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Geschichte spüren, Weltkulturerbe entdecken, Waldluft atmen: parkchâlet potsdam

Beim Aufwachen ist alles Grün und Vogelzwitschern. Als neu angereister Gast sortiert man sich am ersten Morgen daher kurz – bin ich wirklich in Schlagweite von Berlin oder doch im Wald, im Park, gar in der Schweiz? Der Blick fällt auf mächtige Baumkronen. Darunter wabert der Morgennebel, über dem die ersten Sonnenstrahlen aufsteigen.

von Ulrich Knoll im April 2021

Geschichte spüren, Weltkulturerbe entdecken, Waldluft atmen: parkchâlet potsdam

Willkommen in einer seenreichen Parklandschaft von Weltrang, willkommen in der wildromantischen „Schweiz“ des Prinzen Carl – hallo parkchâlet potsdam!

© Pia von Kaehne

Eingebettet in ein Tal am Ufer der Havelseen liegt der Potsdamer Stadtteil Klein-Glienicke zwischen Babelsberg und Böttcherberg.  Zwischen 1863 und 1867 ließ Prinz Carl von Preußen hier durch den Architekten Ferdinand von Arnim zehn Schweizerhäuser in zeitgenössischer Mode errichten. Eines davon war der Vorgängerbau  des parkchâlet potsdam (zu sehen auf einer Farblithographie im Skizzenbuch des Architekten, folgendes Bild). Bis heute fügen sich die noch vorhandenen Bauten harmonisch in eine weitläufige Abfolge von Parks und Schlössern nach englischer und italienischer Manier.

© TU Berlin, Architekturmuseum
© Pia von Kaehne

Seit Ende des 18. Jahrhunderts galten die Einwohner:innen der Schweiz als vorbildhaft naturverbunden, als edle Menschen, die im Einklang mit Ihrer Umwelt lebten. Der von der Romantik beeinflusste und gartenpassionierte Prinz Carl kannte das Land aus eigener Anschauung und hat wohl 1861 nach erneuter Reise dorthin beschlossen, „seine ganz eigene Schweiz“ in Potsdam zu verwirklichen.

Und so findet man hier nicht nur Häuser, die den Bautypus des Chalets adaptieren,  sondern es entstand eine raffiniert komponierte, alpin angehauchte Landschaft mit Hügeln, Felsformationen, malerischen Findlingen und einer Wiesenlichtung. Das Ganze so täuschend echt, dass man dem Ensemble seine vom Menschen geschaffene Natur erst auf den zweiten Blick ansieht.

© Pia von Kaehne

Und mittendrin: das parkchâlet

Dass Urlaubsarchitektur-Gäste im Heute & Hier eine Art Quadratur des Kreises erleben – am Rande des Großstadtlebens und zugleich wunderbar abseitig-verträumt zu wohnen  – hängt unmittelbar mit der Gastgeberin Pia von Kaehne und ihrem Mann, dem Architekten Gerald Kühn von Kaehne, zusammen.

Denn das parkchâlet würde es ohne sie schlicht nicht geben, da das ursprüngliche Haus der deutschen Geschichte zum Opfer gefallen war.

Um ihr Vorhaben verstehen zu können, bedarf es eines Blickes auf den größeren, räumlichen Umgriff. Sowie einer Rückblende in den historischen Kontext – sowohl bezüglich der preußischen wie auch der jüngeren, deutschen Geschichte, welche just hier in epochalen Umwälzungen wie an kaum einem anderen deutschen Ort – mit glücklichen wie auch tragischen – Volten zu Tage trat.

Denn einerseits liegt das parkchâlet potsdam mitten im Herzstück eines Gartenreiches von internationalem Rang, das schon 1990 als erste Unesco-Eintragung nach der Wende in die Liste des Welterbekomitees aufgenommen wurde. In Hinblick auf die 28-jährige Episode der deutsch-deutschen Teilung steht das Haus andererseits – und zwar unmittelbar, sprich in Sicht- bzw. Schrittweite – zur ehemaligen innerdeutschen Grenze; welche wiederum die umgebenden, historischen Parkanlagen ab 1961 brutal zerschnitt und über knapp drei Jahrzehnte in elementaren Teilen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte.

Tiefe Wunden, geglückte Heilung

Wenn man heute, gut 30 Jahre nach der Wiedervereinigung im parkchâlet vor die Tür tritt, ist die Idylle zurückgekehrt. Der Blick von der Lichtungswiese auf das Haus erinnert nicht mehr an jene Wunden, die die Demarkationslinie und der Todesstreifen im Kalten Krieg hinterlassen haben.

