Häuser

Unterkünfte von Architekt:innen für Reisefans entworfen: Unsere Sammlung hochwertiger Feriendomizile – auch via Karte. Kennen Sie schon unseren Neuzugang?

Außergewöhnliche Orte und Locations finden – für Workshops, Teamevents, Meetings, Yoga-Retreats oder private Feiern.

Magazin

In Rubriken wie Homestories und Insights hinter die Häuser blicken, Gastgeber:innen besuchen oder Positionen zu aktuellen Themen lesen.

Shop

URLAUBSARCHITEKTUR ist das führende Webportal für architektonisch beispielgebende Ferienhäuser. Wir geben auch preisgekrönten Coffeetable-Bücher heraus – diese sind im Buchhandel erhältlich und in unserem Shop.

Über uns

Was wir machen: ein besonderes Netzwerk für besondere Häuser.

Wie funktioniert Urlaubsarchitektur?

Wie Sie mit Urlaubsarchitektur Ihr Feriendomizil finden und wo Sie es buchen können.

Partner werden

Ihr Haus passt zu Urlaubsarchitektur? Zeit, dass wir uns kennenlernen!

Real Estate

For sale! Hier finden Sie unsere aktuellen Verkaufsangebote. Angebote und Gesuche von spannenden Immobilien.

Newsletter

Jetzt für unseren Newsletter anmelden.


Häuser

Unterkünfte von Architekt:innen für Reisefans entworfen: Unsere Sammlung hochwertiger Feriendomizile – auch via Karte. Kennen Sie schon unseren Neuzugang?

Spaces

Außergewöhnliche Orte und Locations finden – für Workshops, Teamevents, Meetings, Yoga-Retreats oder private Feiern.

Magazin

In Rubriken wie Homestories und Insights hinter die Häuser blicken, Gastgeber:innen besuchen oder Positionen zu aktuellen Themen lesen.

Newsletter

Jetzt für unseren Newsletter anmelden.

Architektonische Wanderungen durch den Bregenzerwald

In zwei Teilen nehmen wir Sie mit auf eine Reise durch den vorderen und hinteren Bregenzerwald – wo Landschaft, Baukultur und Lebensart auf wohltuende wie innovative Weise ineinandergreifen. Teil 1: Der vordere Bregenzerwald.

von Gunnar Brand im Juli 2025

Architektonische Wanderungen durch den Bregenzerwald

Von sanft-hügeligen, grünen bis blumigen Wiesen und dichten Wäldern hin zu schroffen, hohen Bergen. Dazu eine ausgeprägte Baukultur, stolze Handwerksbetriebe und Restaurants, die mit regionalen Zutaten kochen. Das alles ohne jodelnde Folklore und alpenländischen Kitsch. Wer genau das sucht, wird sich wohlfühlen im Bregenzerwald.

Zwischen Bauernhöfen und „Bus:Stops”, zwischen Kapellen und Käsealpen, zwischen Naturgewalt und feinsinniger Gestaltung liegt eine Klarheit, die nicht laut wird, aber lange nachklingt. Für Architektur- und Designbegeisterte eine wohltuende Mischung, die den Alltag schnell vergessen lässt und viel Inspiration liefert.

Landschaft mit Geschichte

Vor einigen hundert Jahren war der Bregenzerwald tatsächlich ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet. Östlich der Stadt Bregenz gelegen, wurde es nach und nach mehr bewirtschaftet und bevölkert. Der Name blieb, wird daher noch immer zusammengeschrieben, und bezeichnet heute eine einzigartige Kulturlandschaft im Alpenraum. Die Bewohner entwickelten früh eine eigenständige Identität und verwalteten sich vom 15. bis 17. Jahrhundert als “Wälderrepublik” selbst. Diese Gene tragen die Wälderinnen und Wälder noch immer in sich und gelten als selbstbewusste, stolze, im positiven Sinne eigenwillige Menschen mit Haltung, eigener Meinung und vielen Ideen.

Auftakt am See mit Kunst und Kaffee

Bevor wir hoch in den “Woid” fahren, legen wir meist kulturellen Zwischenstopp in Bregenz ein. Auch nach vielen Besuchen fasziniert uns das von Peter Zumthor entworfene Kunsthaus Bregenz (KUB) immer wieder aufs Neue.

