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Alpenromantik ohne Kitsch: Schilana 80

Im oberen Inntal ruht ein 300 Jahre altes Engadinerhaus. In aller Gelassenheit erwartet und entschleunigt es Gäste, die gebaute wie gelebte Authentizität in den Zentralalpen zu schätzen wissen.

von Ulrich Knoll im Juli 2022

Alpenromantik ohne Kitsch: Schilana 80

Aus Richtung München kommend, über Innsbruck und das obere Inntal immer dem Inn Richtung Quellgebiet am Malojapass folgend, führt mich mein Weg wie von selbst ins Unterengadin.

Während sich mein Blick über Stunden unermüdlich auf den sich immer wilder und ursprünglicher gebärdenden Gebirgsfluss verloren hat, ist die Zeit verschwommen. Noch ehe mich Bahn und Postbus pünktlich in Ramosch im Unterengadin auf 1250 Höhenmetern aus dem Innbedingten Zeit-Raum-Kontinuum schleudern, hat der Urlaub begonnen. Erholungsphase 1: abgeschlossen. Der Alltag liegt bereits hinter mir.

Dem Bus entstiegen, schweift der Blick den Hang hinauf. Bevor ich allerdings mein neues Quartier auf Zeit im Dorfensemble ausmachen kann, drängen sich das Zirpen der Grillen, der Schrei eines Hahnes und der Ruf des Kuckucks in mein Bewusstsein. Und die Berglandschaft. Sommer! Schweiz! Vorfreude.

Auf den Gipfeln noch Schnee, im Tal ist der Sommer bereits angekommen.

Über den zentralen Dorfplatz geht es noch einige hundert Meter (nicht Höhenmeter, keine Sorge!) voran, ehe ich um eine Ecke biegend ein Häuserensemble rund um einen Brunnen erblicke und erstmals das Engadinerhaus Schilana 80 leibhaftig vor mir liegt. Steinern, mächtig, eigen. Imposant.

schilana 80

So beeindruckend wie die Landschaft rundherum. Denn: Engadin ist nicht gleich Engadin, wie ich schnell lerne. Einerseits weil das als weniger glamourös angesehene Unterengadin einen, wie ich finde, wohltuenden Gegenentwurf zum prickelnden Champagnerklima von St. Moritz bildet. Andererseits, weil das Inntal hier dramatischer ist: V-förmig eingeschnitten mäandern die Wassermassen als alpiner Wildfluss durch ihr enges Bett. Unabhängig davon, welchen Teil der Schweiz auch immer man nun favorisiert: bei mir sortiert sich in dem Moment das seit der Kindheit per TV verankerte „Heidi“-Klischee unwillkürlich neu.

Ohnehin ist die Gegend um Ramosch eine der sonnenreichsten und regenärmsten der gesamten Schweiz. Wer also auf die Hautevolee verzichten mag und der Ursprünglichkeit zugetan ist, ist hier richtig.

Traditionelles Bauen, Schicht für Schicht freigelegt

Mit den Gedanken wieder vor Ort, fallen mir vor dem imposanten Eingangstor stehend, direkt zwei Dinge ins Auge: Das fein gearbeitete Sgrafitto und die für die Region typischen Trichterfenster, die bereits von außen enorme Wandstärken erahnen lassen.

Später werde ich erfahren, dass der Anblick keinesfalls so selbstverständlich ist, wie ich ihn bereits als gottgegeben abgespeichert habe. Das mehr als 300 Jahre alte Engadinerhaus ist lediglich eines von drei Wohngebäuden, die nebst Kirche den verheerenden Dorfbrand von Ramosch anno 1880 überlebt haben.

In der Tür erwarten mich bereits die Hausherr:innen, eine im Ausland lebende Schweizer Familie, die das Anwesen 2008 erworben und in den Folgejahren gemeinsam mit dem bekannten Schweizer Architekten Duri Vital wieder zum Leben erweckt und sanft in die Gegenwart geführt haben. Dabei sind sie nahezu blind der Expertise des Architekten gefolgt, der über ein enormes Wissen im Umgang mit der historischen Bausubstanz des Engadin verfügt.

