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Milchhof Arnstadt. — Bauhaus100.

Der Milchhof Arnstadt, ein Baudenkmal der Klassischen Moderne von 1928, ist Teil der deutschen GRAND TOUR DER MODERNE 2019 sowie offizieller Partner des Bauhaus100-Programms.

von Judith Rüber und Jan Kobel im Mai 2019

Milchhof Arnstadt. — Bauhaus100.

Das Arnstädter Hotelierspaar Judith Rüber und Jan Kobel hat ein Faible für verlassene Industriebauten und für das Potential, das in ihnen als Orte erlebnisorientierter Architektur- und Kulturerfahrung schlummert. 2014 erwarb Jan Kobel mit einem Partner den Milchhof Arnstadt (1928) des Architekten Martin Schwarz als Mitgesellschafter der Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH. Das Ziel: Den Milchhof als ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne denkmalgerecht zu sanieren und ihn als multifunktionales Kunst- und Kulturzentrum zu etablieren. Dabei skizzierte Jan Kobel den zukünftigen Milchhof ganz im Sinne der Bauhaus-Philosophie: „Eine Architektur, die nicht nur schlicht und schön ist, sondern auch Arbeitsabläufe optimiert, Kosten minimiert, Licht ins Haus lässt und überhaupt die Interessen der Menschen, die in ihr leben und arbeiten, reflektiert.“

Der mittlerweile teilsanierte Milchhof Arnstadt ist ein Baudenkmal der Klassischen Moderne von 1928, und als dieses sowohl Teil der deutschen als auch der thüringer GRAND TOUR DER MODERNE 2019 sowie offizieller Partner des Bauhaus100-Programms des Bauhaus-Verbundes der Länder und der Stiftungen. Wegen dieser Bedeutung wird das Gebäude des Architekten Martin Schwarz mit Hilfe des Landes Thüringen Schritt für Schritt wiederhergestellt und neuen kulturellen und sozialen Nutzungen zugeführt. Im Zuge dieser Wiederbelebung wurde vor wenigen Tagen die von Judith Rüber kuratierte Ausstellung weiss. nullpunkt der moderne. in den eindrucksvollen Räumen des Milchhofes eröffnet (24.5. – 31.8.2019 täglich geöffnet 10 – 18 Uhr).

100 Jahre Moderne

Seit 100 Jahren befassen wir uns mit Fragen der Gestaltung, die die Moderne aufgeworfen hat und die uns bis heute faszinieren. Bahnbrechendes und Großartiges ist daraus entstanden. 100 Jahre Moderne bedeuten aber auch 100 Jahre Verlust – an handwerklichem Wissen, an Vielfalt der Materialien, an lokalen Bautraditionen und an unserer Fähigkeit, Unterschiede und Feinheiten wahrzunehmen. Diese Ausstellung folgt Fassaden, Putzen, Fliesen, Papier und Porzellan in Farbe, Struktur und Oberfläche, und sie hinterfragt den Gestus der Avantgarde, 1919 vor einem weißen Blatt Papier gesessen zu haben. Wie Moderne und Handwerk vereinbar sind, zeigt der Milchhof des Architekten Martin Schwarz, der so wie zahlreiche seiner Kollegen dieser Zeit spannende moderne Architektur schuf, ohne jemals am Bauhaus gewesen zu sein. Der Milchhof als genossenschaftlich errichtetes Gebäude steht zugleich dafür, dass gute Architektur immer auch soziale Architektur ist, sichtbar von außen durch die Betonung der Horizontalen: nicht himmelstrebend der Repräsentation dienend, sondern schlicht und sich selbst zurücknehmend einer Funktion. Die Arbeiten zeitgenössischer Künstler führen das Thema Moderne fort. Sie zeigen, wie sehr die Auseinandersetzung mit Abstraktion, Einfachheit, elementarer Formensprache, Rhythmus und Kontrast bis heute die Welt der Bildenden Künste prägt.

Rot. Genossenschaft.

Mit den sozialen Bewegungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich Spar-, Einkaufs-, Verwertungs- oder Produktionsgenossenschaften als Wirtschaftsform zum Wohle jedes ihrer Mitglieder. Als sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Erkenntnis durchsetzte, dass Tuberkulose auch durch unbehandelte Milch übertragen wird, beauftragte eine Genossenschaft von über 80 Milchbauern aus der Region den Architekten Martin Schwarz mit dem Bau des Milchhof Arnstadt zur Versorgung der Bevölkerung mit hygienisch einwandfreien Produkten.

