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Maremma House – Horizontale Metaphern in archaischer Landschaft

Die Maremma, der unberührte, wilde Süden der Toskana ist eine stille Schönheit. Ihre zeitlosen Landschaften rauben einem den Atem.

von Andrea und Luca Ponsi im August 2017

Maremma House – Horizontale Metaphern in archaischer Landschaft

Magische Etruskerstädtchen thronen auf majestätischen Tuffsteinfelsen und duftende Pinienwälder säumen die Küste mit ihren schier unendlichen Sandstränden. Das perfekte Setting für ein Ferienhaus, das es vermag, die Essenz dieser Region einzufangen und in Architektur zu übersetzen: Das Maremma House.

Die Anfänge

Als Vater (Andrea) und Sohn (Luca) sowie als gemeinsame Inhaber des Architektur- und Designstudios Studio Ponsi – Architettura e Design, beschlossen wir vor einigen Jahren, ein Haus für unseren Familienurlaub zu planen. Wir wollten entweder ein bereits existierendes Gebäude restaurieren oder aber ein ganz neues Haus bauen. Unsere Hauptvoraussetzungen für die Wahl des Grundstückes waren zwei: es durfte nicht mehr als 2 Stunden von Florenz entfernt sein und es sollte so nah wie möglich am Meer liegen.

Zwei Jahre lang durchforsteten wir die Toskanische Küste der Länge und der Breite nach, begutachteten kleine Wohnungen mit großen, auf Felsen gebauten Terrassen, verfallene Villen, landwirtschaftliche Gebäude in schier unerreichbaren Tälern und Ruinen, die sich nach einem neuen Leben sehnten.
Schnell wurde uns klar, dass die strikten toskanischen Gesetze es schier unmöglich machten, ein neues Haus in Küstennähe zu bauen. Daher verlegten wir unsere Suche etwas ins Landesinnere, in die Maremma, den südlichsten und bis heute unberührtesten Teil der Toskana. Hier suchten wir nach einem bebaubaren Terrain, welches unseren Bedürfnissen entsprach: eine ruhige Lage mit Meerblick – wenn auch aus der Ferne!

Das richtige Grundstück

In die engere Auswahl kam ein Grundstück, das aus circa einem halben Hektar Land bestand und sich in Höhenlage in die Hügellandschaft zwischen zwei suggestive mittelalterliche Örtchen einfügte: Magliano in Toscana und Pereta.
Der Ort war atemberaubend schön: der Blick schweifte ungestört über Weinberge, Olivenhaine und Zypressenalleen. In der Ferne konnte man das Meer, die Halbinsel des Monte Argentario und die malerische Insel Giglio sehen. Und ansonsten nichts als Frieden, Ruhe, Stille.

Das Tyrrhenische Meer und die Insel Giglio. Foto © M.Ciampi

Die überzeugenste Eigenschaft des besagten Grundstücks war jedoch rein bürokratischen Charakters: es gab nämlich bereits einen Entwurf samt Baubewilligung, der den Bau eines Gebäudes in sehr traditionellem Stil vorsah. Eine einzigartige Gelegenheit wenn man bedenkt, wie streng und auch langwierig die Baubewilligungen hierzulande sind, wenn in einem landschaftlich wertvollen Gebiet gebaut werden soll. Wir fragten den Leiter der Baubehörde von Magliano in Toscana, ob wir das Projekt nach unseren Vorstellungen verändern könnten. Die Antwort war ja und wir kauften das Grundstück.

Der originale Entwurf, der dem Kaufvertrag angehängt war
Unser Entwurf

Wenige Monate später war unser neuer Entwurf zum Haus fertig: Wir zögerten den Beginn der Bauarbeiten dennoch hinaus, da sich in der Zwischenzeit eine zweite, unerwartete Gelegenheit ergeben hatte. Eine Verfügung der Gemeinde machte es uns möglich, die Baufläche unseres Hauses zu vergrößern: Wir konnten auf einer Auktion ein kleines Gebäude in Gemeindebesitz ersteigern, das sich im historischen Kern von Pereta befand – ein seit langem unbenutztes Schlachthaus in Zementbauweise, welches die Gemeinde abreißen musste. Unsere Pflicht war es, das Gebäude auf unsere Kosten abreißen zu lassen. Im Gegenzug erhielten wir die Genehmigung, die Baufläche unseres Hauses um die Grundfläche des ehemaligen Schlachthauses zu erweitern.

Das alte Schlachthaus, das wir kauften und abreißen ließen. Im Hintergrund das alte Tor von Pereta.

Pläne und Ideen

Als alle gesetzlichen Beschränkungen bezüglich Baufläche, Höhen, Grabungsmöglichkeiten etc. geklärt waren, wurde das Projekt auf der Grundlage unserer Ideen konzipiert, die größtenteils aus der Beobachtung der umliegenden Landschaft erwuchsen: die Dominanz der horizontalen Linien der sanften Hügelsilhouetten und des Meeres fanden ihren Niederschlag in den vorwiegend horizontalen Linien des Hauses. Terrassen, Loggias und Maueröffnungen wurden so entworfen, dass sie die verschiedenen Aussichten aufs Beste einrahmten, die Meeresbrise einfingen und mit Licht und Schatten spielten.

