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Hotel Zum Hirschen – Lebenselixier für moderne Pilger

Das Hotel Zum Hirschen ist eine Hebamme. Es bringt Wünsche und Bedürfnisse ans Licht, die in uns schlummern aber im “normalen Leben” keine Daseinsberechtigung haben.

von Britta Krämer im April 2019

Hotel Zum Hirschen – Lebenselixier für moderne Pilger

Der Gampenpass befindet sich auf der Nordseite des “Val di Non” und bildet die geographische Grenze zwischen Südtirol und dem Trentino. Seit jeher spielte der Alpenpass eine wichtige logistische Rolle: Händler, Reisende und Pilger bahnten sich hier, inmitten der grandiosen Bergwelt des Mendelkamms und der Maddalene-Gruppe, ihren Weg über die Alpen in Richtung Süden, angetrieben von der Aussicht auf lukrative Geschäfte, neue Horizonte und Seelenheil. Wer eine Verschnaufpause, medizinische Pflege oder eine warme Mahlzeit brauchte, durfte, in einem stillen Weiler unweit des Nonsberges angekommen, aufatmen: Unsere Liebe Frau im Walde.
Kann ein Ortsname poetischer, freundlicher, einladender klingen? Das malerische Dörfchen an der unsichtbaren deutsch-italienischen Sprachgrenze ist der älteste Wallfahrtsort Tirols. Die Fremdenherberge – ehemals Hospitium genannt – liegt direkt neben der Kirche und empfängt seit Jahrhunderten Wallfahrer, Pilger und Reisende aller Art.
Heute erkunden den landschaftlich spektakulären Nonsberg vor allem Natur- und Kulturliebhaber: die Pilger der Neuzeit. Doch ihre Lebenswelten sind komplizierter, vielschichtiger, verworrener geworden. Und umso grösser ist ihr Bedürfnis nach Klarheit, Einfachheit und Ruhe. Dieses wird gestillt, hier, an diesem ruhigen, freundlichen und sonnenverwöhnten Ort. Heute wieder so wie bereits vor vielen Jahrhunderten. Auf leise, empathische und ganz selbstverständlich gastfreundliche Weise: Im Hotel Zum Hirschen.

© Rene Riller
© Mirko Mocatti
© Mirko Mocatti
© Mirko Mocatti
© Rene Riller

Universelle Weisheit

Der Hirsch: Auf Illustrationen begleitet er als wanderndes Tier schon in früher Zeit die Muttergottheiten. Mit seinem sich gegen den Himmel streckenden Geweih war er prädestiniert, scheinbar Gegensätzliches miteinander zu vereinen: das Irdische und das Göttliche, das Materielle mit dem Geistigen. Das sich jährlich erneuernde Hirschgeweih wurde häufig mit dem sich verzweigenden Lebensbaum verglichen und ließ das Tier zu einem Symbol der Erneuerung und der Fruchtbarkeit werden. In keltischen Mythen und Märchen wird der Hirsch zum weisen Seelenführer: Er kennt sich im Dickicht des Waldes aus und weist Suchenden den richtigen Weg. Seine wache Präsenz nährt sich aus einer tiefen, inneren Ruhe und Stärke. In China gilt der Hirsch als ein magisches Tier und ist ein Symbol für Lebenskraft und Langlebigkeit. Seinem Geweih werden Zauberkräfte zugeschrieben. Auf Abbildungen wird er oft mit einem Heilkraut im Maul dargestellt.

Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Und auch, wenn China oder Irland ein ganzes Stück weit entfernt sind von Unserer Lieben Frau im Walde, so scheint die universelle Symbolik des Hirschen doch hier, an diesem versteckten Fleckchen Erde, ihren perfekten Ausdruck gefunden zu haben: in dem Wesen eines Hauses und seiner Gastgeber.

© Rene Riller
Mirko – Edith – Ingrid © Armin Terzer

Authentizität in der Veränderung

Direkt am zentralen Dorfplatz neben der Wallfahrtskirche gelegen, erblickt man den schlicht-eleganten Bau schon von weitem. Die urkundlich belegten Ursprünge des Gasthofs reichen bis ins 12. Jh. zurück, als auch das angrenzende Kloster gegründet wurde. Unsere Liebe Frau im Walde war über die Jahrhunderte hinweg ein zwar rege frequentierter, jedoch sehr abgelegener Pilgerort. Erst 1939 erhielt er mit der Straße über den Gampenpass seinen endgültigen Anschluss an die moderne Welt.