Der Ausstellungsteil rot. erzählt die Geschichte der Genossenschaft am und über den Milchhof hinaus und zeigt die Perspektiven einer heute wieder verstärkt auftretenden Genossenschaftsbewegung.

 
 
 

Martin Schwarz

Der Architekt Martin Schwarz wurde 1885 in Frankfurt am Main geboren. 1911 ließ er sich in Arnstadt nieder, dessen Bild er in den Jahren danach wie kein anderer prägte. Wichtige Bauten waren die Synagoge der Stadt (1913 – 1938) oder das Fürstliche Gymnasium von 1915. In Arnstadt hat Martin Schwarz über 20 Gebäude errichtet, stets von hoher Qualität und im Stile der Zeit. Mit der Planung des Milchhof Arnstadt im Jahre 1928 brach Martin Schwarz komplett mit der ihm bislang eigenen Formensprache. Reichlich Tageslicht, molkereispezifische Funktionalität, eine asymmetrische Kubatur und die Fassadengestaltung mit dem prägenden Schriftzug MILCHHOF ARNSTADT machen das Gebäude zu einem Musterbau der Moderne. Die Ausstellung verfolgt das Wirken des Architekten anhand einer fotografischen Dokumentation der Treppenhäuser von 19 seiner Gebäude, von denen 17 noch heute existieren.

Weiss

Pigmente wurden einst, ähnlich Gewürzen, mit Gold aufgewogen. Das über Jahrhunderte in der Malerei benutzte Bleiweiß war zudem hochgiftig, so dass es nur sparsam eingesetzt wurde. Mit der chemischen Farbenindustrie wurde ab 1850 Zinkweiß und ab 1917 das günstig herzustellende Titanweiß verfügbar. Damit waren in Malerei und Architektur der weißen Fläche keine Grenzen mehr gesetzt. Was lange bunt war, wurde weiß. Kasimir Malewitsch rief 1917 seinen Künstlerfreunden zu: Ich habe den blauen Schirm der Farbenbegrenzungen durchbrochen und bin zum Weiß gelangt; schwebt mir nach, Fliegergenossen, in die Tiefe. Die weiße Tiefe, die freie Unendlichkeit liegt vor Euch. Auch in der Architektur wird Weiß die Farbe der Befreiung vom handwerklichen Ballast, an dessen Traditionen man nicht mehr anknüpfen wollte. Die Zukunft ist weiß, rein, gradlinig. Im Inspirierten, wie im Monotonen.

Tabula rasa

1919 war Deutschland im Aufbruch. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wollten die Menschen die alte Welt hinter sich lassen und neu starten. Die Zeit war reif für einen radikalen ästhetischen Bruch, der der Industrialisierung der Gesellschaft immer stärker zuarbeiten sollte. 1945, nach dem nächsten verloren Krieg – die „Schmach“ diesmal auch noch verbunden mit verordneter Scham – war der Bruch mit der Vergangenheit nicht mehr zu bremsen.

Was der Krieg nicht zerstört hatte, fiel der Städteplanung zum Opfer. Jugendstil oder Gründerzeit, Stuck oder Farbfassung, Historismus oder Ornament: plötzlich war alles verpönt. Bis heute ist die Verachtung der historischen Bausubstanz in die DNA der deutschen Planer, Verwaltungen und Architekten tief eingeschrieben.

 

DIN

Im Nachgang als epochale Einschnitte beurteilte Ereignisse wie die Gründung des Bauhauses sind tatsächlich Teil vorangegangener und paralleler Entwicklungen. Der Wunsch nach einer effektiveren Kriegswirtschaft und das Bedürfnis der Industrie nach standardisierten Produkten führte im Mai 1917 zur Gründung des Normenausschuß für den Maschinenbau.

Die erste DIN erschien am 1. März 1918. Sie regelte die Einheitlichkeit eines maschinellen Verbindungsteils, des Kegelstiftes. 1926 postulierte Hannes Meyer ganz im Sinne der DIN „das Ergebnis ist das Standard-Produkt.“ Inzwischen sind in Deutschland über 30.000 Normen erstellt worden. Jährlich kommen etwa 2000 Normen dazu. Längst stellt sich die Frage, wo der Nutzen und wo die Grenzen der Normierung liegen – und ob alles, was nicht der DIN entspricht, um seine Existenzberechtigung fürchten muss.

