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Erhabenheit, Avantgarde und Eleganz: Das Kranich Hotel

Dr. Bettina Klein hat nahe des Saaler Boddens in Mecklenburg-Vorpommern auf einem Gutshof mit kleinem Hotel, Museum und Café ein irdisches Paradies aufgebaut, das man ob seiner Eigenwilligkeit in dieser ländlichen Idylle kaum jemals vermuten würde.

von Ulrich Knoll im Juni 2020

Erhabenheit, Avantgarde und Eleganz: Das Kranich Hotel

Im römischen Kulturkreis galt der Kranich als Symbol der „Prudentia“, des klugen Handelns, der „Perseverantia“, also der Beharrlichkeit, sowie der „Custodia“, der Sorgfalt des Handelns. Wenn man sich mit Gastgeberin Dr. Bettina Klein unterhält, die nahe des Saaler Boddens in Mecklenburg-Vorpommern auf einem Gutshof mit kleinem Hotel, Museum und Café Gäste empfängt, scheint dies auf Anhieb eine hinreichend treffende, wenngleich verallgemeinernde Beschreibung der Hausherrin selbst zu sein.

Mit viel Mut, Beharrlichkeit und – angesichts der Größe des Areals – zwangsläufig begrenzten Mitteln hat sie hier über die Jahre mit dem Kranich Hotel ein irdisches Paradies aufgebaut, das man ob seiner Eigenwilligkeit in dieser ländlichen Idylle kaum jemals vermuten würde. Der namensgebende Kranich macht zweimal jährlich hier Rast; und doch stellt sich in unseren Gesprächen schnell heraus, dass das Anwesen selbst, seine Geschichte und Entwicklung sowie deren Akteure die interessanteren Themen sind.

© Philipp Obkircher

Eine Neigung zu „komplizierten Sachen“

Die Hausherrin, eine promovierte Kunsthistorikerin, schmunzelt ein wenig angesichts meiner ersten Verständnisfragen. Wie Sie denn zu dem Haus gekommen sei und wie genau das ursprüngliche Konzept zur Entwicklung von Museum samt Hotel und Cafébetrieb ausgesehen habe bzw. dessen Umsetzung… und, nach welchem Plan die Renovierung des maroden Gutshauses, das sie 1999 erwarb, vonstatten gegangen sei. Sie habe wohl generell eine Neigung zu komplizierten Sachen, lässt Sie mich in Ihrer zugleich distinguierten wie auch freundlich-aufgeschlossenen Art wissen. Ein Plan? Nein, da sei viel Fügung im Spiel gewesen. Dem Himmel sei Dank, möchte man sagen.

Alleine schon der Erwerb – völlig ungeplant. Sie selbst stammt gar nicht aus der Gegend, war vorher nur einmal zum Tanz der Kraniche in Mecklenburg-Vorpommern, hat phasenweise zudem mehr Zeit in Japan als in Deutschland gelebt. Ein Bekannter aus der gemeinsamen Zeit an der Frankfurter Städelschule habe das Haus eigentlich kaufen wollen. Er sei regelrecht in das Anwesen vernarrt gewesen, nur das nötige Geld habe er nicht gehabt. Bettina Klein, die auf der Auktion also eigentlich nur als Begleitung zugegen war, hat das Anwesen schließlich erworben. Wenn man Sie fragt warum, antwortet sie mit einem Lächeln, dass das wohl – angesichts der Geschichte des Anwesens, welche bis ins 13. Jhdt. zurückgeht – die Naivität der Kunsthistorikerin gewesen sein müsse. Das Haupthaus jedenfalls war, wie sich allerdings später herausstellte, in einem noch wesentlich schlechteren Zustand als ursprünglich gedacht. Selbst der Abriss stand kurzzeitig zur Debatte.

Ca. 1920 © Privatarchiv Familie von Hesse

Bewahren!

An dieser Stelle kam ein zweites Mal der Zufall zur Hilfe. Auf die Ausschreibung zwecks Umplanung meldete sich der amerikanische Architekt und Künstler Alex Schweder. Schweder, ein Vertreter der Performance Architecture , bezeichnet sich selbst wahlweise als „Künstler, der mit dem Raum arbeitet, oder Architekt, der auf künstlerische Fragen hinarbeitet“.

Über das Projekt sagt er selbst:

Performance-Architecture ist ein künstlerischer Ansatz zur Schaffung von Raum, der eher auf Fragen als auf Lösungen abzielt. Im Fall des Kranich Museums & Hotels haben wir Überreste der verschiedenen Nutzungen des Gebäudes im Zeitverlauf erhalten. Zudem sind Museum und Hotel nicht wie üblich getrennt. All diese Elemente nebeneinander zu platzieren, anstatt sie ordentlich voneinander zu trennen, ermöglicht es unseren Besuchern, deren Spannung zu erleben, und bietet neue Möglichkeiten der Raumerfahrung.