Der mit 712 geätzten und vorgehängten Glasscheiben verkleidete kubische Baukörper reflektiert Sonne, Wolken und Umgebung zu jeder Jahres- und Tageszeit anders und strahlt eine gewisse Ruhe und Selbstverständlichkeit aus. Welche Künstlerin oder welcher Künstler gerade gezeigt wird, schauen wir vorab gar nicht mehr nach. Denn egal, ob bekannt oder unbekannt, ob Malerei, Fotografie oder Installation – alle Ausstellungen haben uns ausgesprochen gut gefallen. Sie sind inspirierend, lassen einen über den eigenen Tellerrand hinausblicken und regen oftmals zum Austausch und Nachdenken an.

Die archaischen Innenräume, bestehend aus drei Zutaten – Beton, Licht und Ruhe – bieten der Kunst eine ideale Bühne und stellen sie in den Mittelpunkt. Wer sich nach langer Auto- oder Zugfahrt eher mit der Geschichte Vorarlbergs beschäftigen möchte, besucht das Vorarlberg Museum – nur ein paar Schritte vom KUB entfernt. Der von Cukrowicz Nachbaur Architekten gestaltete Museumsbau überrascht auf vielen Ebenen: von der Fassade über den lichtgefluteten, überdachten Patio bis hin zu besonderen Ausblicken in die Umgebung.

Nach der Kunst- und Kaffeepause geht die Fahrt weiter. Nicht den schnellen Weg durch den Tunnel, sondern über die Landstraße schlängeln wir uns hoch in den vorderen Bregenzerwald. Immer wieder eröffnen sich überraschende Blicke über grüne Wiesen und Berge. Die Natur schiebt sich immer mehr ins Blickfeld und lässt den Puls ruhiger schlagen.

Links und rechts erblickt das Auge erste Gebäude und Häuser, die erahnen lassen, dass hier auch schon in früheren Jahrhunderten Wert auf gute, funktionale Architektur gelegt wurde.

Mobilität und Andacht in Krumbach  

Den ersten Stopp legen wir in der kleinen Gemeinde Krumbach. Seit dem Projekt BUS:STOP kennt das Dorf Krumbach nahezu die gesamte Architekturwelt. Sieben international bekannte Architekturbüros entwarfen 2010 auf Einladung von kultur krumbach und dem Architekturzentrum Wien jeweils eine Haltestelle. Die Vision dahinter: eine Verbindung zwischen Alltagsmobilität, regionaler Baukultur und internationalem architektonischem Diskurs zu schaffen.

Gleichzeitig sollte ein Zeichen gesetzt werden – gegen das Verschwinden ländlicher Busverbindungen. Die Architektinnen lieferten die Entwürfe, lokale Partnerarchitektinnen und Handwerksbetriebe setzten sie um. So entstanden sieben ganz unterschiedliche Buswartehäuschen und ein fruchtbarer Dreiklang: visionäre, internationale Konzepte – regionale Expertise und Materialwissen – Handwerkskunst aus dem Bregenzerwald.

Das Honorar für die Büros? Ein Flug, eine Woche Aufenthalt – mehr nicht. Ein tolles Beispiel dafür, wie Baukultur im ländlichen Raum funktionieren kann: durch Mut, Kooperation und Leidenschaft zur Gestaltung.

Doch in Krumbach gibt es noch mehr zu entdecken. Wir wandern von der Ortsmitte Richtung Unterkrumbach über Au zur Kapelle Salgenreute. Im Frühling, wenn die Gräser saftig grün sind und die ersten Wildblumen wachsen, ist es besonders schön, durch die Wiesen zu spazieren. Schon bald erhebt sich die Kapelle und thront auf einem Nagelfluh-Rücken. Von der Straße führt ein schmaler Pfad in einem großen Bogen auf die geschindelte Kapelle mit dem steilen Dach zu. So bekommt man ganz beiläufig einen Eindruck von der schlichten, präzise austarierten Form. Die alte Lourdes-Kapelle war nicht mehr zu sanieren und wurde abgerissen. Der Krumbacher Architekt Bernardo Bader entwarf mit seinem Team das sakrale Bauwerk. Gebaut wurde es von einheimischen Handwerksbetrieben und der tatkräftigen Unterstützung von mehr als 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern – ein echtes Gemeinschaftswerk.

Der mit Lärchenschindeln verkleidete Baukörper ruht auf einem Sockel aus Alberschwender Kalkstein. Er orientiert sich an einem klassischen Motiv: Längsschiff mit Apsis. Die Schindeln umhüllen gleichsam Wand und Dach. Mittlerweile schon vergraut, schimmern sie auf der Nordseite silbrig und samtig. Es gibt keinen Dachüberstand, keine Dachrinne, keinen Turm oder sonstige dekorative Elemente. Der Baukörper wurde so maximal reduziert und wirkt dadurch sehr zeichenhaft und körperhaft – je nach Blickwinkel. Der Bogen führt direkt auf den Eingang zu. Dieser springt zurück und markiert so den Übergang von außen nach innen. Die mit Messingstreifen behauene Tür eröffnet den Weg in den schlichten Innenraum.

