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Naturbaukunst: Zwischen Tradition und Innovation

Der Architekt Hendrik Bohle und der Journalist Jan Dimog von thelink.berlin entführen uns ins Große Walsertal. Wie die Baukultur im österreichischen Biosphärenpark gekonnt zeitgenössische Architektur mit Bergtradition verbindet, erzählen sie im ersten Teil der Reihe "Unterwegs".

von Hendrik Bohle im April 2023

Naturbaukunst: Zwischen Tradition und Innovation

Bescheiden, still, nachhaltig: die mehrfach ausgezeichnete Baukultur im Biosphärenpark Großes Walsertal spiegelt die hiesige Lebenseinstellung wider. Zu Besuch in einer Region, die gekonnt zeitgenössische Architektur mit Bergtradition verbindet.

Das Tal ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen Österreichs. Achtzehn Menschen leben hier auf einem Quadratkilometer. Auf einer Ost-West-Länge von 25 Kilometern gibt es sechs Gemeinden, vierzig Berggipfel und knapp 3.500 Bewohner. Das vom Gebirgsbach Lutz eingeschnittene Tal wurde im 13. Jahrhundert durch Walser, aus dem heutigen Schweizer Kanton Wallis kommend, besiedelt. Deren Tradition eines naturverbundenen Lebens pflegen die Bewohner bis heute. Seit 2000 zählt das Biosphärenreservat Großes Walsertal zum UNESCO-Netzwerk einer von 701 Modellregionen in 124 Staaten, die sich einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise verpflichtet haben.

Der Biosphärenpark ist in die Entwicklungszone, Pflegezone und Kernzone geteilt. Einen guten Überblick vermittelt das biosphärenpark.haus in Sonntag, einem Holzschindel- verkleideten Gebäude an der B88. Ursprünglich von einer Genossenschaft gegründet, übernahm es das Biosphärenpark-Team, um über deren Arbeit und Projekte zu informieren. Im Keller befindet sich eine hochmoderne Sennerei, in der jährlich 1.000 000 Liter Milch zu hochwertigem Käse verarbeitet wird. Selbstverständlich kommt das Rohprodukt von den grasenden Kühen der umliegenden Alpen.

Klassische Moderne mit der Holzhandwerkstradition verbinden

Die Propstei St. Gerold ist die kulturelle Keimzelle und das spirituelle Zentrum des Tals. Ganz im Sinne der benediktinischen Ordensregel, die besagt, dass Gebet, Weiterbildung und manuelle Arbeit ein ganzheitlicher Weg zu einem erfüllten Leben sind, befindet sich hier heute ein Bildungs-, Seminar- und Kulturzentrum mit Gästehaus und Bio-Landwirtschaft in einer ausgezeichneten Architektur von Hermann Kaufmann. Der Vorarlberger Architekt und Hochschullehrer gilt international als einer der führenden Protagonisten des Holzbaus. Sein Werk ist von den Ideen der klassischen Moderne und der Holzhandwerkstradition seiner Heimat geprägt. Dieser Ansatz lässt sich an seiner 1997 entstandenen fabelhaft-leichten Halle für therapeutisches Reiten ablesen. Er löste die Fassaden geradezu auf und lässt das hangparallele Pultdach über dem Platz schweben. Weitere Umbauten folgten, bei denen er Fingerspitzengefühl bis ins kleinste Detail bewies. Kaufmann verbaute gezielt Hölzer aus dem Propstei-eigenen Forst. Seine Eingriffe bilden einen feinen Kontrast zum historischen Bestand und respektieren zugleich seine Substanz.

Das spürt jeder, der hierher kommt, wie mir der Bauherr Pater Kolumban Reichlin bei meinem Rundgang erklärt:

„Die Gäste sind ergriffen von der Atmosphäre dieses Ortes. Sie sind begeistert von der Architektur und davon wie das Neue mit dem Alten korrespondiert.“

Pater Kolumban Reichlin, Propstei St. Gerold

Bescheidener sind die Arbeiten des jungen Architekten Martin Mackowitz. Sein Kulturpavillon an der Burgruine Blumenegg fügt sich aus einfachen Materialien und haucht dem mehr als 700 Jahre alten Stein neues Leben ein ohne in den vorhandenen Bestand einzugreifen. Alles lässt sich wieder entfernen. Zugleich avancierte der Ort zu einem kulturellen Hotspot des Tals. Der Verein „Burgfreunde“ kümmert sich seit 2007 um die Sanierung der Ruine. Mackowitz ist Mitinitiator vieler kleinerer Interventionen im Tal.

Baukulturell anspruchsvolle Gemeindezentren mit Mehrfachnutzung

Eine so dünn besiedelte Region wie das Große Walsertal erfordert alternative Ideen, um eine funktionierende Infrastruktur für die Menschen zu gewährleisten. Es gibt sechs Kindergärten, sechs Volksschulen und eine Mittelschule. Acht Regionalläden versorgen die Gemeinden mit Produkten aus der Region. Zuletzt wurde das öffentliche Verkehrsnetz ausgebaut. Ein weiterer Schlüssel sind die baukulturell anspruchsvollen Gemeindezentren, die meistens mehr als nur eine Nutzung haben.

So war das 2005 eröffnete Gemeindezentrum Ludesch ein Pionierwerk in Europa. Das von Hermann Kaufmann entworfene Gebäude erhielt mehrere Auszeichnungen.
Wie im gesamten Tal hat auch hier der Umweltgedanke Tradition. 1994 beschloss die Ortsverwaltung den Beitritt zum Internationalen Klimabündnis. 1995 wurde eine Bilanz über den Zustand und den Energieverbrauch der örtlichen Bausubstanz erstellt, auf deren Grundlage 1997 ein lokales Fördermodell für Energiesparmaßnahmen aufgesetzt wurde. Ludesch wurde 1998 Mitglied im „e5-Programm“ des Landes Vorarlberg, einer Initiative zur Qualifizierung und Auszeichnung von energieeffizienten Gemeinden.

Weitere Gemeindezentren wurden nach diesem Vorbild in St. Gerold, Blons und Raggal errichtet.

Das Große Walsertal zeigt, wie mit nachhaltig umgesetzten Visionen gerade in strukturschwachen Regionen mit einer geschickten Verknüpfung von Funktionen, nachhaltig und mit hoher Lebensqualität geplant werden kann.

Autor: Hendrik Bohle, thelink.berlin

Bildmaterial: © Jan Dimog, thelink.berlin (Titelbild, 1, 2, 8 – 10) / © Hendrik Bohle, thelink.berlin (3 – 7) / © Heike Albrecht (11)


Autoreninfo:
Der Architekt Hendrik Bohle betreibt gemeinsam mit dem Journalisten Jan Dimog ein Digitalmagazin zur Baukultur. Auf thelink.berlin erzählen sie seit Jahren von ihren Entdeckungen in Europa, speziell von den Verbindungen zwischen Mensch und Architektur.
Wenn sie nicht unterwegs sind, kuratieren sie u.a. hochrangige Ausstellungen, etwa die Wanderausstellung zur Architektur von Arne Jacobsen.


Gut zu erreichen ist das Große Walsertal von unseren Partnerhäusern in Mellau, Schnepfegg, Schoppernau oder Vandans.

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