuch in La Mugletta liegt bereits ein paar Monate zurück, doch er ist noch so präsent dass ihm hier die Gegenwartsform gebührt.

In der lauen Frühlingsluft liegt schon die ganze Lust des Sommers und die Natur zieht so ziemlich alle Register um mir den Kopf zu verdrehen. So sitze ich an einem warmen Juniabend auf der weitläufigen Terrasse der Mugletta, mit Blick auf Monterosso und den gleichnamigen Haushügel. Der Abend gestaltet sich so wie milde Juniabende in Italien eben sind. Rund um den Tisch hat sich eine bunte Runde eingefunden: Ulla und Eberhard Mugler, die Besitzer und Gastgeber des B&B, die Grafikdesignerin Francesca Forte sowie das Architektenduo Sergio Corazza und Valentina Lazzaro, die mit ihrem multidisziplinären Planungsbüro Integrate Collective das gestalterische Gesamtkonzept für La Mugletta erdacht und achtsam in den Hügel gestellt haben. Weitere Protagonisten des Abends: Ein aromatischer, trockener Fior d’Arancio DOCG aus den Colli Euganei, gute, abendfüllende Gespräche, alle Zeit der Welt und Ullas Antipasti die eine Ode an die Freude sind.

Auf meine Fragen folgen nicht einfach Antworten, vielmehr fünfstimmige, gestikulierte Erzählungen in Farbe, während die unzähligen Tellerchen mit Vorspeisen über den Tisch gereicht werden. Ich bemerke, wie wichtig die Entstehungszeit der Mugletta für alle Beteiligten war. Privat wie beruflich.
Ein professioneller Freischwimmer für Eberhard und Ulla, die sich vor 25 Jahren in Italien kennengelernt, sich in die rare Schönheit des paduanischen Hinterlands verliebt und in Monterosso ihre Wahlheimat für sich und ihre zwei heute erwachsenen Töchter gefunden haben. Mit dem Projekt des B&B haben sich die beiden beruflich ganz neu aufgestellt. Vollgepackte Terminkalender und eng getaktete Meetings rund um den Globus durften weichen und haben Raum für eine neue Lebensqualität geschaffen. Eberhard widmet sich nebenbei der Imkerei, Ulla der Töpferkunst. Dabei lernen sie, ganz im Augenblick zu sein und das merken die Gäste. Die Leidenschaft fürs Gärtnern teilt das Paar, uneinig sind sich beide nur, wenn es darum geht, wer den Rasen mähen darf.

Für das Architektenduo Corazza-Lazzaro war La Mugletta ein mutiger Schritt, im Land von Palladio einen eigensinnig konsequenten und zeitgenössisch essentiellen Bau zwischen die streng reglementierten Hügel des Regionalparks zu setzen. Sie haben damit auch eine Probe aufs Exempel für ganzheitliches, naturbezogenes Bauen statuiert. Der Entstehungsprozess von La Mugletta hat viel in Bewegung gebracht, hat merklich am herkömmlichen Stilrepertoire des Veneto gekratzt und zunächst für ungläubiges Kopfschütteln und manch bürokratische Hürde gesorgt. Mittlerweile ist La Mugletta in der näheren und weiteren Umgebung beliebt und bekannt wie ein bunter Hund. La Signora Ulla ist es auch. Alle zusammen – das Haus wie seine Initiator:innen haben mit dem visionären Projekt viel dazu beigetragen, den Parco Regionale Colli Euganei in den Fokus eines Publikums zu rücken, das ein Faible für heimliche Perlen hat.

Integrate Collective.