Das Haus besteht aus drei Ebenen, drei horizontalen „Schichten“, die metaphernhaft unterschiedliche Eigenschaften des Ortes repräsentieren. Die unterste, halb in die Erde eingelassene Ebene ist mit Tuffsteinblöcken aus lokalen Steinbrüchen verkleidet und stellt materialtechnisch und symbolisch die Basis dar, die in der Erde und in der Geschichte der Maremma verankert ist. Die mittlere Ebene spiegelt die typisch mediterrane Architektur wider, mit ihren flachen Dächern, den weißgetünchten Wänden und den mit kleinen Öffnungen durchzogenen Mauern. Das Obergeschoss, ein mit Holz verkleidetes Zimmer, das an eine Schiffskajüte erinnert, nimmt Bezug auf den „marinen“ Charakter des Hauses, der durch nautisch anmutende Elemente wie Balustraden, Stahltreppen und einen Kaminschlot noch verstärkt wird.

Erste Skizzen
Entwicklung des finalen Entwurfes
Starke Betonung horizontaler Linien
Skizze vom idealen Haus
Das Haus ist metaphorisch geschichtet: Steinbruch, mediterranes Haus, Schiff

Furchtlose Handwerker

Als alle Entwürfe fertig waren und wir alle nötigen Genehmigungen eingeholt hatten, entschieden wir, für die Bauarbeiten eine lokale Baufirma  mit dem unmöglichen Namen “I Tenebrosi” (was übersetzt so viel heißt wie “die großen, dunkelhaarigen, hübschen Jungs”) zu beauftragen und auch den Klempner, Elektriker, Parkettverleger und den Schmied direkt in dem kleinen Örtchen Magliano in Toscana anzuheuern.

Unsere kostentechnisch sicher verrückte Entscheidung, eine alteingesessene Baufirma und lokale Kunsthandwerker in unser Projekt mit einzubinden, hat sich für uns als absoluter Glücksgriff erwiesen. Die Kompetenzen rund um lokale Bautradition, Materialkenntnis und meisterhafte Handfertigkeit ließ die Crew auch vor Herausforderungen in der Umsetzung unserer Entwürfe nicht zurückschrecken, die sich weit von der normalen Arbeitsroutine der Handwerker entfernten.

So widmete sich der Klempner mit voller Leidenschaft der Herstellung nie zuvor gesehener Heizkörper und Balustraden aus Kupferrohren, wie sie unsere Entwürfe vorsahen; der Elektriker und der Schmied produzierten Außenlampen aus verzinktem Metall und beleuchtete Balustraden aus Stahl; der Parkettverleger versuchte sich erstmals im Bau einer belüfteten Holzwand in der “Kajüte”. Nach zwei Jahren sind aus unseren Baupartnern gute Freunde geworden, die sich nach wie vor um die Instandhaltung und die Herstellung neuer Architektur- und Designelemente des Hauses kümmern.

Der Grund vor Baubeginn
Andrea vergewissert sich über die Sicht auf das Tyrrhenische Meer
Das Skelett in der Bauphase
Sicht von Osten her, bevor der Rasen angelegt wurde
Der Schmied kontrolliert die Stabilität des Stahl-Geländers
Klemptner und Elektriker installieren den selbstgebauten Heizkörper
Heizkörper  und Treppe, Foto © U.Donnini
Heizkörper aus Kupfer am Kamin, Foto © M.Ciampi
…und ein weiterer an der Decke des Wohnzimmers, Foto © M.Ciampi
Treppe und Geländer mit Lichthalterung, Foto © U.Donnini
Esstisch aus Holz und Kupfer. Design von Studio Ponsi, Foto © M.Ciampi

Geologe oder Wünschelrutengänger?

Die Bauarbeiten gingen für circa ein Jahr ohne größere Zwischenfälle gut voran. Bis es an die Gartenplanung ging. Wir erfuhren, dass das Wasser aus dem lokalen Wasserversorgungssystem  aus gesetzlichen Gründen nicht für die Bewässerung des Gartens und für den Pool verwendet werden durfte.

Ganz zu Beginn der Arbeiten hatte ein Wünschelrutengänger nach einer ausführlichen Grundstücksbegehung die Existenz von Grundwasser ausgeschlossen. Zwei Jahre später, nachdem der Hausbau bereits abgeschlossen war, entschlossen wir uns, das Thema Wasser erneut in Angriff zu nehmen. Wir kontaktierten einen Geologen, um mit Hilfe von Sonden und anderen Instrumenten untersuchen zu lassen, wie wahrscheinlich es war, auf unserem Grundstück auf ausreichend Grundwasser zu stoßen. Der Kostenvoranschlag sah circa 2000 € für diese geologische „Wahrscheinlichkeitsrechnung“ vor, allerdings ohne Garantie für die Exaktheit der Ergebnisse.

