Architektenhütte Allgäu – die Berge im Blick
Manchmal braucht es besondere Orte, um klare Gedanken zu fassen. Die Abgeschiedenheit von Klöstern wird traditionell gerne dafür genutzt, aber auch einsame Orte in den Bergen lassen einen gut zur Ruhe kommen. Heute stellen wir Ihnen eine Hütte vor, in der man hoch konzentriert arbeiten kann und gleichzeitig die Erholung nicht zu kurz kommt.
Das Allgäu gehört zu Deutschlands beliebtesten Urlaubsregionen. Und auch wenn es geografisch nicht so einfach zu fassen ist, gilt: Egal wohin man schaut – überall sind Seen und Berge. Das hügelige Alpenvorland trifft hier auf die steilen Felsen der Allgäuer Alpen. Und genau dieser Kontrast macht den Reiz der Landschaft aus. Man kann hier hoch hinaus – z. B. auf den Großen Grottenkopf mit seinen 2.656 m – oder tiefe Schluchten erkunden, mit dem Fahrrad genussvoll radeln oder sich im Winter mit Skiern vom Nebelhorn hinabstürzen.
Auch der Architekt Andreas Waggershauser ist fasziniert von der Vielseitigkeit des Allgäus. Zwischen seiner oberschwäbischen Heimat und seinem jetzigen Wohnort Stuttgart hat er seiner Familie und sich mit der Architektenhütte ein Refugium zum Erholen und Arbeiten geschaffen. Zwischen Immenstadt und Sonthofen steht in einem kleinen Weiler eine Holzhütte mit freiem Blick auf den Grünten, den sogenannten „Wächter des Allgäus“, der aufgrund seiner exponierten Lage schon von Weitem die Gäste begrüßt.
Drei Etagen geht es nach oben, bis man in den großen Aufenthaltsraum der Architektenhütte kommt. Holz ist das Einzige, das man auf diesem Weg sieht und riecht. Ganz oben, auf der Eckbank sitzend, treffen wir Andreas Waggershauser.
Was machst du als erstes, wenn du ankommst?
Ich gehe einkaufen (lacht). Anders als in Stuttgart muss ich mich hier dem ländlichen Rhythmus anpassen. Die kleinen Produzenten der regionalen Köstlichkeiten wie Käse, Brot, oder Wurst haben oft nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Die Allgäuer Spezialitäten möchte ich bei meinen Hüttenaufenthalten keinesfalls missen. Danach setze ich mich meist auf die umlaufende Sitzbank und schaue in die Berge – das Panorama reicht vom Grünten bis fast zum Nebelhorn. Für mich ist das ein bisschen wie ein Gemälde, das sich mit den vielfältigen Stimmungen der Jahreszeiten ändert.
Das Haus hat keine Türen, richtig?
Ja und nein. Ich habe statt Holztüren Schiebeelemente aus Wollfilz eingebaut. Die Gebäudehülle entspricht dem Passivhausstandard, und damit es in den einzelnen Räumen bei geschossener Tür nicht zu feucht wird, muss die Luft zirkulieren können. Durch das diffusionsoffene Material ist die Hütte klimatisch ein großes, sich ausgleichendes Luftvolumen. Das sorgt in allen Räumen für eine angenehme und gesunde Atmosphäre.
Welche Veranstaltungen sind hier möglich?
Die Architektenhütte ist geeignet für kleinere Teams, die sich zurückziehen wollen, um vielleicht an einem komplexen Thema zu arbeiten oder sich als Team zu finden. Der große Aufenthaltsraum mit den umlaufenden Fenstern ermöglicht eine große Vertrautheit, eine Erhabenheit über den Dingen. Gleichzeitig bietet die exponierte Lage eine gute Mischung aus Arbeiten und Outdoor-Aktivitäten. Die Hütte eignet sich für Tagesworkshops, aber auch für mehrtägige Treffen. Bis zu acht Personen können hier übernachten. Die vier Schlafräume sind eher funktional, wie auf einer Alpe, einer traditionellen Berghütte.
SPACE
Schöne Räume wie diesen finden Sie in unserer Rubrik Spaces. Dort erwarten Sie inspirierende Orte und ungewöhnliche Locations für Workshops, Tagungen, Veranstaltungen und mehr.
Und warum sollten wir uns unbedingt auf den Weg in das Allgäu machen?
Das Allgäu ist landschaftlich unglaublich vielseitig und ein Paradies für sportbegeisterte Naturliebhaber. Es gibt aber auch ein großes kulturelles Angebot und schöne Städte. Hier wird es mir nie langweilig und auch nach so vielen Jahren erlebe ich immer neue und spannende Abenteuer.
Der Gastgeber:
Der Architekt und Energieberater Andreas Waggershauser beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit der Modernisierung von Bestandsgebäuden. Da er im Allgäu keine passende alte Hütte finden konnte, hat er das Angebot zum Kauf des komplexen Hanggrundstückes angenommen und sich mal wieder an einem Neubau versucht.
Der Space:
Die Architektenhütte Allgäu liegt am Fuße des Naturpark Nagelfluhkette zwischen Immenstadt und Sonthofen. Das dreistöckige Holzhaus interpretiert die traditionelle Bebauung in moderner Form. In der obersten Etage liegt der 30 qm große Aufenthaltsraum mit Küche. Vier Einzeltische können zusammen- oder in Einzelgruppen gestellt werden. In den beiden unteren Etagen befinden sich vier Schlafzimmer für acht Personen und zwei Bäder. Wände und Decken sind im Rohbauzustand belassen und zeigen bewusst die handwerkliche Holzbaukunst. Eine Akustikdecke im Aufenthaltsraum sorgt für eine ruhige Atmosphäre. Das gesamte Interieur ist schlicht gehalten und auf das Wesentliche konzentriert.
Text/Interview: Anke Frey, Februar 2023
Fotos: Hermann Rupp
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