Die Aufgabenstellung der Muglers an das Team von Integrate Collective war konkret und ließ doch Raum für kreatives Spiel: Sie träumten von einem unkonventionellen Ort der Entspannung in zeitgenössischer Architektur, der sich vollständig in die Natur einbettet. Das Gesamtkonzept sollte zudem einige Schlüsselbegriffe in den Gestaltungsprozess des B&B einbeziehen: Familie, Schutz, Wachstum, Integration von Fähigkeiten und Behinderungen, Wohlbefinden, Zeithoheit, Einfachheit, Teilen, Offenheit, Kontext. All das umgeben von und integriert in Räume, in welchen Natur und Architektur in ständigem Wechselspiel aus Licht und Materie nahtlos und barrierefrei ineinander fließen. Wenn die bodentiefen Schiebetüren des großen salotto geöffnet werden, verschwinden alle Grenzen: Natur durchdringt Wohnraum, der Garten wird zum Salon im Freien.

Der langgezogene, zweigeschossige Bau wird durch einfache, klare Linien definiert, die schlichte Außenverkleidung aus naturbelassenem Lärchenholz unterstreicht die reduzierte Formensprache. Das B&B der Muglers ist ein Ort wesentlicher Klarheit. Die Sinne ordnen sich inmitten leiser Ästhetik der immer auch ein Augenzwinkern innewohnt.

Im Obergeschoss besteht die Struktur aus XLAM-Holz mit Holzfaserdämmung aus nachhaltiger Produktion, das Untergeschoss aus Stahlbeton der in eine Holzschalung gegossen und mit Schaumglas isoliert ist. Energetisch ist das Haus autonom: Heizung und Kühlung erfolgen über Wärmetauscher, die die im Untergrund vorhandene thermische Energie mit Hilfe von zwei Erdsonden nutzen. Das Regenwasser wird vollständig zurückgewonnen und über Regenfallrohre und Drainagesysteme in eine unterirdische Zisterne geleitet.

Farbe bekennen.

Bei der Namensgebung sowie der Entwicklung von Logo und Farbkonzept des Hauses war die Architektin und Grafikdesignerin Francesca Forte federführend.
La Mugletta ist ein Phantasiename, eine italienisierte Deklination des Familiennamens Mugler. Ein sanfter, fröhlicher, beruhigender Klang, der Wesen und Atmosphäre des B&B lautmalerisch bekräftigt.

Dem Logo liegt die Kalligraphie der Hausherrin zugrunde. Es nimmt die Initialen aller vier Familienmitglieder auf, verfeinert sie grafisch, mischt sie und setzt sie neu zusammen. Entstanden ist ein unverwechselbares Zeichen, das einer Blume oder einem Insekt ähnelt. Sein Anklang an antike Familienheraldik ist eine humorvolle wie liebevolle Hommage an die zwei wesentlichen Elemente der Mugletta: Die Natur und die Menschen die sie formen.

Die drei Gästezimmer im hinteren, introvertierteren Bereich der Mugletta sind die Bühne für das Farbkonzept des Hauses. Im Kontrast zur neutralen Holzfassade und den Naturtönen im Wohnbereich bekennen die Schlafzimmer eindeutig Farbe: Grün, Gelb und Orange geben den Ton an, die bunt gestreiften Bäder zitieren variantenreich die Palette des Mugletta-Gartens.

Das Lichtkonzept von Guido Granara inszeniert und definiert die Innen- und Außenräume, wobei verschiedene Farbtemperaturen gewählt wurden, um die Eigenschaften der dominierenden Materialien – Holz, Beton und Eisen – hervorzuheben und die Innenräume in Bezug auf Funktion und Atmosphäre ins richtige Licht zu tauchen.

Otium.

La Mugletta ist ein Ort, der seine Gäste sanft und freundlich dazu zwingt, zur Ruhe zu kommen und sich bewusst für Rückzug oder gemeinsame Momente zu entscheiden. Für beides bietet das B&B – drinnen wie draussen – den passenden Entfaltungsraum. Liegestühle dösen im Schatten des alten Baumbestands, bequeme Daybeds räkeln sich auf der grossen Panoramaterrasse und die Sofas, ein langer Tisch, die kleine Bibliothek und die großzügige Kücheninsel animieren zu gemeinsamen Kochsessions und guten Gesprächen im salotto, der immerzu schöne Einblicke und gute Aussichten gewährt. Im Untergeschoss verstecken sich ein kleiner Wellness-Bereich mit Dampfbad und Ullas Töpferatelier.