Der erste Blick schweift unweigerlich durch das Fensterband am Ende der Apsis – direkt in die Natur. Nichts versperrt den Blick. Der Altar wurde aus der Mitte gerückt, und die Madonna aus dem Vorgängerbau wurde seitlich an die Wand montiert. Der Raum besticht durch schlichte Eleganz, gezielte Lichtführung und eine ganz eigene Atmosphäre. Eine Einladung zur Stille – und zur bewussten Begegnung mit dem Raum, der Welt und sich selbst.

Mit diesem beschwingten und gleichzeitig beruhigten Gefühl wandern wir weiter. Unser Ziel ist der Mooraum, der von der Arbeitsgemeinschaft Bernardo Bader Architekten, Rene Bechter und Paul Steurer entworfen wurde. Ein schwebender, gestrickter Holzbau, der zu einer Pause einlädt. Ein guter Ort für eine Jause und, um in der Natur die Eindrücke des Tages in aller Ruhe sacken zu lassen. Gut gestärkt machen wir uns auf den Rückweg nach Krumbach.

Mehrfach Nutzungen beleben den Ort

Nach einer entspannten Nacht und einem herrlichen Frühstück erkunden wir heute das Dorf Hittisau. Dort befinden sich in einem Gebäude die Freiwillige Feuerwehr, der Proberaum des örtlichen Musikvereins und das Frauenmuseum – eine interessante Kombination.

Wobei: So ungewöhnlich sind sie nicht, die „Multi-Use“-Strategien hier im Bregenzerwald. Denn schon in den traditionellen Einseithöfen finden sich drei Nutzungen: Ganz hinten wird das landwirtschaftliche Gerät gelagert, in der Mitte befindet sich der Stall mit darüberliegendem Heuboden und ganz vorne der bewohnte Teil.

Diese effiziente Gebäudestruktur machten sich Cukrowicz Nachbaur Architekten zu eigen und bringen Funktion, Kultur und Gemeinschaft architektonisch verknüpft in einem Baukörper unter.

Unten, in den Hang geschoben, liegt der betonierte Sockel mit großen, verzinkten Toren – hier ist die Feuerwehr untergebracht. Aufgesetzt: ein kubischer Holzkörper aus unbehandelter Weißtanne für das Museum und das Probelokal. Es gibt nicht viele Frauenmuseen – und schon gar nicht im ländlichen Raum. Ein Besuch lohnt sich, denn die Ausstellungen sind thematisch klug verwoben mit den alltäglichen Herausforderungen, Ausbeutungen und Benachteiligungen von Frauen.

Ein kurzer Spaziergang über die Bergwiesen führt vom Ort aus hinauf zum Känzele, einem Wald-Lehr-Raum, der als Projekt von drei Absolventinnen der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Rankweil entworfen wurde.

Im Anschluss schnüren wir gleich noch einmal die Wanderschuhe. Zur Auswahl stehen zwei unterschiedliche Routen. Wer höher hinaus möchte, wandert auf den Hochhädrich. Genau über den 1.565 Meter hohen Gipfel verläuft die deutsch-österreichische Grenze. Der 360°-Panoramablick in die Bergwelt ist erhaben – und mit etwas Wetterglück sieht man auch den Bodensee. Es gibt leichte oder auch schwierigere Touren auf diesen Berg. Wer gut in Form ist, geht weiter Richtung Falken. Der Weg führt über einen schmalen Grat.

Schwindelfrei, gut geübt, mit festem Schuhwerk und frei von Höhenangst sollte man sein, um diese Passage zu meistern. Belohnt wird man mit spektakulären Ausblicken.

Wer es gemütlicher mag, wandert vom Wanderparkplatz Lecknertal die Lecknersee-Runde. Sie führt durch das Tal unterhalb der imposanten Nagelfluhkette. Zwei Alpen laden zum Verweilen und zu einer leckeren Jause ein. Im Frühling und Herbst begegnen einem nur wenige andere Wanderer.

Die Natur ist stärker

Unsere Rundtour durch den vorderen Bregenzerwald beenden wir in der Gemeinde Sibratsgfäll. Dort ist es normal, dass sich die Erde bewegt – im Jahr nur wenige Zentimeter. Hier treffen zwei Erdschollen aufeinander, die sich unterschiedlich schnell Richtung Tal schieben. Doch 1999 wurden aus Zentimetern viele Meter. In 70 Meter Tiefe sammelte sich Wasser der Schneeschmelze und Regenfälle auf einer Lehmschicht – und auf einer Fläche von 250 Fußballfeldern rutschte der Hang ab. Eine Masse von 80 Millionen Kubikmetern riss sechs Kilometer Straße, 60 Hektar Wald, 100 Hektar Wiesen und 18 Gebäude mit sich.