© Gerald Kühn von Kaehne
© Pia von Kaehne

Was umso erstaunlicher anmutet, als Klein-Glienicke zu DDR-Zeiten eine nur per Brücke erreichbare Enklave auf westdeutschem Gebiet war, daher eine Hochsicherheitszone und ein Hotspot im Ringen der Machtblöcke. Die im Volksmund eingebürgerte, saloppe Bezeichnung als „Blinddarm der DDR“ kommt nicht von ungefähr. Entsprechend der neuralgischen Lage fielen die Maßnahmen zur Grenzsicherung besonders dramatisch aus – ab 1961 wurde rücksichtslos in die Struktur der historisch bedeutsamen Schlösser- und Parksichten eingegriffen, Häuser (sowie Existenzen) wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Ein bekanntes Sinnbild der Teilung ist die Glienicker Brücke, die im Rahmen mehrerer, teils spektakulärer Agentenaustausche zwischen „Ost und West“ internationale Aufmerksamkeit erlangte. Ihr zweifarbiger Anstrich markiert bis heute gut sichtbar die ehemalige Grenze. Die Bewohner:innen führten also eine Art Exilstatus innerhalb des DDR-Staates. Viele Alteingesessene verließen den Ort im Lauf der innerdeutschen Teilung; zum Teil freiwillig oder sie wurden auf Anordnung durch linientreue DDR-Kader ersetzt. Während sich zeitgleich die Maßnahmen zur Grenzsicherung – auch in baulicher Hinsicht – weiter zuspitzten.

© Pia von Kaehne

Wiederauferstehung des preußischen Arkadiens: das mühsam zurückerkämpfte Paradies

All das muss man sich zwangsläufig vergegenwärtigen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche jahrzehntelangen Anstrengungen vonnöten waren, die Wiedervereinigung derart weitflächiger, bedeutsamer (Stadt-)Landschaften zu realisieren.

Nicht alle, aber wesentliche Wunden, welche die Teilung Deutschlands im heutigen UNESCO-Welterbe hinterließ, konnten geheilt werden.

Sechs von ursprünglich zehn Häusern wurden im Laufe der Jahre Opfer des Grenzregimes. Darunter auch der Bau, auf dessen Fundamenten heute das parkchâlet steht.

Alpine Romantik, neu interpretiert

Der Neubau – denn um einen solchen handelt es sich – ist wohlgemerkt keine Rekonstruktion, sondern eine Interpretation des ursprünglichen Hauses und fügt sich in das Ensemble der bestehenden Schweizerhäuser ein.

Womit wir direkt beim Architekten wären. Das Architekturbüro von Gerald Kühn von Kaehne, welches er mit Eberhard Lange seit 1991 in Potsdam führt, arbeitet schwerpunktmäßig in den Bereichen der Denkmalpflege und des Bauens im historischen Bestand. Auch Neubauvorhaben im historischen Umfeld und in landschaftlich reizvoller Lage sind ein wesentlicher Teil der Büro-DNA. Bei der Planung und Umsetzung legt das Büro besonderen Wert auf die Einbeziehung von Landschaft und Gartengestaltung sowie auf den Bezug zur Geschichte des Ortes. Sie soll nicht vordergründig spektakulär, sondern immer als angemessene Reaktion auf den vorgefundenen Ort fortgesetzt werden.

1990, noch vor der Wiedervereinigung, sind Gerald Kühn von Kaehne und Pia von Kaehne vom ehemaligen Westen in den Osten nach Potsdam gezogen: unbefangen, neugierig und fasziniert von Landschaft, Menschen und Bauten. Über eine Anfrage an das Architekturbüro zwecks Erstellung eines Sanierungskonzeptes kamen die beiden zum ersten Mal in den Stadtteil Klein-Glienicke. Der Ort wurde ihnen zur Heimat und seine Geschichte begeistert die Beiden noch immer.

© Emily John
© Pia von Kaehne

Seit 2015 stehen in ihrem ganzjährig geöffneten parkchâlet sechs Ferienwohnungen mit Balkon oder Terrasse bereit. Stadt- und naturnah bietet sich das Haus hervorragend für kreative Auszeiten und Workation an.

Das Gebäude in seiner heutigen Ausprägung steht nicht nur auf den Grundmauern des Vorläufers; es lehnt sich sowohl in Form, Kubatur und Materialität an das vormalige, alpine Chalet an. Ganz bewusst ist es jedoch eine Neuinterpretation, die reine Nachahmung vermeidet. Wesentliche Elemente wie der umlaufende Balkon, die ausladenden Dachüberstände und die markanten Schornsteine orientieren sich eindeutig an der historischen Baufamilie der Schweizerhäuser.

© Malte Jäger

Klein-Glienicke hat bis heute ablesbare Zeitschichten und in diese Abfolge ordnet sich das parkchâlet selbstbewusst ein, indem es den historischen Gebäuden die Würde des Alters lässt und sich eben nicht historisierend einschmeichelt.

Gerald Kühn von Kaehne ist mit seinem Entwurf in Kontinuität zu den Arbeiten früherer Schöpfer der Potsdamer Kulturlandschaft geblieben. Wie sie hat er einen historischen Stil  adaptiert und den Bautypus des Chalets in die Gegenwart transponiert und damit den Wohnbedürfnissen des 21. Jahrhunderts nach Licht und Luft Rechnung getragen.