Anfang der 1970er-Jahre kaufte der langjährige Pächter Alois Kofler der Kirche den Gasthof ab, in der Folgezeit erfolgten einige bauliche Veränderungen. 2016 übernahmen Alois’ Enkelkinder Ingrid und Mirko Kofler-Mocatti den Betrieb und stellten die Weichen neu – mit viel Sorgfalt, Bedacht und einem fundierten touristischen Konzept: Die ursprüngliche Bedeutung der historischen Herberge für Pilger wurde wieder aufgegriffen und unter dem Motto „Authentizität in der Veränderung“ in der Gegenwart verankert. Altes und Neues werten sich in harmonischer Synthese gegenseitig auf, der Blick für das Wesentliche und für die Essenz eines Gebietes und seiner Geschichte wurde architektonisch wie inhaltlich geschärft.

So wurde aus dem alten Dorfgasthof ein zeitloses, inspirierendes Refugium für Urlauber, die Ruhe, Genuss und aktive Erholung inmitten der unberührten Bergwelt des Val di Non suchen. Die Einheimischen – die großen wie die kleinen – trifft man im Hirschen nach wie vor – beim Frühschoppen nach der Messe, zu Hochzeitsfeiern oder einfach auf einen Kaffee oder ein Eis. Eine bessere Bestätigung für die gelungene, authentische Transformation gibt es wohl nicht.

© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer

Die Wiederentdeckung des Wesentlichen

Für die bauliche Evolution des Hirschen im Jahr 2017 wurde der modeneser Architekt Lorenzo Aureli engagiert, und gemeinsam mit den visionären Wirtsleuten ist es gelungen, den anspruchsvollen Balanceakt zwischen Reduktion und Raffinesse zu meistern, deren stimmige Synthese sich wie ein roter Faden durch das Gesamtkonzept des Hauses zieht:

“Die Reduktion ist die Wiederentdeckung des Wesentlichen. Es geht in jedem Projekt darum, zunächst das Wesentliche ins Auge zu fassen. Ein Entwurf, ein Design, beinhaltet immer auch die Subtraktion, ein Weglassen alles Überflüssigen, auch wenn man die Reduktion auf den ersten Blick nicht sieht. Ein Projekt muss zwar das Wesentliche herausstellen, aber gleichzeitig auch „raffiniert“ sein, das heißt, eine schlichte Eleganz ausstrahlen und den Komfort von heute integrieren. Um dies zu erreichen, haben wir uns auf die ruhige, friedliche Aura dieses Ortes und die Qualität der regionalen, traditionellen Materialien konzentriert.”

Im Hirschen herrschen die Nicht-Farben. Alles ist in Weiß und Schwarz, in warmen Braun- und Grautönen gehalten. Mit einigen wenigen bewusst gesetzten Farbakzenten bezieht sich das Haus auf die Natur des Nonsberges: Löwenzahn-gelb, Radicchio-rot, Petroleum-Blau.

Die Zimmer des Hauses bestechen durch klare Linien und eine minimalistische Gestaltung, die Ruhe, Spiritualität und Besinnlichkeit vermittelt. Verstärkt wird der meditative Charakter durch hochwertige Textilien in Weiß und ackerbraun, die an die Mönchskutten von einst erinnern. In den schlicht gehaltenen Bädern duftet es nach Zitronen-Thymian und Zedernholz. Überall im Haus laden vielseitig bestückte „Flying Libraries“ die Gäste ein, sich durch Wanderführer und Bücher zur Geschichte und Kultur des Nonsberges inspirieren zu lassen.

Das Gestaltungskonzept erzeugt im ganzen Haus eine kontemplative Ruhe – in den Zimmern ebenso wie im Bistro oder an der Rezeption. So bleibt die historische Funktion des Hauses als spiritueller Ort der Begegnung in jedem Augenblick spürbar – jedoch ohne jegliche religiöse Konnotation. Hierin liegt die Bravour der Hausherren, die den ursprünglich christlich geprägten Referenzrahmen der Fremdenherberge neu definiert und auf “neutralem Gebiet” angesiedelt haben. Die Spiritualität des Hirschen ist mehr ein Gefühl, eine Stimmung, eine Lebenseinstellung. Sie findet ihren Ausdruck in der Freude über kulinarischen Hochgenuss ebenso wie in der heißen Stille der Biosauna mit Blick auf die Bergwelt. Jedem Gast erschließt sie sich anders und so soll es sein.

© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Rene Riller
© Armin Terzer

Rituale der Muße

Hildegard von Bingen, der Kräuterpfarrer Weidinger und die Philosophie der Slowfood-Bewegung von Carlo Petrini gehen im Restaurant Il Cervo Hand in Hand und vereinen sich zu einem Tanz der Aromen und einem Triumph der Sinne. Eine Mahlzeit zu sich zu nehmen ist im Hirschen weit mehr als “Nahrungsaufnahme”, es ist ein Erlebnis. Essen ist ein Ritual und jede Kultur hat ihre eigenen Traditionen, um sich bewusst auf eine Mahlzeit einzustimmen, die Sinne für die Nahrungsaufnahme zu schärfen und den Appetit anzuregen. In der Hektik des Alltags verlieren wir allzu oft den Sinn und die Muße für bewusstes, genussvoll erlebtes Essen.

Im schlichten, fast ganz in Weiß gehaltenen Bistro wird den Gästen vor jedem Essen ein Elixir nach der Rezeptur von Hildegard von Bingen serviert, ein wunderbares Konzentrat aus Aromen und Essenzen des Waldes. Ein warmer, aromatischer Kräuterwein, der einen ganz automatisch die Augen schließen lässt: eine wohlige Wärme breitet sich im Körper aus, man entspannt sich, die Seele lächelt und der ganze Mensch freut sich auf das bevorstehende kulinarische Fest der Sinne. Nach dem Elixier wird ein Schälchen Blütenkräuterbutter mit hausgebackenem Brot gereicht. Man schmeckt Kümmel, Galgant und Nelkenwurz. Eine kleine Kräuterkunde und eine Hommage an die einfachen, guten Speisen der einstigen Pilgerherberge. Nun ist der Magen geöffnet und in freudiger Erwartung auf das, was kommt. Auf dem Menü steht – zu jeder Jahreszeit – ein kulinarisches Gedicht: Ode an den Nonsberg.

Koch Erwin pfeift fröhlich in der Küche. Edith und Ingrid schenken Wein nach und tischen augenzwinkernd den nächsten Gang auf, Mirko beobachtet mit freundlichem, offenen Blick seine anmutig schlemmende Gäste, auf der Suche nach einem Wunsch, den er von den Augen ablesen kann, noch bevor sie sich dessen wirklich bewusst werden. Gastfreundschaft und Liebe gehen durch den Magen – oder – ganz frei nach Hildegard: „Du hast in dir den Himmel und die Erde.“ 

© Rene Riller
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer
© Armin Terzer

Hebamme

Im Hirschen werden klare Werte und Prioritäten fassbar, die sich wie ein roter Faden durch die architektonische wie inhaltliche Urlaubs-Konzeption des Hauses ziehen: Zeit haben. Sich auf das Wesentliche besinnen. Achtsam genießen. Bewegung in der freien Natur. Die Sinne wiederentdecken. Den Augenblick. Und auch sich selbst.

Im Hirschen gibt es keine Fernseher. Nachts wird das Wlan abgestellt. Das große Spektakel findet draußen in der Natur statt. Oder ganz tief in einem selbst. Dabei geht es keineswegs darum, den Gast zu bevormunden oder ihm einen bestimmten Lebensstil aufzudrücken. Es geht darum, Raum für “stille” Erlebnisse zu schaffen. Und den Blick wieder für das zu schärfen, was wir im Alltag allzu leicht aus den Augen verlieren.

Das Hotel Zum Hirschen ist eine Hebamme. Es bring Wünsche und Bedürfnisse ans Licht, die in uns schlummern, aber im “normalen Leben” keine Daseinsberechtigung haben: Zu beschäftigt. Zu zerstreut. Zu müde. Den Gastgebern des Hirschen ist es gelungen einen Ort zu schaffen, der inspiriert, ohne zu belehren. Wo Genuss heilsam ist. Wo die Natur die Lebensgeister weckt und die Seele singen lässt. Wo die Stille es vermag, den inneren Gedankenlärm zu verwandeln. Zu verwandeln in ein Gefühl der heiteren Ruhe, der tiefen Entspannung. Des Angekommen-seins.

© Armin Terzer
© Rene Riller

Text: Britta Krämer, April 2019

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