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Mut zur Lücke

Das Unternehmerpaar Birgit und Mathias Mahnke hat sich der kreativen Belebung alter Industrieobjekte in Ostdeutschland verschrieben und beweist kunstvoll, dass Zufall planbar ist.

von Ulrich Knoll im November 2023

Mut zur Lücke

Manches, das auf den ersten Blick nach Zufall aussieht, war in Wirklichkeit eine Chance, die wachen Auges ergriffen wurde. Einer, der nicht nur an die Existenz von Zufällen glaubt, sondern diese in sein strategisches Denken einbindet und dadurch Wahrscheinlichkeitsräume ermöglicht, ist der Unternehmensberater Mathias Mahnke aus Ilvesheim bei Heidelberg.

Vor 25 Jahren geriet er – sagen wir einstweilen ruhig: per Zufall – in den Immobiliensektor. Aus einer ersten, lediglich als Geldanlage gedachten Investition erwuchs über die Jahre eine Leidenschaft für Architektur und den Erhalt von Bestandsbauten. Seither erwarben er und seine Frau Dutzende Gebäude und verschrieben sich in den letzten Jahren zunehmend alten Industrieobjekten, die sie langsam wie stetig und von innen nach außen wiederbeleben.

mut zur lücke

Im Gespräch mit ihm klingt die hohe Kunst arabischer Erzählungen an: Die rasant wie lebhaft vorgetragene, teils abenteuerliche Geschichte seines Weges in den ostdeutschen Immobilien- und Kunstkosmos verzweigt sich in zig Handlungsstränge, mäandert frei zwischen den Nachwendejahren und der Jetztzeit, streift im einen Moment die Akteur:innen der Neuen Leipziger Schule, um im nächsten Augenblick in Details der Augmented Reality oder der Stadtentwicklung einzutauchen.

mut zur lücke
mut zur lücke
mut zur lücke
lofts in der nudelfabrik

Mit Offenheit und Fantasie lässt sich alles „drehen“

Mahnke ist natürlich alles andere als ein Geschichtenerzähler oder Fantast. Und schon gar kein Hasardeur.

Rückblende, Frühsommer 1995: Der heutige Mittfünfziger begleitet einen befreundeten Landwirt nach Löbnitz, wo dieser einen Betrieb erwirbt. Auf dem Gelände: zwei Plattenbauten mit je sechs Wohneinheiten, mit denen der Landwirt nichts anzufangen weiß. Mahnke überlegt kurz und kauft ihm einem Bauchgefühl folgend die Einheiten ab. Etwa zeitgleich erwirbt ein befreundeter Architekt ein Gründerzeithaus. Mahnke tut es ihm nach, obwohl das Viertel Leipzig-Lindenau seinerzeit nicht im Entferntesten so angesagt ist wie heute. Er lässt das Haus komplett sanieren; allerdings stagniert in der Folge der Immobilienmarkt samt Mietpreisniveau. Positiver Nebeneffekt: Viele Künstler:innen und Kreative ziehen ob der moderaten Mieten nach Lindenau. Es entwickelt sich eine spannende Melange aus Ateliers, Nachbarschaftsvereinen, Urban-Gardening-Projekten und teils kuriosen Läden.

Mahnke beobachtet diese Entwicklung gespannt. Und dann kommt ihm, quasi über Nacht, 2013 die Idee mit den Fabriken: Aus der Erfahrung in Lindenau weiß er, dass Künstler:innen sich die Mieten dort mittlerweile kaum noch leisten können und Ateliers Mangelware geworden sind. Entsprechende Industrieleerstände gibt es in Leipzig seinerzeit hingegen zuhauf. Kurzerhand ruft er den Kulturreferenten der Stadt an und vereinbart einen Ortstermin, denn er hat längst ein Objekt im Auge: Die Dietzoldwerke, 1905 nach den Plänen des Architekten Emil Franz Hänsel als Metallwarenfabrik errichtet, stehen – nach langem Leerstand und mit abgebranntem Dachstuhl – zum Verkauf.

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Schöne Räume wie diesen finden Sie in unserer Rubrik Spaces. Dort erwarten Sie inspirierende Orte und ungewöhnliche Locations für Workshops, Tagungen, Veranstaltungen und mehr.