Seit Jahrzehnten hat sich der Innenarchitekt der Baukultur der Region verschrieben. Priorität haben für ihn die Erhaltung bestehender Strukturen und die Wiederentdeckung vergessener Bauweisen. Wenn sich dann noch moderne Elemente wie im vorliegenden Fall nahtlos integrieren lassen, sieht er seine Mission als erfüllt an.

Selbiges empfinden die Eigentümer:innen seither, auch wenn sie sich leider viel zu selten hier aufhalten können. Den Großteil des Jahres vermieten sie das Haus, weil ihnen ein Leerstand schlicht unangemessen vorkäme. So sind es also vorwiegend die Gäste aus dem In- und Ausland, die die Stimmigkeit und unaufdringliche, aber spürbare Güte der architektonischen Interventionen genießen können.

Im Inneren des ehemaligen Wohnstallhauses erwartet mich, der ich bis dato mit Engadinerhäusern noch unvertraut bin, direkt eine Besonderheit: der hier landläufig «Sulèr» genannte Vorraum.
Einst durchfuhren ihn schmale Gespanne ebenerdig Richtung Scheune beziehungsweise Heulager. Wo noch 2008 die Decken abgehängt, der Holzboden unter Laminat auf Wiederentdeckung schlummerte und der Raum in seiner Gesamtheit bis zur Unkenntlichkeit verbaut war, eröffnet sich heute wieder ein großzügiger Eingangsbereich, der Gäste zum Aufenthalt in geselliger Runde einlädt.

Von hier aus gehen diverse Räume ab. Allen voran die Stube (romanisch: „stüva“), die nach der Freilegung und Restaurierung der jahrhundertealten Arvenholz-Täfelung wieder im einstigen Glanz erstrahlt. Erhalten geblieben ist unter anderem auch die historische Durchreiche zur Küche. Wie im ganzen Haus wurden Intarsien, Türen und Böden restauriert oder ersetzt.

Die Küche («chadafö») wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen vergrößert: wo ursprünglich eine schmale Küche war, ist heute ein Vorraum, der in die jetzige Küche übergeht. Modernste Ausstattung und Optik schaffen einen reizvollen Kontrast zum Bestand.
Von der Küche aus gelangt man auf den großzügigen Balkon, der ins Inntal und auf die sie begleitende Bergkette blicken lässt, hinter der bereits das Vinschgau liegt. Fest im Blick hat man hier unter anderem immer den Dreitausender Piz S-chalambert, der sich majestätisch nahezu 2000 Meter über das Inntal erhebt.

Vom Sulèr geht zudem ein Schlaf- und ein Badezimmer ab. Von hier steigt man auch hinab in das Untergeschoss mit dem historischem, innenliegenden Hof, «Cuort» genannt, durch welchen einst das Vieh in den angrenzenden Stall getrieben wurde. Heute schließen hier der Saunabereich und der Wasch- und Trockenraum an. Der zur Sauna gehörige Ruheraum verfügt über einen Ausgang zum Garten. Und er kann, dank Schlafsofa, optional für große Gästegruppen zusätzlich aufgebettet werden.

Wieder zurück im Erdgeschoss, steigen wir hoch hinauf und erkunden gemeinsam die oberen Stockwerke.

Das 1. Obergeschoss verfügt über zwei Schlafzimmer, ein Bad sowie ein großes, wohnzimmerartiges Aufenthaltszimmer, welches bei Bedarf ebenfalls aufgebettet werden kann. Es folgt im Anschluss das Musikzimmer, das auch als Arbeitsraum genutzt werden kann. Der Schreibtisch am Fenster lässt arbeitende Gäste direkt auf den Inn hinunter und die Berge voran blicken.