Gottseidank konnten die Bewohner des Ortsteils Rindberg rechtzeitig evakuiert werden. Die Häuser und eine Kapelle waren allerdings nicht mehr bewohnbar.

Statt sprichwörtlich „Gras über die Erdmassen wachsen zu lassen“, entschied sich die Gemeinde, diese Naturkatastrophe sichtbar zu machen. Den Gestaltungswettbewerb konnte ein heimisches Duo aus Architektur- und Grafikbüro für sich entscheiden: die Architekten Innauer Matt aus Bezau und Super BFG aus Egg. Sie entwarfen die Georunde Sibratsgfäll, die auf 4,3 Kilometern Rundwanderweg 13 Stationen bietet, die die Naturgewalt eindrucksvoll in menschlich erfahrbare Dimensionen übersetzen.

Der Start erfolgt an „Felbers schiefem Haus“. Dieses ehemalige Ferienhaus wurde um 18 Meter verschoben und weist nun eine Neigung von 15° auf. Es kann – bei Anmeldung – auch von innen besichtigt werden. Die Stationen „Gewandertes Haus“ und „Die Marienkapelle“ verdeutlichen die unvorstellbaren Ausmaße der Geländebewegungen. Häuser wanderten bis zu 38 Meter, die Marienkapelle 180 Meter und Alphütten bis zu 240 Meter. „Die schiefe Tanne“ wurde um 200 Meter verschoben und versucht nun, wieder gerade zu wachsen. Die Natur hilft sich – und mit einem Seil wird der Tanne zusätzlich Halt gegeben.

Die Raststation „Wohnen in der Schräge“ lädt zu einer schiefen Pause ein. Der stählerne Kubus „Alles im Lot“ ist eine scheinbar klare geometrische Form. Doch der Boden ist schief, die Wände spiegeln, der Horizont ist verzogen. Der Körper reagiert: Man gerät leicht ins Wanken, der Gleichgewichtssinn spielt verrückt. Die eigene körperliche Stabilität wird infrage gestellt – obwohl man „nur“ steht. Vielleicht gibt es keinen besseren Ort, um das Wesen der Bregenzerwälder zu verstehen: Hier bleibt nichts stehen – aber alles hat seinen Platz.


Text: Gunnar Brand. Der zweite Teil seiner architektonischen Wanderungen durch den Bregenzerwald erscheint im Oktober 2025.

Fotos: Georunde Sibratsgfäll (Titelbild) © Adolf Bereuter, Kunsthaus Bregenz (1, 2) © Markus Tretter, Kulturlandschaft Bregenzerwald (3) © Markus Gmeiner / Vorarlberg Tourismus, Traditionelles Bregenzerwaldhaus (4) © Oostenrijk TV / Bregenzerwald Tourismus, Bus:Stop Krumbach(5) © Ian Ehm / friendship.is, Bus:Stop Krumbach (6) © Alex Kaiser / Bregenzerwald Tourismus, Bus:Stop Krumbach (7) © Albrecht Imanuel Schnabel / Vorarlberg Tourismus, Kapelle Salgenreuthe (8) © Michael Meusburger / Bregenzerwald Tourismus, Kapelle Salgenreuthe (9) © Ulrich Stefan Knoll, Moorraum (10, 11) © Cornelia Kriegner / Bregenzerwald Tourismus, Frauenmuseum Hittisau (12) © Angela Lamprecht, Wald-Lehr-Raum Känzele Hittisau (13) © Ulrich Stefan Knoll, Wald-Lehr-Raum Känzele Hittisau (14) © Johannes Fink / Bregenzerwald Tourismus, Blick auf den Bodensee (15) © Ian Ehm / friendship.is, Lecknersee (16) © Alex Kaiser / Bregenzerwald Tourismus, Georunde Sibratsgfäll (17, 18) © Adolf Bereuter, Gunnar Brand (19) © Janne Reichert

URLAUBSARCHITEKTUR-Häuser im Bregenzerwald

0 Kommentare

Ihre E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem * markiert
Bei Buchungsanfragen wenden Sie sich bitte direkt an die jeweiligen Vermieter. Wie funktioniert URLAUBSARCHITEKTUR? Lesen Sie unsere FAQ.