Unsere Herangehensweise an das Haus orientiert sich an anderen Ansätzen im Umgang mit historischen Strukturen mittels moderner Eingriffe – wie etwa der Chinati Foundation in Texas oder der Brooklyn Academy of Music, wo Fragmente aus verschiedenen Epochen gleichzeitig erlebt werden konnten.

Dadurch wird eine Situation geschaffen, in der die Besucher des Gebäudes nun sehen können, dass das Gebäude eigentlich ein Prozess ist und nicht ein Objekt, eine Aufführung, wenn man so will, die sich langsamer vollzieht, als es Personen normalerweise wahrnehmen können. Unsere Arbeit bei der Gestaltung des Gebäudes bestand darin, dies für die Gäste wahrnehmbar zu machen.

Es stellte sich unmittelbar heraus, dass seine Herangehensweise sehr gut auf das Objekt passte, welches notgedrungen nahezu vollständig entkernt werden musste. Seine Diagnose nach der ersten Besichtigung: „Bewahren!“. So tragen heute Wände wie Decken die Spuren der Geschichte in teils unterschiedlichen Putzschichtresten, teils als rohe, quasi „zurückgebaute“ Backsteinfassade. Neuverlegte, helle Böden, die zur Wand hin abgesetzt und an diesen Stellen durch eine indirekte Beleuchtung in Szene gesetzt sind, kontrastieren und harmonisieren den Gesamteindruck gleichermaßen. Selbiges gilt für einige, wenige dezent hinzugefügte Einbauten und die modernen Betten mit ihren hohen, ebenfalls in hellem Holz gehaltenen Kopfteilen, die ebenfalls klar in die Neuzeit verweisen. Der Spannungsbogen zwischen Alt und Neu findet seinen Abschluss in den wenigen, wohlplatzierten historischen Möbelstücken, die die Gastgeberin über die Jahre bei Hausauflösungen in der Umgebung zielsicher erstanden hat.

Im ersten Bauabschnitt entstanden im Erdgeschoss ab 2011 – parallel zu den darüber gelegenen Museumsräumen – sechs gänzlich individuelle gestaltete Apartments mit Raumgrößen zwischen 31 und 51 Quadratmetern. In diesen ist die Historie des Gebäudes samt ihrer Schichtungen unverstellt zu sehen und sie versprühen, bei aller architektonischer Präzision, eine unverkrampfte Heiterkeit. Das behagliche, gleichsam spannungsgeladene Ambiente der Raumlandschaften wird durch die Wärme alter, gusseiserner Öfen sowie den Luxus üppiger Blickbeziehungen – hinaus in den Park und die Landschaft, gerne aus der kontemplativen Entspanntheit einer freistehenden Badewanne betrachtet – nochmals gesteigert.

© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher

Überhaupt: Das Sich-Wohlfühlen und das Loslassen ergeben sich hier quasi automatisch. Das gewohnte Zeitmaß scheint in Hessenburg auf magische Weise außer Kraft gesetzt. Was man sich doch so alles vorgenommen hat: sei es auf den Darß mit seinem wunderbaren Ostseestränden zu fahren. Oder die benachbarten Hansejuwelen Rostock und Stralsund zu erkunden. Wenn man schon mal da ist. Und weil das alles wirklich sehr sehenswert ist. Und dann: schwupp, ist schon wieder ein Tag vorbei. An dem man in aller Ruhe ausgeschlafen und ein wunderbares Frühstück eingenommen hat, durch den Park geschlendert ist und das hauseigene Museum erkundet hat. Vielleicht gebadet, sicher aber auch ein wenig über sich und die Welt sinniert hat.

Wenn Sie nicht Acht geben (oder nicht lange genug bleiben), laufen Sie Gefahr, kaum eine der vermeintlichen touristischen Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben, die auf der ursprünglichen Reiseplanung standen. Dafür sind Sie vermutlich dermaßen entschleunigt, wie Sie es schon lange nicht mehr waren. Keine Sorge also, machen Sie es wie Ihre Gastgeberin: vertrauen Sie ihrem Gespür für das Momentum – und auf die glückliche Fügung! Der Ort ist einfach prädestiniert dafür.

Wahrlich wundersame Orte zur inneren Einkehr sind auch die beiden Atelierwohnungen im Dachgeschoss geworden, welche seit Ende 2019 das Zimmerangebot komplettieren. Die größere der beiden Apartments ist mit 80 m2 für drei Personen konzipiert, die kleinere Wohnung beherbergt wie die Apartments im Erdgeschoss standardmäßig zwei Gäste.

© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher
© Philipp Obkircher

Regeneration und Wandel, auch im Außenbereich

Ein ebenfalls wunderbarer Ort zum Loslassen ist der knapp fünf Hektar große neo-barocke Park geworden, der seit einigen Jahren etappenweise durch die Landschaftsarchitektin Ludivine Gragy revitalisiert wird. Anhand des Studiums von Archivmaterial hat sie die historischen Strukturen in den aktuellen Pflege- und Entwicklungsplan teils übernommen, teils als Antwort an die Moderne und aufgrund aktueller Nutzungsansprüche reinterpretiert. Veränderte Nutzungsbedingungen, die unter anderem noch aus DDR-Zeiten stammen, führten beispielsweise zu einem Verlust der klaren Trennung zwischen Nord- und Südseite des Hauptgebäudes; dieses stand zwar nach wie vor als Solitär frei, war aber nicht mehr in die landschaftliche Umgebung eingebunden.

Durch eine neue Bepflanzungsstrategie wurden und werden die ursprünglichen Ordnungselemente aus axialen Blickbeziehungen, auch Grenzen wieder lesbar gemacht. Und damit eine Einladung geschaffen, den Park wieder zu betreten. Ein wesentlicher Aspekt der Neukonzeption der Gesamtanlage ist die Einteilung in Räume mit unterschiedlichem Charakter, das Auslichten der Bestandsvegetation und die Erhöhung der Artenvielfalt. Um im Bedarfsfall überalterte oder sturmgeschädigte Bäume ersetzen zu können, wurde mittlerweile eine eigene Baumschule angelegt. In den romantischsten Winkeln warten heute Bänke und Sitzgruppen auf die Gäste, die sich – mit Kissen und Decken bewaffnet – gemütlich niederlassen können. Bei Lust und Laune kann auch das Frühstück hier eingenommen werden. Der weitläufige Park bietet nun wieder ideale Bedingungen für ausgiebige Spaziergänge und Entdeckungen – mit oder ohne Vierbeiner.

© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy
© Ludivine Gragy

Museum 24/7

Eine Besonderheit des Hauses ist sein Museum, welches das gesamte Obergeschoss einnimmt. Dieses ist nicht primär dem Kranich gewidmet, wie der Hausname vielleicht nahelegen könnte. Vielmehr lädt Dr. Bettina Klein seit 2011 internationale Künstler im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programmes ein, welche sich vor Ort in performativen oder installativen Arbeiten mit dem Haus, seiner Architektur, seinem Umfeld und seiner Geschichte auseinandersetzen. Betreut werden die Residencies von Anfang an durch einen externen Kurator – in den Anfangsjahren von Alex Schweder und Khadija Zinnenburg Carroll, seit 2015 durch Zsuzsanna Stánitz, deren besonderes Interesse der zeitgenössischen Kultur sowie der Architektur gilt.

Das jeweils neue Kunstobjekt wird naturgemäß Teil der Sammlung des Kranich Museums, während die im Arbeitsprozess entstandenen Dokumentationsmaterialien in den Hotelzimmern ausgestellt werden und so einen Einblick in den künstlerischen Prozess geben. Hier schlafen Sie also sprichwörtlich im Museum und können sich auch abseits der Öffnungszeiten von den Sichtweisen der Künstler inspirieren lassen.

„Maybe it is They who Watch Us“ (Hadley + Maxwell) © Philipp Obkircher
“Schiefergrau” (Nicole Schuck) // „Barmherzigkeit des Kraniches” (Naoko Tanaka) © Philipp Obkircher
Nicole Schuck © Clemens Klein
„Folded Murmur” (Alex Schweder) © Philipp Obkircher
„Slowly Ceiling“ (Alex Schweder) © Philipp Obkircher

Lernen, tagen oder gemeinsam feiern

Im Kranich Hotel können auch Kunstkurse, Yogaseminare und Tagungen veranstaltet werden: Die oberen Räume samt dem dazwischen gelegenen offenen Dachraum, bei Bedarf auch die Räume des Museums und das Kranich Café bieten nicht nur ausreichend Platz, sondern auch jede Menge Inspiration. Falls Sie möchten, können Sie hier sogar den „schönsten Tag des Lebens“ begehen: denn auf Hessenburg kann auch geheiratet werden – das Gutshaus verfügt über ein eigenes Standesamt. Die Kombination mit dem Hotel und dem Café sowie der großzügigen Parklandschaft rundherum eignen sich natürlich perfekt für alle Formen von feierlichen Anlässen.

Sei es mit oder ohne festlichen Anlass: Glückliche, anregende Tage werden Sie hier in jedem Fall verbringen. Come as you are!

Kranich Café © Philipp Obkircher

Text: Ulrich Stefan Knoll, Juli 2020.

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Ein Kommentar

danirla keil sagt:
lieber uli, wieder mal ein sensationeller artikel! ich sitze zwar im paradies kreta, mediterrane destination, puristisch & gerade zikadenkonzert... aber nach dem lesen möchte ich eigentlich auch schon los ins kranich hotel & die saftig grüne gartenanlage... as i am! sehr spannendes haus, inspirierender artikel & alles andere habe ich gerade dafür stehen & liegen lassen😘 yassas aus der <a href="https://villazoe.com/" rel="nofollow ugc">zoe</a>, daniela
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