Nur wenige Stunden, bevor wir den Geologen mit dem Auftrag betrauten, erzählte uns unser Gärtner von einem anderen Wünschelrutengänger, der in der Umgebung eine hohe Reputation genoss. Kostenvoranschlag: Moderate 50 €. Der Wassersucher kam bereits gleich am nächsten Tag zu uns. Er stieg aus seinem Lieferwagen aus, machte einige wenige Schritte, zeigte mit seinem Finger auf einen präzisen Punkt am Boden und sagte ohne zu zögern: „Hier unten ist Wasser“. Er bewegte sein Pendel mehrmals über den besagten Punkt, machte ein paar Schritte vorwärts und rückwärts und fügte hinzu „in 60 Metern Tiefe“.
Auch wenn wir etwas skeptisch waren, beschlossen wir, ihm Glauben zu schenken. In der darauffolgenden Woche beauftragten wir eine Spezialfirma mit den Bohrungsarbeiten. Exakt am angezeigten Punkt und in 60 Metern Tiefe signalisierte ein kraftvoller Wasserstrahl die Präsenz eines Brunnens, der in der Lage ist, einen kontinuierlichen Wasserfluss von zwei Litern pro Sekunde zu liefern!

Wasser, Pflanzen, Steine, Landschaft

Die neue Wassersituation erlaubte es uns, mit entspanntem Enthusiasmus an die Landschaftsplanung und an die Auswahl der passenden Pflanzen zu gehen.
Alle Außenanlagen sind Ergebnisse unserer eigenen Entwürfe, natürlich haben wir uns jedoch im Vorfeld von einer lokalen Landschaftspflegerin beraten lassen.

Gartenskizzen
Detail der unteren Ebene mit Tuffstein-Verkleidung und Treppen aus Travertinstein
Der Garten auf der Westseite des Hauses

Wir sind sehr glücklich mit unserem Haus. Auch, wenn es nicht besonders groß ist, kann es doch eine akzeptable Anzahl an Gästen beherbergen und bietet ausreichend Gelegenheit und Raum für Kommunikation wie für privaten Rückzug.
So wie das Haus mit verschiedenen Terrassen, Treppen, Innen- und Außenräumen für die unterschiedlichsten Nutzungskonstellationen konzipert ist, so ist auch der Pool in unterschiedlich gestaltete Bereiche eingeteilt: der „Strand“ mit sehr seichtem Wasser ist besonders für kleine Kinder gut geeignet; der zentrale Bereich misst 1,40 Meter und der tiefste Teil bietet eine 15 Meter lange Schwimmbahn.

Die Oberfläche des Poolwassers spiegelt den Himmel wider, einen unglaublich weiten Himmel, der sich vom Horizont des Meeres bis hin zu den Bergsilhouetten im Landesinneren erstreckt und alles miteinander verbindet. Der Himmel und die Wolken sind die unumstrittenen Protagonisten der Landschaft und als solche werden sie auf angemessene Weise von der Architektur des Hauses eingerahmt und in Szene gesetzt. Die Terrassen, die Patios und die Loggias befinden sich auf allen drei Ebenen des Gebäudes und überraschen mit immer neuen Ausblicken über die Landschaft im Wechsel von Sonnenstand und Jahreszeiten.

Pool und Loggia
Der Pool bei Sonnenuntergang

Eine Wohn-Werkstätte in ständiger Evolution

Unser Maremma House ist für uns eine Werkstätte in ständiger Transformation, in welcher Ideen Form annehmen und wir neue Wohnobjekte, Oberflächenbehandlungen, Farben und landschaftsgestalterische Elemente erdenken und ausprobieren. Auch wenn das Haus an sich als statisches Objekt geschaffen wurde, nehmen wir es doch auch wie einen lebendigen Körper wahr, mit Skelett – Struktur, Haut – Mauern, Organen – Installationen, Nerven – Kabel, Venen – Rohrleitungen. So befindet es sich wie ein Organismus in kontinuierlicher Metamorphose. Vielleicht bevorzugen wir daher auch das metaphorische Bild des Schiffes, das die Hügel der Maremma zu durchpflügen scheint.

Die Bezugnahme auf das Schiff greift nicht dessen Form, vielmehr Analogien auf: Seine Position zwischen den Wellen der Hügel, die langgezogenen und geradlinigen Formen der Baukörper, die Brücken und Stege aus Holzlatten, die Metalltreppen und nicht zuletzt die holzverkleidete „Heckkajüte“, von der aus man nicht müde wird, den Himmel und die Inseln am Horizont zu beobachten.


Text. Andrea und Luca Ponsi, August 2017

Alle Foto- und Bildrechte liegen bei © Studio Ponsi wenn nicht anders angegeben.

Das Haus

3 Kommentare

Hanna Adams sagt:
Die Treppen aus Travertin sehen echt gut aus! Mein Onkel sucht im Moment in der Umgebung von Abensberg nach Fliesen aus Travertin oder in einem ähnlichen Look. Er möchte seinen Boden mit Fliesen neu machen. Euren Blog empfehle ich ihm weiter.
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