Der Garten ist wild, weit und immer anders. Behutsam gestaltet und harmonisch komponiert, entfaltet sich hier eine nie endende Choreographie aus Form, Textur und Farbe, aus Blüte, Fruchtstand und Innehalten im Rhythmus der Jahreszeiten. Der giardino erstreckt sich über mehrere Ebenen des Anwesens, folgt der Topografie und sorgt so für abwechslungsreiche Natur- und Nutzungsszenarien. Alter Baumbestand, Stauden, Sträucher und Gräser werden zur immergrünen Konstante entspannter Urlaubsmomente.

Die Kirsch-, Birn- und Apfelbäume und ein großes Gemüsebeet freuen sich auf gärtnernde Gäste, die hier ihre frischen Zutaten für das Abendessen ernten können. Wem der Sinn nach noch mehr Grün und Stille steht, der wandert durch den angrenzenden Wald. Oder begnügt sich damit, Eberhards Bienen beim Summen zuhören und sich beim Blättern durch eines der vielen Kochbücher auf die Gaumenfreuden in den feinen Restaurants der Colli Euganei einzustimmen. So einfach geht Dolcefarniente zwischen den Vulkanhügeln.

Mary Poppins.

Ein Urlaubstag in La Mugletta entfaltet sich ganz von allein. Daran ist die Gastgeberin nicht ganz unschuldig. Überhaupt bin ich ziemlich sicher, dass la Signora Mugler eine entfernte Verwandte von Mary Poppins oder zumindest irgendwie in den Besitz ihrer Tasche gekommen sein muss: Angenehme Aufmerksamkeiten und wertvolle Informationen materialisieren sich immer genau im richtigen Moment. Ulla Mugler hat feine Antennen für schlummernde Urlaubswünsche und holt sie wie beiläufig ans Licht. Sie stupst Begegnungen auf Augenhöhe und auf derselben Wellenlänge an – mit Menschen, Orten und schönen Dingen. (Mich hat sie sehr erfolgreich mit einer charmanten, lokal gefertigten Chaise Lounge verkuppelt die nun in meinem Büro lebt.)

Das Allerschönste kommt gleich nach dem Aufstehen: Jeden Morgen verwandelt sich die große Kücheninsel im salotto in ein sinnenfrohes Stilleben, an dem Matisse und Renoir ihre Freude gehabt hätten. Da thronen Maulbeeren wie Kunstwerke auf selbstgetöpferter Keramik, hausgebackenes Brot, Kuchen, aromatische Tomaten und Schätze aus dem eigenen Garten gesellen sich zu lokalen Köstlichkeiten aus den Hügeln des Regionalparks. Das Frühstück der Mugletta ist eine Augenweide – una delizia! Wie es schmeckt? Das müssen Sie schon selbst herausfinden.

La grande bellezza.

Auch wenn es gar nicht leicht fällt, die stille Idylle zu verlassen, es muss sein. Denn draußen vor den Toren wartet la grande bellezza.

Padua zum Beispiel. Die quirlig-charmante Universitätsstadt steckt voller Energie, Kultur und Genuss. Die Padovani haben Stil, Charme und Geschmack und sind besessen von ihren cichetti und Aperol Spritz – kein Wunder – er wurde hier 1919 erfunden! Die Stadt mit ihren unzähligen Arkadengängen und einer der ältesten Universitäten der Welt hat einen angenehm menschlichen Maßstab – die Italiener nennen das a misura d’uomo. Vielleicht ist das der Grund dafür dass fast ein Drittel der 200.000 Bewohner:innen jünger als 30 Jahre ist. Für eine italienische Stadt ist das nicht nur rekordverdächtig sondern zeugt auch davon wie gut es sich hier lebt. Das wusste wohl schon Goethe der sich im 1545 eröffneten Giardino Botanico – dem ältesten Universitätsgarten der Welt – seinen botanischen Studien widmete. Ganz besonders angetan war der Dichterfürst von einer 1585 gepflanzten Zwergpalme, der er in seiner Abhandlung „Die Geschichte meines botanischen Studiums“ sein Augenmerk widmet. Seit 1997 ist der Botanische Garten Weltkulturerbe der UNESCO, die Palme gibt es noch heute. Was noch? Der verlockende Lebensmittelmarkt im Palazzo della Ragione. Die Basilika des Heiligen Antonius von Padua. Das historische Cafe Pedrocchi und – natürlich – die Capella degli Scrovegni mit den wunderschönen Fresken von Giotto.

