Warum Urlaubslektüre absolut unerlässlich ist, aber auch die eine oder andere Tücke mit sich bringen kann, verrät Kolumnist Wolfgang Bachmann in seiner „Reisefieber“-Kolumne.
Natürlich braucht man eine Urlaubslektüre! Sonst kann man eine Reise gar nicht richtig genießen. Als erstes besorgt man sich Literatur zur Region, zur Landschaft, zu Geschichte, Kunst und Architektur, selbstverständlich auch Empfehlungen zur typischen Küche.
Unentbehrlich ist auch ein Sprachführer, man will ja nicht wie ein blöder Tourist herumtapern, sondern mit den Leuten reden. Es gibt immer wieder Situationen, in denen man auf ein paar fremdsprachliche Sätze angewiesen ist, zum Beispiel bei Speiseunverträglichkeiten. Dann kann man, wenn man durch Kambodscha trampt, vielleicht fragen, ob es die Fischsuppe auch ohne Fisch gibt („Est-ce que je peux avoir la bouillabaisse sans poisson?“).
Falls man mit dem Wetter Pech haben sollte, ist man froh um etwas leichte Unterhaltung. Vati hat deshalb Wallander dabei, Mutti Hera Lind. Allerdings bietet gerade der Urlaub Gelegenheit, sich an die umfangreichere Pflichtlektüre zu wagen, an Musil, Joyce und Franzen. Also einpacken! Und Angestellte sollten nicht vergessen, dass sie während der freien Tage von ihrem Arbeitgeber durchgefüttert werden. Das heißt, es ist auch eine Frage der Loyalität, sich für seine Firma weiterzuqualifizieren, also Fachliteratur, für die im Tagesgeschäft keine Zeit bleibt, mitzunehmen. Ich denke an aktuelle Hochschulveröffentlichungen oder Kommentare zur Ausführungsverordnung nach europäischem Recht. Dazu ist jetzt Gelegenheit, damit man den Anschluss nicht verliert und nach dem Urlaub gut präpariert wieder einsteigen kann. Mit dieser Grundausstattung an Pflichtlektüre können Sie den zwei Wochen in Malle oder Bad Hersfeld getrost entgegensehen. Ja, zugegeben, mit Büchern zu verreisen bedarf einer gewissen Logistik, vielleicht lässt sich damit der Erfolg der großen Geländewagen erklären. Natürlich kann man das alles auch elegant und Platz sparend auf einem Tablet mitnehmen, dann lässt es sich auch unauffällig zwischen den verschiedenen Lesestoffen wechseln. Und wenn Sie Glück haben, merken Sie am zweiten Tag, dass Sie Ladegerät und Netzadapter vergessen haben. Dann beginnt der Urlaub tatsächlich!
Text: Wolfgang Bachmann
Foto: Dan Dumitriu / Unsplash
Autoreninfo:
Wolfgang Bachmann war Chefredakteur und danach Herausgeber der Architekturzeitschrift Baumeister. Neben seiner journalistischen Arbeit ist er weithin bekannt für seine oft augenzwinkernden Kolumnen, etwa im Baumeister und für die Süddeutsche Zeitung.
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