Schilana reloaded: Lounge im Dachgeschoss

Neu seit 2020 ist das ausgebaute Dachgeschoss («palantschin»), welches ursprünglich ein für Gäste unzugänglicher Kaltraum war. Mit dem Ausbau betraut war die Architektin Adriana Stuppan, eine ehemalige Mitarbeiterin von Duri Vital, die sich 2019 im benachbarten Ftan mit ihrem eigenen Architekturbüro selbstständig gemacht hat.

Erschlossen wird das Dachgeschoss über eine Metalltreppe in Rohstahl, die nahezu schwebend erscheint. Oben angekommen, erwartet die Gäste ein großzügiger Aufenthaltsraum samt Billardtisch, Kitchenette und einer großen Wohnlandschaft am Kaminofen. Von hier aus lässt die neue Dachgaube südseitig wiederum tief in das Inntal und das umgebende Bergpanorama blicken.

schilana 80

Ebenfalls neu auf dieser Ebene ist ein zusätzliches Gästezimmer mit Ensuite- Bad, das sich im Ostteil an die Lounge anschließt, so dass mittlerweile bis zu zwölf Gäste in insgesamt sechs Schlafräumen beherbergt werden können.

In technischer Hinsicht wurde der Ausbau des Dachgeschosses genutzt, um das Haus per Photovoltaik deutlich autarker zu machen.

Obwohl die Vorgeschichte des Hauses nicht komplett bekannt ist, kann anhand der überdurchschnittlichen Raumhöhen und Fenstergrößen gemutmaßt werden, dass die Erbauer und Vorbesitzer eher zu den reicheren Landwirten am Ort gezählt haben müssen.

Berg und Tal, Menschen und Kulturen

Die Faszination von Ramosch liegt nicht nur für die Besitzer:innen im Zauber dieses Teils des Unterengadins, einem Randgebiet auf der Schweizerkarte. Die Abgeschiedenheit inmitten der Bergwelt bietet ein einmaliges Erholungsgebiet. Gleichzeitig ist Ramosch ein intaktes, weil authentisches Dorf. Die allermeisten Menschen, denen man vor Ort begegnet sind Einheimische, Tourist:innen trifft man kaum an. Man taucht ins Dorf und die Umgebung ein, erkundet die hiesige (Bau-)Kultur und lauscht fasziniert den ungewohnten, warmen Klängen des Romantsch, der vierten Schweizer Landessprache hinterher. Natürlich hört man vereinzelt auch Schweizerdeutsch – spätestens, wenn man sich selbst in die Gespräche einbringt.

Verlässt man den Ort, kann man vom Haus aus fußläufig die Burgruine Tschanüff erkunden, einst eine der bedeutendsten Burganlagen des Unterengadin. Spaziergänger und Jogger zieht es meist auf die Wege am Inn und Wanderer erkunden etwa das Val Sinestra oder die Uina- Schlucht.

Wer sich näher für die regionalen Bauweisen interessiert, besucht das Unterengadiner Museum im Engadinerhaus Chà Gronda («Grosses Haus») in Scuol Sot. Dort werden unter anderem das gesamte Inventar des traditionellen Engadinerhauses mit allen Räumlichkeiten und dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gerät des Unterengadins gezeigt.

Da Ramosch wie erwähnt direkt im Dreiländereck liegt, bieten sich sommers wie winters auch Ausflüge ins südtirolerische Vinschgau und das österreichische Oberinntal an.

Im Winter locken natürlich die diversen trinationalen Skigebiete; es sei denn, man frönt dem Langlauf. Dann kann man getrost vor Ort bleiben und findet direkt sein Glück.


Text: Ulrich Stefan Knoll, Juli 2022
Fotos: © Zeljko Gataric (Coverfoto, 1, 4, 13, 14, 16-19, 21-24, 26-35, 44) © Archiv Unterengadin (8) © Adriana Stuppan / studio d’architectura Ftan (7, 20, 36) © Georg Vetter (39-41) © Ulrich Stefan Knoll (2, 3, 5, 6, 9-12, 15, 25, 37, 38, 42, 43)
Übersicht: Hier finden Sie alle HomeStories auf einen Blick!

Schilana 80

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