Sanierung von innen nach außen: erhalten und schrittweise wiederbeleben

Ohne Drittfinanzierung – die Banken spielten nicht mit! – schied eine Komplettsanierung aus. Dafür fand sich mit Haushalten e.V. die perfekte Lösung: Die 2004 von Architekt:innen und Stadtplaner:innen gegründete Initiative widmete sich just dieser Herausforderung auf lokaler Ebene: zu viel erhaltenswerter Leerstand in der Stadtlandschaft, zu wenig Nachfrage. Die Idee der sogenannten „Wächterhäuser“ ist einfach wie genial: Zur Sicherung der Substanz braucht es zumindest eine Person, die fest in das jeweilige Gebäude einzieht. Diese „Wächter:innen“, die für mehrere Jahre kaltmietfrei wohnen, übernehmen Hausmeistertätigkeiten und beginnen in Eigeninitiative mit dem selbstorganisierten Ausbau.

mut zur lücke

So kam seinerzeit Jurek Rotha als Wächter in die Dietzoldwerke. Und als Hausmeister und Künstler lebt und arbeitet er noch heute hier – auf 240 Quadratmetern samt Atelier. Natürlich längst nicht mehr alleine: Bis dato sind die Dietzoldwerke zu Dreivierteln belebt; auf 3700 Quadratmetern arbeiten 30 Künstler:innen in 20 Ateliers. Integriert wurden auch eine Galerie und ein Ausstellungsraum. Für Urlaubsgäste, die hier Industriekultur hautnah erleben und sich inmitten der Kunstszene bewegen wollen, stehen zwei Lofts zur Verfügung.

mut zur lücke
mut zur lücke
mut zur lücke
mut zur lücke

Der Vermietungsansatz für Künstler:innen ist niederschwellig: Meist wird mit einfacher Ausstattung begonnen, Aufwertungen folgen sukzessive. Anders in den Lofts, um deren Konzeption und Einrichtung sich Birgit Mahnke federführend kümmert. Wie in all ihren Industriedenkmälern spielt das Thema Re- und Upcycling eine große Rolle. Alte Materialien werden erneut verbaut oder für neue Möbel verwendet, etwa Holzbalken aus eingebrochenen Zwischendecken, Metallteile oder Backsteine. Ähnliches gilt für Fundstücke wie Aktenschränke, Lampen, Bakelitschalter, Duschwannen oder Industriekleiderständer, die Teil der neuen Geschichte werden und die Historie durchscheinen lassen.

Re- und Upcycling spielen bei der Konzeption unserer Lofts und Spaces eine große Rolle. Alte Materialien und industrielle Fundstücke werden Teil der neuen Geschichte und lassen die Historie durchscheinen.


Birgit & Mathias Mahnke

2014 ergab sich die Gelegenheit, die benachbarten, 1907 errichteten Druckfarbenwerke zu erwerben. Auch hier kommt das „Wächtermodell“ erfolgreich zum Einsatz. Heute sind die 2200 Quadratmeter Nutzfläche mit 40 Ateliers und dem Anfang 2021 fertiggestellten Loft Galerie ff15 mit 120 Quadratmetern fast komplett belegt. Beide Adressen gehören neben der Baumwollspinnerei längst zu den etablierten Kunststandorten Leipzigs.

Gegenüber einem anonymen Ausstellungsbesuch haben Gäste den Vorteil, dass Sie jederzeit Kontakt zu den Künstler:innen aufnehmen können. Und sie ihnen im Gebäude oder den diversen Aufenthaltsräumen im Außenbereich ohnehin zwanglos begegnen und mit ihnen ins Gespräch kommen können. In den Lofts selbst finden sich zahlreiche Originale – seien es hier direkt ansässige, zu einer Artist Residency geladene oder sonstige der Leipziger Szene zugehörige Künstler:innen.

Der Schutt muss weg!

2015 gelang es, die Hälfte eines dazwischen gelegenen Grundstückes zu erwerben – so sollten beide Objekte verbunden werden. Wieder kam es zu wundersamen Verwicklungen, die schlussendlich dafür sorgten, dass sich die Aktivitäten des Ehepaars Mahnke ungeplant in das nahegelegene Zeitz erweiterten. Denn: Der Abrissunternehmer, Besitzer der anderen Hälfte, hatte Bauschutt auf dem gemeinsamen Gelände gelagert, diesen allerdings aufgrund fallender Rohstoffpreise nicht veräußert.