Oberflächen. Haptik

Einfachheit und Geradlinigkeit, Reduktion und Funktionalität sind die Ideale der Moderne gegen die gestalterischen Traditionen des 19. Jahrhunderts und das Handwerk, und sie sind es bis heute. Dabei waren viele Architekten dieser Zeit sich stets bewußt, welche besondere Bedeutung mit diesen gestalterischen Ideen der Auswahl der Materialien und der Gestaltung der Oberflächen zukommt.

Die Ausstellung weiß. nullpunkt der moderne. versteht sich als Schule des Sehens. Anhand verschiedenen Putzfelder und Fliesen, anhand von Installationen und Sammlungen von Porzellan und Papier und der Gegenüberstellung von traditionell gebrannten und industriell hergestellten Ziegelsteinen macht sie die Schönheit und Vielfalt handwerklich hergestellter Oberflächen spürbar.

Abstraktion

Die europäische Kunst war eine Kunst des Abbildes, den Weg in die abstrakte Malerei haben sich die Protagonisten der Moderne hart erkämpft. In der islamischen Kunst dagegen, die dem Bilderverbot unterliegt, spielt Abstraktion, Ornament und Kalligraphie eine zentrale Rolle. Beiden Kulturen ist das ordnende Prinzip der Schrift gemein. Anders bei den Teppichen der Frauen der Amazir, die als „Berberteppiche“ schon Paul Klee faszinierten und deren weiße Spielarten Le Corbusier sammelte. Die abstrakte Formenwelt dieser Teppiche Marokkos ist eine seit Jahrhunderten gepflegte Tradition, doch hier ersetzt das abstrakte Symbol eine Kultur der Schrift, die die Kultur der Amazir nicht kennt. Die mäandernde Formen dieser „tapis fous“, dem Ornament ebenso spottend wie der Schrift, sind zu begreifen wie die Erzählung eines Märchens, dessen Themen jeder kennt und die sich immer wieder neu zusammensetzen.
Die Ausstellung zeigt eine Sammlung dieser Teppiche und bietet als Uraufführung einen Film über das heutige Leben der Amazir. An einem Knüpfstuhl können die Besucher/innen selber unter Anleitung an der Entstehung eines Teppichs mitwirken.

weiss. nullpunkt der moderne. Eine Ausstellung der Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH anläßlich des Bauhaus100-Jubiläums unter der kuratorischen Leitung von Judith Rüber

Projektleitung. Jan Kobel

Texte. Judith Rüber und Jan Kobel

Fotografie. Jan Kobel

Mitwirkende Künstler.
Hartmut Bechmann, Glaskünstler und Bildhauer (1939 Ernsttal – 2013 Lauscha)
Angela Brandt, Fotografin (Essen, *1967 Stuttgart)
Philippe Derlin, Bildhauer (Düsseldorf, *1998 Würzburg)
Angela Dwyer, Malerin (Berlin, *1961 Palmerston, NZL)
Paolo Giudici, Fotograf (London, *1969 Padova, I)
Jan Kobel, Fotograf und Maler (Arnstadt, *1960 München)
Markus Krug, Bildhauer (München, *1965 in Singen/Hohentwiel)
Sarah Kunze, Goldschmiedin & Textildesignerin (Stralsund, *1993 in Heidelberg)
Martin Maleschka, Fotograf (Cottbus, *1982 Eisenhüttenstadt)
Eberhard Schrammen, Maler und Fotograf, (1886-1947, Bauhaus Weimar 1919-1925)
Pomona Zipser, Bildhauerin (Berlin, *1958 Sibiu/Hermannstadt, ROM)

Programminformationen. Hier.

Die Rechte an den Reproduktionen der Kunstwerke liegen beim jeweiligen Künstler. Unterstützt durch das Land Thüringen und den Bauhaus-Verbund der Länder und der Stiftungen. Der Milchhof Arnstadt ist Bestandteil der GRAND TOUR DER MODERNE www.grandtourdermoderne.de

Verantwortlich Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH GF Jan Kobel . Pfarrhof 1 . D-99310 Arnstadt www.milchhof-arnstadt.de

Wir danken der Thüringer Staatskanzelei und der Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar gGmbH


Texte von Judith Rüber und Jan Kobel, Fotos von Jan Kobel, Mai 2019

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