© Tom Solo

Draußen und drinnen

Zugleich präsentiert der Architekt hier seinen ganz eignen Beitrag zum Thema Wiederaufbau, indem er eine ausgewogene Neuschöpfung sensibel in die Geländetopographie eingepasst hat. Dem Versuch der Nachahmung hat er widerstanden und doch so deutlich an den Vorgängerbau erinnert, dass der Betrachtende die Bezüge ablesen kann. Aus dem der Witterung trotzenden, alpinen Chalet wurde ein lichtdurchfluteter, transparenter Baukörper. Vormals kleine Fenster wurden aufgeweitet und lassen nun die Natur ungehindert ins Innere eindringen.

Bei der Konzeption der Innenräume wurde Wert auf Klarheit und Ruhe gelegt, damit die allgegenwärtigen Ausblicke zur Wirkung kommen. Eigens entworfene Einbauten, Betten und Tische aus Holz schaffen Wohlfühlatmosphäre, während mineralische Bodenbeläge und weiße Coreanküchen frische Leichtigkeit und Großzügigkeit bringen. Die hellen, mit Marmormehlfarbe gestrichenen Wände werden durch einfallendes Licht lebendig und reflektieren die Farben der Jahreszeiten in den Raum.

© Pia von Kaehne
© Pia von Kaehne
© Tom Solo
© Tom Solo

Im Dachgeschoss gewähren verglaste Giebel Ausblicke auf große Park- oder Alleebäume und deren Kronen, in denen Eichhörnchen als geschickte Kletterkünstler unterwegs sind, Spechte klopfen und zahlreiche Vogelarten stimmgewaltig zu bewundern sind. Wenn im Frühling die Natur erwacht, sind die Gäste auf Augenhöhe mit den ersten Knospen und Blättern, während an heißen Sommertagen das Blätterkleid Schatten und Kühle spendet.

© Pia von Kaehne
© Gerald Kühn von Kaehne

Gerald Kühn von Kaehne und Pia von Kaehne haben sich für unbehandelte Fenster und Läden aus Holz entschieden, welche zwar durch den Dachüberstand geschützt sind, sich aber mit der Zeit durch Licht und Luft in ihrer Farbigkeit verändern und mit den umstehenden Baumstämmen altern. So verschmelzen Architektur und Natur zusehends auch in den Details.

Alle Wohnungen im parkchâlet haben ihre individuellen Ausblicke und jedes Fenster wird zum Rahmen einer landschaftlichen Momentaufnahme. Architektur und Natur sind aufeinander bezogen und miteinander verwoben. Was so selbstverständlich zusammengeht und unaufgeregt den Blick lenkt, ist eine Entwurfsarbeit, die kein Detail dem Zufall überlassen hat.

© Pia von Kaehne

Sehr viele Entscheidungen wurden durch intensive Bauleitung und immer vor Ort im Austausch mit den Handwerker:innen getroffen. Durchblicke, Lichtführung, Blickachsen und Proportionen nutzen und entfalten das Standortpotential.

Prinz Carl und sein Architekt haben seinerzeit den Bauplatz mit Sorgfalt und Gespür für die Landschaft und die in sie hineinkomponierte Architektur ausgesucht. Das heutige parkchâlet mit dem gefällig geformten Hügel und dem geschwungenen Zufahrtsweg gehört – als wäre es nie weg gewesen – wieder in dieses Bild.

© Pia von Kaehne

Vieles kann, nichts muss

So wenig man sich an den Ausblicken satt sehen kann: über kurz oder lang zieht es einen hinaus. Sei es, um das „Schweizer“ Bergpanorama zu durchstreifen, durch die angrenzenden Parklandschaften zu flanieren, eines der vielen umliegenden Schlösser oder die Pfaueninsel zu erkunden. Man könnte auch im See schwimmen gehen, anschließend mit dem Rad in die Innenstadt zum Museum Barberini fahren, um danach im Holländischen Viertel einzukehren. Auch in die pulsierende Berliner Mitte ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur einen Katzensprung. Umso schöner fühlt es sich an, nach einem erfüllten Tag beseelt in das leise Baumrascheln dieser Oase auf Zeit zurückzukehren.

Text: Ulrich Stefan Knoll, April 2021

© Pia von Kaehne
© Tom Solo


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3 Kommentare

Irmenfried Mundt sagt:
Ein wunderschönes Haus! Und es fehlt wirklich an nichts! Funktion und Ästhetik in harmonischer Einheit. In einmaliger Landschaft. Auf historischen Boden. Was will man mehr?!
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Frank Köstens sagt:
Das ist der Grund, warum wir immer gerne wiederkommen.
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Michael Degen sagt:
Mein Gott, wie schön! Mehr zu sagen wäre banal...
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