So lag er 2017 noch, als Mathias Mahnke eines Tages auf eine unkonventionelle Idee kam und zum Hörer griff – sinngemäßer Wortlaut: Wenn der Abtransport – endlich, und zwar bis zum kommenden Nachmittag – notariell zugesichert wird, erwirbt er im Gegenzug die Nudelfabrik in Zeitz, mit der sich der Abrissunternehmer seinerzeit erfolglos abmüht. Deal? Deal! Zweites Kuriosum: Erworben wurden de facto lediglich zwei Drittel der Fabrik, der Rest war seinerzeit herrenlos. Da das Land Sachsen-Anhalt das Erbe ausgeschlagen hatte, eigneten sich Mahnkes dieses in einem komplexen Prozedere nachträglich notariell an.

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Heute ist „die Nudel“, wie sie der Volksmund nennt, ein Kreativquartier für Kunst und Virtual Reality. Sowohl in Konzeption wie Umsetzung unterscheidet sich der Standort deutlich von den Projekten in Leipzig. Das ehemals von der Braunkohleindustrie dominierte Zeitz zählt zu den Wendeverlierern, hat mit Abwanderung und Leerstand zu kämpfen und befindet sich nach wie vor in einem Transformationsprozess. Da passt es gut, dass neue Kontakte zur nationalen wie internationalen Virtual-Reality-Szene geknüpft wurden, die den Ort inzwischen gemeinsam mit Künstler:innen mit neuer Kreativität belebt. Hier gibt es kaum langfristige Ateliervermietungen, der Schwerpunkt liegt auf projektorientiertem Arbeiten. Co-Working ist dank zahlreicher gemeinschaftlich nutzbarer Arbeits- und Aufenthaltsräume mit flexibler Nutzung und einfachen Unterkunftsräumen bestens möglich und auch für Start-ups erschwinglich. So wird „die Nudel“ mehr und mehr zu einem Experimentierfeld für neue Entwicklungen.

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Für Urlaubsarchitektur-Gäste stehen bislang zwei Lofts zur Auswahl; 14 weitere Räume wären grundsätzlich für den Ausbau und die Vermietung an Gäste geeignet: Was realisiert wird, entscheiden die Mahnkes allerdings nach und nach. Sie möchten in ihrer Entscheidungsfindung möglichst flexibel bleiben. Das kommt Mathias Mahnke auch aus einem anderen Grund gelegen: Wenn er eines nicht ausstehen kann, dann ist es Langeweile. Die stresst ihn mehr, als sämtliche Unwägbarkeiten es jemals könnten.

Auch von daher ist klar, dass das – momentan zu etwa 20 Prozent genutzte – Raumangebot keineswegs schnell auf den Markt muss, geschweige denn soll. Was angesichts sich zum Teil rasant entwickelnder neuer Technologien durchaus auch klug erscheint: ausreichend „Lücken“ lassen und das Puzzle bei Gelegenheit mit heute teils noch ungeahnten Bausteinen nach und nach vervollständigen.

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Apropos Kunst und neue Technologien: Einer für die Mahnkes seit längerer Zeit spannendsten Protagonisten ist der in Leipzig geborene Streetart- und Multimediakünsler Jonas Ihlenfeldt alias Bond TruLuv. Als einer der ersten Graffitikünstler überhaupt hat er Augmented-Reality-Animationen in seine Werke eingebettet. In spektakulär lebendigen Bildern weitet er an internationalen Schauplätzen die Grenzen zeitgenössisch-urbaner Kunst auf, indem er Graffitiwriting, 3D-Painting und Science-Fiction-Elemente mit Lightbrush-Graffiti sowie Augmented Reality verschmilzt. Neuerdings sind seine Werke auch in der Nudelfabrik und der angrenzenden Poliklinik zu entdecken, die er seit 2020 zu neuen Spielwiesen auserkoren hat.

Für Gäste gibt es also viele Welten zu erkunden – im Großen, im Kleinen, teils im Verborgenen. Genaues Hinsehen lohnt sich!


Text: Ulrich Stefan Knoll. Der Beitrag erschien erstmals in unserer Buchveröffentlichung Raum & Zeit

Fotos: © Birgit Mahnke, Jonas Ihlenfeld

Update im November 2023:

Inzwischen wurde die Nudelfabrik aktiv weiterentwickelt und hat sich in den letzten beiden Jahren als Seminarstandort etabliert. Die aktivierte Bruttogeschossfläche liegt derzeit bei über 3.000 Quadratmetern und teilt sich auf in 45 Übernachtungsräume, drei Gemeinschaftsküchen, sowie zehn Co-Working- und Seminarräume. Firmengruppen und Organisationen aus Deutschland und Europa nutzen das außergewöhnliche Areal zwischen Industriekultur und Ostmodern mit seinem grünen Außenbereich für Kreativworkshops, Schulungen und Workations.

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