Eine Atmosphäre wie in einer anderen Welt hat der im 17. Jahrhundert von Gian Lorenzo Bernini, dem Architekt der Päpste, entworfene Giardino Barbarigo in Valsanzibio. Unter den dichten Kronen jahrhundertealter Baumriesen breitet sich im Halbdunkel ein mystischer Dschungel aus exotischen Büschen und Farnen aus. Die kostbaren Steinfiguren entlang der gepflegten Kieswege sind von einer hauchdünnen Moosschicht überzogen wie überhaupt alles hier die Patina einer anderen Zeit trägt. Aus unsichtbaren Öffnungen im Erdboden schiessen urplötzlich Wasserspiele in die Höhe, das gigantische Buxbaumlabyrinth wartet auf moderne Maze Runner. Ein faszinierender Ort, der voller verborgener Symbole und philosophischer Lehren steckt, ein Ort in dem man sich verlieren und wiederfinden kann.

Die wortwörtlichen Hotspots der Region sind die Euganeischen Thermen, deren salzige Brom-Jod-Wasser besondere thermomineralische Eigenschaften haben. Die Ruinen der Thermalbecken und Theateranlagen von Abano Terme zeugen davon, dass bereits die Römer der Wellness im Vulkanland frönten. Im 18. Jahrhundert entstanden dann die ersten Badeanstalten für die Fango- und Balneotherapie. Heute bilden Abano Terme, Montegrotto, Galzignano und Battaglia Terme zusammen den größten Thermalpol Europas.

Was noch? Der Literaturparcours des Parco Letterario Francesco Petrarca, die eleganten Adelssitze wie die prachtvolle Villa Vescovi in Torreglia oder das eklektische Castello del Catajo mit seinen freskenverzierten Sälen. Die stimmungsvollen Klöster Rua und Praglia, in welchen die Zeit stillzustehen scheint und die Momente friedlicher Kontemplation schenken. Letzteres liegt nur einen kurzen Spaziergang von La Mugletta entfernt.

Und dann, endlich, muss auch Venedig nicht mehr warten, dann wird es Zeit für die Serenissima. Denn ein Urlaub im Veneto ohne Biennale und Canal Grande, ohne Burano, Guggenheim und Gondolieri wäre ja irgendwie unvollkommen. Auch hier gibt es noch stille Ecken die in keinem Reiseführer stehen. Fragen Sie Mary Poppins. Sie freut sich.


Text: Britta Krämer, Oktober 2023

Fotos: Jacopo Tonet, Liz Bernatzek, Britta Krämer

Das Haus

2 Kommentare

Martin Meier-Pfister sagt:
Es ist alles so wie beschrieben - oder noch schöner. Ein wunderbarer Ort, um Padua und die uns bislang unbekannten euganeischen Hügel zu entdecken, egal zu welcher Jahreszeit. Ulla ist eine charmante, erstklassige Gastgeberin und kennt die Region wie ihre Westentasche. Das Frühstücksbuffet ist phänomenal und überrascht jeden Tag von Neuem und feinem Sinn für Ästhetik.
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Dr. Bettina Klein sagt:
Toller Ort, Supergastgeber und hinreissend geschrieben. Der einzige Nachteil: La Mugletta wird auf Jahre ausgebucht sein. Wir fühlen uns zutiefst ermutigt und werden das Kranich Café, Gutshof Hessenburg, ab Ostern 2024 wieder öffnen.
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